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Letzte Aktualisierung: 16.04.2024

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Wintererlebnisse in den Vogesen

von Ilse Romahn

(29.11.2021) Die Vogesen sind ein Wintermärchen an sich. Ob mit oder ohne Schnee werden Gästen originelle Freizeiterlebnisse geboten.

In einer getreuen Hobbit-Behausung übernachten für eine extra Portion Winterzauber in den Vogesen. Ob Schnee liegt oder nicht, spielt dann keine Rolle mehr.
Foto: La Maison du Hobbit
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Wer den Menschenmaßen in den großen Skigebieten aus dem Weg gehen will, findet in den grenznahen Vogesen eine schöne Alternative. Die ausgedehnten Tannenwälder, Berghöhen und Schneelandschaften erzeugen ein Wintermärchen par excellence. Originelle Unterkünfte laden zum Kuschelurlaub ein. Ein Ausflug mit Schlittenhunden belebt dagegen den Körper und versetzt einem geistig in den hohen Norden. Wer in der Vorweihnachtszeit reist, hat Gelegenheit bei den Glasbläsern von Meisenthal vorbei zu schauen. Die Weihnachtskugeln sind bei Sammlern ein Renner. Kulinariker, die den Duft der Vogesen gastronomisch erfahren möchten, degustieren den Tomme des Vosges, der ätherisches Öl der Vogesentannen enthält.

Weihnachtskugeln für Jäger und Sammler
Die Erfindung der Weihnachtskugel beanspruchen einige Glasbläser-Zentren. Eine dieser Legenden besagt, dass das Baumornament 1858 in den Nordvogesen erfunden wurde. Angeblich verwehrte die Natur den sonst üblichen natürlichen Weihnachtsschmuck durch einen unwirtlichen Sommer. Faktisch belegt produzierte die Glashütte Goetzenbruck, bei Meisenthal, ab 1858 über 250.000 Weihnachtskugeln pro Jahr. Abrupt stellte sie aber 1964 die Tätigkeit ein. Das Centre international de la Verrerie in Meisenthal, kurz CIAV, lud 1998 die letzten Glasbläser ein, die an der Produktion noch beteiligt waren, um ihr Wissen weiterzugeben. 1999 lancierte man in Form einer Studie die erste Auflage zeitgenössischer Weihnachtskugeln. Zur traditionellen Serie aus der ehemaligen Glashütte Goetzenbruck, gesellen sich jährlich durch Designer und Künstler neu kreierte Objekte. Inzwischen gibt es dreißig Modelle in beiden Serien, die aus dem CIAV Meisenthal stammen. Sammler lassen sich keine neue Weihnachtskugel entgehen und auch Normalsterbliche sollten unbedingt eine Kreation aus Meisenthal am Baum hängen. Das CIAV lässt sich jeweils nachmittags besichtigen, außer dienstags.
www.ciav-meisenthal.fr 

Offline und mit der Natur verbunden
Nachhaltigkeitskonzepte sind im Tourismus weit verbreitet. Nutchel gehört dabei zu den Anbietern, die originelle Konzepte umsetzen. Nach dem ersten Forest Village in den belgischen Ardennen eröffnete das Unternehmen im Oktober im Elsass ein zweites. Dazu wurde ein ehemaliges Feriendorf quasi recycelt. Die alten Bauten hat man demontiert, die Baumaterialien teils wiederverwertet während die „Cosy Cabins“ in neuem Glanz und ohne Fundament wiedererstrahlen. Gemäß dem Leitmotiv von Nutchel: offline gehen, um mit sich selbst und seinen Liebsten in Verbindung zu treten, stehen Gästen 37 nachhaltig gebaute Tiny Houses zur Verfügung. Die Ausstattung ist bescheiden gehalten, aber bietet dennoch hohen Komfort. Ganz nach dem „Slow Living-Prinzip“, bei dem simple Erlebnisse wie eine Öllampe anzünden, um ein Lagerfeuer sitzen oder in der Natur kochen elementare Erfahrungen darstellen. Die Tiny Houses mit einer Wohnfläche bis 35 Quadratmetern können 2-6 Personen beherbergen. Sie sind mit Kochecke, feudalen Betten, Dusche und WC, Feuerschale, Terrasse und Grill ausgestattet. Zwei Saunen auf dem Gelände runden das Walderlebnis ab. Erreichbar ist das neue Forest Village in Plaine im Vallée de la Bruche auch mit dem Zug zum Bahnhof Saint-Blaise-la Roche, der knapp 3 Kilometer vom Forest Village entfernt ist. www.nutchel.fr 

