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Wohlfahrtsverbände warnen vor Zusammenbruch sozialer Infrastruktur

Umfrage zur finanziellen Lage sozialer Arbeit

Ein Drittel der sozialen Einrichtungen in Hessen musste wegen Geldmangels bereits Angebote und Leistungen für Klienten einschränken oder sogar ganz einstellen. Das ist das Ergebnis einer bundesweiten Umfrage von Arbeiterwohlfahrt (AWO), Paritätischem Wohlfahrtsverband und der Diakonie Deutschland.

Die Wohlfahrtsverbände warnen vor einer Katastrophe für die soziale Infrastruktur und fordern den Bund auf, von angekündigten Haushaltskürzungen Abstand zu nehmen. Notwendig ist vielmehr ein ambitionierter steuer- und finanzpolitischer Kurswechsel.

„Auch bei den anstehenden Koalitionsverhandlungen in Hessen muss die Sicherung sozialer Angebote das zentrale Thema sein“, so Dr. Yasmin Alinaghi, Landesgeschäftsführerin des Paritätischen Wohlfahrtsverbands Hessen. „Gerade in Krisenzeiten ist eine stabile soziale Infrastruktur unverzichtbar, auch für den gesellschaftlichen und demokratischen Zusammenhalt.“

In Hessen mussten laut der Umfrage bereits 32,8 Prozent der Organisationen und Einrichtungen Angebote und Leistungen für Klienten aus finanziellen Gründen einschränken oder ganz einstellen. 56,7 Prozent der Befragten aus Hessen gehen davon aus, kurzfristig Angebote und Leistungen reduzieren zu müssen. „Neben dem drohenden Kahlschlag auf Bundesebene ist zu befürchten, dass in Hessen viele Kommunen den Rotstift im sozialen Bereich ansetzen werden“, sagt Kristina Nottbohm, Referentin für Grundsatzfragen beim Paritätischen Hessen. „Dies ist eine weitere Gefahr für die soziale Daseinsvorsorge.“

Die gemeinnützigen Organisationen und Einrichtungen aus dem gesamten Spektrum sozialer Arbeit, die an der bundesweiten Umfrage teilgenommen haben, verzeichnen durchschnittlich eine Kostensteigerung um 16 Prozent seit Anfang 2022. Fast jede dritte befragte Einrichtung musste zur Kompensation Personal abbauen bzw. plant Entlassungen. Die Möglichkeit, Kostensteigerungen durch höhere Beiträge für Nutzer auszugleichen, scheint weitgehend ausgereizt. Laut der Problemanzeigen aus der Praxis können sich viele, die besonders auf Unterstützung angewiesen sind, Angebote inzwischen nicht mehr leisten, es kommt zu Unterversorgungslagen und neuen Ausschlüssen.