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Letzte Aktualisierung: 26.04.2024

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Alte Musik in den Bergdörfern der Vorpyrenäen

von Gesine Unverzagt

(19.07.2017) „Seit 2011 bemühen wir uns, die unbekannte Region der Vorpyrenäen durch Europas größtem Festival für Alte Musik attraktiv zu gestalten und das grenzüberschreitend“, sagt Josep Maria Dutrèn, künstlerischer Direktor des „Festival de Musica Antiga dels Pirineus“ (FeMAP). „2016 waren es 43 Konzerte in 28 Dörfern - meist in Spanien, aber auch in Frankreich und Andorra.“

Bildergalerie
Das Dorf Gosól ist umgeben von hohen Bergen
Foto: Gesine Unverzagt
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Konzet in Avia im Rahmen des Festivals FeMAP
Foto: Gesine Unverzagt
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Marktplatz des Dorfes Gosól
Foto: Gesine Unverzagt
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Kammerchor Companyia Musical in Avia
Foto: Gesine Unverzagt
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Frau mit dem Brot auf dem Kopf Picassozeichnung in Gosól
Foto: Gesine Unverzagt
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Bergwelt Nordspaniens
Foto: Gesine Unverzagt
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Sant Esteve d`Olius Kirche
Foto: Gesine Unverzagt
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Vergessene romanische Kapelle in den Bergen
Foto: Gesine Unverzagt
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Durch FeMAP entdecken Kulturreisende nun musikalische und kunsthistorische Highlights von Kataloniens Norden. Diese unbekannte Gegend bietet mit einer Vielzahl romanischer Kirchen den perfekten Rahmen für Alte Musik. Neben den Konzerten bietet das Festival auch Kloster- und Kirchenführungen. Auch Wanderungen durch eine gigantische, dichtbewaldete Bergwelt mit Picknick und anschließendem Konzert locken immer mehr Gäste ins katalanische Hinterland.

In dem Bergdorf Avià tritt die Companya Musical aus Barcelona auf. Ihr Repertoire besteht aus vergessenen Barockgesängen regionaler Komponisten aus dem 16. und 17. Jahrhundert. „Das Festival wird immer bekannter, immer mehr interessierte Touristen kommen in diese abgelegene Gegend Kataloniens. Es sind Gäste, die nicht nur Strand und Sonne suchen, sondern auch Freude an unserer vergessenen Kultur haben. Barcelona, wo sich Touristen auf die Füße treten, ist nur eine Autostunde entfernt“, berichtet Josep Maria Dutrèn in der Sakristei der Pfarrkirche Saint Marti d´Avia nach dem bejubelten Chorkonzert.

Auf einem der Wanderwege überqueren wir eine Sandsteinbrücke aus dem 13.Jahrhundert über den rauschenden Fluss Llobregat, wonach es auf einem alten Pilgerpfad steil nach oben geht. Dort hoch oben auf einem Berg der Vorpyrenäen thront die Pilgerkirche Sant Quirze de Pedret. Die Kirche aus dem 9.Jh. gilt als eine der am besten restaurierten Gotteshäuser der Präromanik. Kunsthistoriker schätzen nicht nur die romanische Architektur des Kirchenbaus, sondern auch die wertvollen Fresken im Innenraum. Wegen der Enge finden hier nur Kammerkonzerte statt.

Ganz anders im Castell oberhalb des Ortes La Seu d´Urgell. Als Professorin für Barockvioline stellt Amandine Beyer mit ihrem Ensemble Gli Incogniti mit Werken von Henry Purcell ihr Können unter Beweis. Die Festungsanlage, heute ein Luxushotel, ist perfekter Ort für ein besonderes Konzert. Die Bischofsstadt La Seu d´Urgell hat auch sonst viel zu bieten, wie z.B. die mächtige Kathedrale Santa Maria, die in bestem romanischen Stil im 11. Jh. entstand. Auch hier und in der benachbarten Kapelle finden FeMAP-Konzerte statt. Etwas außerhalb der Stadt besuchen wir die kleine, romanische Kirche Sant Esteve d’Olius. Um dort in der engen, dunklen Krypta überhaupt etwas zu erkennen, ist eine Taschenlampe zweckdienlich.

Wer in den heißen Sommermonaten an Wanderungen teilnimmt, sollte am besten schon am frühen Morgen losziehen und nicht vergessen, sich vor der intensiven Sonne zu schützen. Die Wanderwege sind gut gekennzeichnet, die Landschaft lieblich bis spektakulär. An Tafeln werde Flora und Fauna erklärt, leider häufig nur auf Katalan, was selbst für Spanisch Sprechende schwierig zu verstehen ist.

Im Städtchen Solonas lernen Besucher auch riesige Puppen kennen, Gigantes genannt, die prächtig dekoriert bei dortigen Prozessionen eine wichtige Rolle spielen. Auch der Besuch eines Korbflechters, der die Körbe immer noch traditionell in mühseliger Handarbeit herstellt, ist im Programm.

Auf eine der Wanderungen erreichen wir das idyllische Dorf Gósol. Wir erfahren, dass Picasso sich hier mehrere Monate auf Anraten seines Arztes mit seiner damaligen Freundin Fernande Olivier aufhielt. Ein kleines Museum zeigt Kopien seines Schaffens während er dort lebte. Die Motive fand er im täglichen Dorfleben, u.a. die Dame mit Broten, wobei eine Frau, wie früher in den Dörfern üblich, Brot auf dem Kopf transportiert. Auf dem Marktplatz auf dem Brunnensockel steht heute als Denkmal die Nachbildung des berühmten Gemäldes. Man sagt das Bild hätte Fernandes Gesicht.

Wer in den Sommermonaten nach Barcelona reist, dem sei unbedingt ein Abstecher in die kühlere Bergwelt des Hinterlandes empfohlen. Sie lockt nicht nur mit Kunstgeschichte, Musik und wunderbarer Natur - kleine Restaurants in den Bergdörfern überraschen mit hervorragender Kulinarik. So auch in Gosósol. Im Restaurant El Forno am Marktplatz werden delikate Kreationen aufgetischt, begleitet von köstlichem Wein.

Tipps & Informationen
Anreise:
Günstige Flüge nach Barcelona bieten zahlreiche Billigfluglinien an. Am besten ist das Hinterland Barcelonas mit einem Mietwagen zu erkunden.

Übernachtung
Hübsches Landhotel Cal Majoral zwischen Barcelona und Solsonas DZ ab 70€. www.calmajoral.com
Hotel La Freixera in Solsonas, restauriertes Gebäude im historischen Stadtzentrum. DZ/F ab 120 Euro. www. lafreixera.com;
Der Parador in La Seu d'Urgell liegt direkt neben der romanischen Kathedrale. DZ ab 100 Euro. www.parador.es/de.

Auskunft:
Im Juli und August findet das Festival de Música Antiga statt. Im Eintrittspreis ist eine geführte Besichtigungstour enthalten. Mehrere Konzerte können auch als Paket mit Übernachtung gebucht werden.

www.femap.cat/en
www.katalonien-tourismus.de
www.spain.info/de