Huskys statt Skier
Ein Wintermärchen erlebt man nicht ausschließlich auf Brettern talabwärts. Die verschneiten Wälder der Vogesen geben einem dieses Gefühl auch bei vielen anderen Aktivitäten. Ob es genug Schnee hat oder nicht, spielt jedenfalls keine Rolle bei einem Ausflug mit einer Meute Huskys. Musher und ihre unermüdlichen Hunde finden in den Vogesen ein weites Terrain für den gemeinsamen Sport von Mensch und Tier. Bei Schnuppertouren mit Schlittenhunden fühlen sich die Gäste hier für eine Weile wie in den hohen Norden versetzt. Youk Valley bietet verschiedene Touren an: von der „Taufe“, bei der man eine halbe Stunde im Schlitten sitzt und genießt bis zum Halbtagesausflug, bei dem man lernt, wie der Musher das Gespann vorbereitet. Die Touren starten im Winter von der Langlaufloipe in Sondernach. Sollte Frau Holle streiken, wird der Schlitten durch einen Kart ersetzt. Winterliche Atmosphäre schaffen die weiten Tannenwälder sowieso.  www.youk-Valley.fr 

Der Duft der Vogesen als Käse
Wer nach Frankreich reist, kommt nicht herum, sich mit Käse zu befassen. Auch die Vogesen sind ein Paradies für Käseliebhaber, wobei sich hier nicht alles nur um den bekannten Münsterkäse dreht. Er gehört in dieser Gegend zwar zur DNA, es lohnt sich aber, neue Kreationen zu degustieren. Die Familie Chatelain vom Bauernhof Xatis-Amet im Departement Vosges produziert verschiedene Käsesorten. Vor etwa sechs Jahren kam die Idee auf, einen typischen Winterkäse mit regionalem Bezug zu kreieren. Da die Tannenwälder eines der herausstechendsten Merkmale der Vogesen sind, probte man in diese Richtung. Es entstand ein weicher „Tomme“ mit löchriger Struktur und dem Duft der Tanne. Tatsächlich findet man in den Zutaten ätherisches Öl der Tanne, das in den Vogesen hergestellt wird. Den „Tomme des Vosges“ erhält man vor Ort auf dem Bauernhof Xatis-Amet, in Läden mit regionalen Spezialitäten oder auch in Restaurants kommt er auf die Käseplatte. Der Bauernhof Xatis-Amet selbst gehört zum Netzwerk „Bienvenue à la Ferme“. Besucher können hier direkt einkaufen und es werden Animationen angeboten. So kann man auch mal beim Käsen über die Schulter schauen.  

Bei den Hobbits übernachten
Hier schlagen die Herzen der Fans der Tolkien-Romane bestimmt höher. In Saint-Croix-les-Mines in den Hochvogesen können Gäste nämlich in einer getreuen Nachbildung einer Hobbit-Höhle oder nach Tolkien „Smials“ genannt übernachten. Vincent Kern, der Gastgeber, ist selbst Tolkien-Fan und passionierter Heimwerker. Er baute die Hobbit-Höhle Stein für Stein mit Liebe zum Detail. Die kuschelige Herberge bietet Platz für zwei Personen und ist mit allem Komfort ausgestattet. Frühstück und Abendessen sind im Preis ab 250 Euro pro Übernachtung inbegriffen. Die Tiere des Bauernhofs, Ziegen, Hühner, Gänse und andere, gestalten den Aufenthalt naturnah, während der hausgemachte Ziegenkäse die Mahlzeiten begleitet. Der Ort ist idealer Ausgangspunkt für eine Schneeschuh-Wanderung, die man kostenlos bei Vincent ausleihen kann. Natürlich ist der Aufenthalt auch im Sommer möglich. Denn von der Halbling-Behausung starten viele Wanderwege in die traumhafte Landschaft. www.maisondehobbitvosges.fr
 
Inspirationen zur Destination https://www.massif-des-vosges.com/de