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Letzte Aktualisierung: 26.04.2024

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„Wettbewerb um die guten Töpfe wird weitergehen“

IHK Frankfurt nennt Herausforderungen für 2030

von Karl-Heinz Stier

(13.07.2018) Frankfurt und die Metropolregion Frankfurt-Rhein-Main sind und bleiben eine Wachstumsregion. Darauf weist die IHK Frankfurt in ihren prognostizierten Herausforderungen für die Region bis 2030 hin.

Prof. Müller (Mitte) beim Pressegespräch mit seinen Mitarbeitern
Foto: Karl-Heinz Stier
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So wird sich die Zahl der Menschen, die in FrankfurtRheinMain wohnen, die derzeit bei 5,7 Millionen liegt, in den nächsten 12 Jahren auf 5,9 Millionen erhöhen. Damit einher gehe auch die Zahl der sozialpflichtigen Beschäftigten in fast gleicher Relation - von nunmehr 2,3  auf 2,5 Millionen.

Das hat freilich Konsequenzen für die Wohnraumsituation in diesem Ballungsraum. Wie IHK-Präsident Prof. Mathias Müller bei der Prognose-Vorlage erläuterte, werden 2030 im IHK Bezirk Frankfurt knapp 75 000 Wohnungen fehlen, im hessischen Teil der Metropolregion rund 130 000 Wohnungen. „Aber wir kommen um die Reaktivierung bestehender Flächen und die Ausweisung neuer Baugebiete in Frankfurt und der Region nicht herum. Wir erleben in der Debatte um potenzielle Wohnquartiere gerade, dass die einzelnen Projekte gegeneinander ausgespielt werden. Das gelte für den neuen Frankfurter Stadtteil an der A 5 als auch für ein Wohngebiet am Main-Taunus-Zentrum, alle Projekte dieser Art müssen weitergedacht und verwirklicht werden. Die Menschen kommen zu uns und wir müssen sie unterbringen“.

In diesem Zusammenhang appellierte der IHK Präsident  an die Landesregierung, einen Erlass eines Planungsbeschleunigungsgesetzes auf den Weg zu bringen, der Planungsgrundlagen optimiert. Das deutsche Planungs– und Genehmigungsrecht sollte von unnötigem Ballast befreit werden. Weiterhin fordert er die Landesregierung auf, die pauschale Festlegung im Landesentwicklungsplan von jeweils 400-Meter-Abständen auf beiden Seiten von Hochspannungsleitungen zu überdenken. Projektbezogene Gutachten und fallbezogene Schutzlösungen waren ein besserer Weg als pauschale Abstände.

Die IHK-Herausforderungen weisen auch darauf hin, dass der Anteil von Menschen, die in die Region ziehen, immer mehr zwischen Arbeitsplatz und Wohnort pendelt. Nur 20 Prozent der Beschäftigten in der Metropolregion arbeiten nicht in FrankfurtRheinMain, sondern außerhalb. Schon heute seien die Straßen in der Region oft überlastet. Entlastung bringt nur das Vorantreiben der geplanten Schienenausbauprojekte, wie z.B. der Bau der Regionaltangente West (RTW), der Ausbau der  Nordmainischen S-Bahn und der Ausbau- und Neubau der Strecke Frankfurt-Hanau-Fulda.  Ein Schienenring um Frankfurt ließe sich aus  der RTW als erstem Element entwickeln.

Prof. Müller wies auch nachdrücklich darauf hin, dass im Zuge der Wachstumsdynamik der Fachkräftemangel sich zu einem Bremsklotz für die positive Beschäftigungsentwicklung und einem Risiko für Unternehmer entwickle. Aktuell fehlten bereits 163 000 Fachkräfte. Bis zum Jahr 2030 könne  diese Lücke auf rund 250 000 Fachkräfte anwachsen. Vor allem beruflich Qualifizierte fehlten.

Schließlich ging der Präsident auch auf den Brexit ein. Nach seiner Auffassung werden die negativen Auswirkungen trotz der engen wirtschaftlichen Beziehungen zu Großbritannien („England ist der viertgrößte Partner der deutschen Wirtschaft“) überschaubar bleiben. Die negativen Entwicklungen in einigen Branchen (z.B. Automotive) und die positiven  Effekte in andren Branchen (z.B. Finanzen und Versicherungen) dürften sich in FrankfurtRheinMain weitgehend gegenseitig aufheben. Deutliche Beschäftigungsimpulse seien durch den Brexit für die Region Frankfurt nicht zu erwarten.  „Wir werden mit einem blauen Auge davon kommen“, meinte abschließend Prof. Müller.