Letzte Aktualisierung: 22.01.2025
Zukunft Deutscher Film
von Ilse Romahn
(22.04.2024) Zuversichtlich endete der 4. Kongress „Zukunft Deutscher Film“ in Frankfurt. Alexander Kluge, Elisabeth Bronfen, Albert Serra, Bill Anderson, Kazimierz Suwała, Juliette Prissard und viele weitere Persönlichkeiten der europäischen Filmszene diskutierten drei Tage lang die Zukunft der Filmkultur.
Zahlreiche Panels und Workshops bewiesen, wie wichtig der intensive Austausch zwischen den verschiedenen Akteurinnen und Akteuren der Filmbranche ist. Dabei ging es im Hinblick auf die bevorstehende Europawahl im Juni nicht nur um die deutsche und europäische Filmpolitik. Das aktuelle politische Klima in Europa wurde ganz allgemein in den Blick genommen.
Dass der 4. Kongress Zukunft Deutscher Film in diesem Jahr Bezug auf allgemeine gesellschaftliche Fragen und Politik nahm, war eine bewusste Entscheidung der Kuratorinnen und Kuratoren. Der Filmkritiker Rüdiger Suchsland, der einige Veranstaltungen moderierte und den Kongress mitorganisiert hat, erklärte: „Der Film reflektiert immer auch die Gesellschaft, also sollte es in den Debatten eines Filmfestivals auch um die Gesellschaft gehen.“ Dementsprechend besuchten nicht nur Filmschaffende, sondern auch Persönlichkeiten aus Politik und Gesellschaft den Frankfurter Kongress, der parallel zum 17. LICHTER Filmfest Frankfurt International stattfand.
Neben Veranstaltungen zum Thema Kinoarchitektur und den Einflüssen des europäischen Films diskutierten die Teilnehmenden über die Bedeutung von Kunst und Kultur für die Demokratie. Die ehemalige Kulturstaatsministerin Monika Grütters (MdB) sagte auf dem Panel „Keine Demokratie ohne Kultur“: „Die Freiheit der Kunst und die Freiheit der Meinungsäußerung muss verteidigt werden. Loses Nützlichkeitsdenken ist keine Antwort.“ Grütters übte außerdem Kritik an ihrer Nachfolgering Claudia Roth und deren Entwurf für das neue Filmfördergesetz, das auf der diesjährigen Berlinale vorgestellt wurde.
Eine zweiteilige Agora brachte unterdessen Wissenschaftlerinnen, Praktiker und Publikum in einem interdisziplinären Dialog zusammen. Sie diskutierten über Europa im Film und die Autorenrolle, die den Filmschaffenden zuteilwerde. Darüber hinaus widmeten sie sich der Identität Europas. Diskutiert wurden Wege, Europa zu erleben und ein gemeinschaftliches Gefühl zu stärken. Letztlich ging es aber auch um die Kritik an Europa. In Bezug auf die Idee von Europa und deren Zukunft betonte Suchsland: „Kritik ist wichtig, darf aber nicht in Selbstzweifel ausarten. Manchmal kritisieren wir Dinge, auch wenn wir sie nicht verstehen.“
Der Abschlusstag stand dann unter dem Motto „Die Zukunft des deutschen Films“. In einem Rückblick auf die angekündigte Reform des Filmförderungsgesetzes sprach die dreifach für den Deutschen Filmpreis Nominierte, Ayşe Polat, über den Autorenfilm und die Zukunft des deutschen Films. Sie kritisierte, dass der hiesige Autorenfilm nicht wertgeschätzt werde. Es drohe der Niedergang des deutschen Films: „Wir haben zu viele Antworten und zu wenige Fragen.“ Die Autorenfilm-Veteranin Jutta Brückner äußerte sich ebenfalls zum Thema. Sie stellte zehn Thesen zur Lage des Films in Deutschland vor. Darin beklagte sie die Bürokratisierung der Filmförderung auf allen Ebenen und beschrieb die Bürokratie als eine Festung, die vor allem sich selbst schütze. In ihren abschließenden Worten rief sie zur Entlastung für die Filmschaffenden auf: „Befreit die Macherinnen und Macher!“
Gregor Maria Schubert und Johanna Süß, das Leitungsduo des Frankfurter Lichter Filmfests, das auch den Kongress ausrichtet, gab übereinstimmend zu verstehen:„Unser Filmfestival zeigt gute Filme, unser Kongress schafft bessere Filme!“
LICHTER Filmfest Frankfurt International, LICHTER Filmkultur e.V.