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Letzte Aktualisierung: 25.04.2024

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210mal Rheingau - ihre Menschen und Geschichten

von Karl-Heinz Stier

(16.08.2018) Es gibt im Rheingau vieles zu entdecken, Bekanntes und Unbekanntes, auch Geheimtipps von seinen Einwohnern. Die geographische Region im Südwesten von Hessen – und das ist nicht übertrieben – zeichnet eine fast paradiesische Landschaft aus, zahlreiche Welt-kultur-Erbstätten und sie gehört zu den beliebtesten Wohngebieten inmitten des Rhein-Main-Gebietes. Land und Fluss harmonieren in einer gelungenen Symbiose.

Buchtitel
Foto: Karl-Heinz Stier
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Als Karl der Große die frühe Schneeschmelze in den Rheingauer Hängen entdeckte, war der Rheingau so verschlafen wie viele Regionen im Hessenland. Doch dann wurden Schlösser,  stattliche Palais, Burgen und Klöster gebaut, Weinberge angelegt, die Weltruhm erlangten, Gasthäuser  eröffnet. Viele Dichter und Denker erkoren sich den Rheingau als Sehnsuchtsziel. Jedes Jahr besuchen Millionen von Menschen aus der ganzen Welt die Kulturlandschaft zwischen Wicker und Lorchhausen. Es ist daher sicher kein Zufall, dass es viele Bücher über den Rheingau gibt.

Zwei sollen  erwähnt werden, die über das „feins Ländlein“, über seine Orte, Menschen, Bilder und Geschichten Kurzberichte veröffentlichten. Zum einen „Neunundneunzig Mal Rheingau“, geschrieben von zwei waschechten Rheingauerinnen: Lydia Malethon und Sabine Fladung. Wer weiß schon , dass es Anfang der 20er Jahre des letzten Jahrhunderts einen „Freistaat Flaschenhals“ gab, in dem  17 000 Menschen in Lorsch und  Umgebung lebten. Er entstand durcheine  unachtsame Behördenakte der französischen und amerikanischen Siegermächte. Sogar  eigens gedruckte Banknoten waren dort als Zahlungsmittel im Umlauf.

Die beiden Autorinnen, für die der Rheingau Herzensangelegenheit und Heimat zugleich ist, zeigen  das historisch gewachsene Kulturland mit seinen Facetten und geben Tipps zur Freizeitgestaltung, Einkehr und zum Wandern. Die Germania und Schloss Vollrads, das Kloster Eberbach, den Weingenuss beim Winzer -  Klassiker, die jeder kennt. Aber was hat es mit der Lorcher Rieslingorgel auf sich? Wo kann man in einem Weinfass übernachten? Warum gibt es im Rheingau eine WineBank? Wieso braucht Django hier keine Monatskarte,  und was ist das Erfolgserlebnis von Hajos „Gnoom“?  Und schließlich: wo kann man getrost im  Wasser baden oder im Hafen der Ehe vor Anker gehen? „99 x Rheingau“ hat Antworten parat.

Einige Monate davor hat HP Mayer, ein waschechter Einheimischer, den Rheingau erforscht. Er hat seinem Buch den Titel „111 Orte, die man unbedingt gesehen haben muss“  gegeben. Er liebt die Landschaften, den Wein und vor allem die „offenherzigen Menschen seiner Heimat“. Sein Ziel:  bislang verkannte oder unbekannte, selten besuchte, unscheinbare Orte mit ihren Bewohnern aufzuspüren, die durch Besonderheiten herausragen.

So machte er auf eine Seltenheit am Wallufer Rheinufer aufmerksam, wo jeden Sonntag und Feiertag von April bis Oktober eine Fahrradfähre nach Budenheim auf die andere Rheinseite pendelt. Der Transport kostet 3 Euro, zwei Euro ohne Fahrrad – und ein Familienhund darf auch mit – für 50 Cent. Hubertus Nikolay betreibt das schwimmende Gefährt in der 5. Generation mit seiner Frau und den  zwei Söhnen. Es ist die fünfte Rheinfähre zwischen Wiesbaden und Koblenz. Im Rheingau gibt es 3 Autofähren und eine Personenfähre. Die Wallufer Überfahrt ist die eine außerordentliche Möglichkeit auf die „eebsch Seit“ zu kommen.

Weiter berichtet Mayer über das Geisenheimer Kino - früher Linden-Theater -. Für mehrere Generationen ist es ein fester Bestandteil ihrer Jugenderinnerungen mit legendären Filmnächten, die „feine Ecke“ in Hochheim im MutterKindZentrum, dem etwas anderen Teefachgeschäft von Simone Kaus, wo man auch für die Frühgeborenen passende Mützchen, Söckchen, Pulswärmerchen und Stirnbänder stickt. Interessant sind auch die Wisperforellenteiche in Lorch. Hier schwimmen 15 000 Fische von Siegbert Seitz im Forellenhof an der Lauksburg und von wo die Wisperforellen als Delikatesse in Rheingauer Restaurants geliefert werden und schließlich die erleuchtete Basilika im Kloster Eberbach. In Lesungen, bei Musik und Lightshows, wird gezeigt, wie Menschen im Kloster gefühlt und gelebt haben.

Beide Bücher haben dem Rheingau neue und markante Mosaiksteine hinzugefügt und die Literatur über die Region im südwestlichen Hessen bereichert.

Wer sich näher informieren will, hier die für den Buchhandel wesentliche Angaben:

„Neunundneunzig Mal Rheingau“ ISBN 987-3-86314-327-5 erschienen im Concon Verlag Hanau (14.80 Euro)

„111 Orte im Rheingau, die man gesehen haben muss“. ISBN 978-3-95451-918-7 im Emons-Verlag GmbH (16.95 Euro)

 

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