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Letzte Aktualisierung: 28.03.2024

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Wie (un)beliebt ist die Corona-Warn-App?

Studie zeigt: Männer nutzen sie häufiger als Frauen

von Frank Aischmann

(14.01.2021) Forscher aus Berlin und Bochum haben untersucht, welche Personen die Corona-Warn-App in Deutschland nutzen, welche nicht und wie sie ihre Entscheidung begründeten. Laut ihrer Studie setzen vor allem Angehörige einer Risikogruppe sowie jüngere Personen die App zur Kontaktverfolgung ein. Männer nutzen sie häufiger als Frauen, Vollzeitbeschäftigte eher als Personen in Ausbildung.

Personen, die die Corona-Warn-App nicht nutzen, sind dieser Studie zufolge im Durchschnitt älter, weiblich und gesünder. Sie vertrauen anderen im Allgemeinen weniger und befinden sich eher in Ausbildung oder Studium. Dagegen hängen weder Bildungsjahre noch Elternschaft signifikant mit der Nutzung der Kontaktverfolgungs-App zusammen.

Dies fand ein Forschungsteam um Dr. Susanne Bücker von der Ruhr-Universität Bochum und Prof. Dr. Kai Horstmann von der Humboldt-Universität zu Berlin heraus. Die Experten für Persönlichkeitspsychologie befragten im Rahmen der Bochum-Berlin-Covid-19-Längsschnitt-Studie online 1.972 Deutsche im Alter von 18 bis 88 Jahren, ob sie die App nutzen und warum, beziehungsweise warum nicht. Die Studie ist im European Journal of Public Health erschienen.

Unter den 1.972 Studienteilnehmern nutzten 1.291 die Corona-Warn-App. Als Begründung nannten sie vor allem, dass es keinen Grund gäbe, sie nicht einzusetzen. Außerdem würden die Vorteile der App ihre Risiken aufwiegen und sie helfe dabei, die Pandemie zu verlangsamen. Die 681 Studienteilnehmer, welche die App nicht nutzen, hegen vor allem Bedenken in Bezug auf den Datenschutz, die Effektivität der App zur Eindämmung der Pandemie oder sie verfügen über unzureichende technische Möglichkeiten.

Die Corona-Warn-App wurde von der Bundesregierung und dem Robert-Koch-Institut entwickelt, um die Ausbreitung von SARS-CoV-2 einzudämmen. Sie erfasst Begegnungen per Bluetooth-Funktion und warnt die Nutzer, wenn sie mit einer Person in Kontakt waren, die kürzlich positiv auf das Corona-Virus getestet wurde – sofern diese den positiven Befunde selbst in die App eingetragen hat. Kontaktverfolgungs-Apps wie die deutsche „Corona-Warn-App“ sind allerdings erst dann besonders effektiv, wenn sie von vielen Personen aktiviert werden.

Die Studienergebnisse deuten darauf hin, dass Warn-App-Kampagnen vor Veröffentlichung der App die Bedenken von App-Ablehnern zum Datenschutz und zur Effektivität nicht vollständig ausräumen konnten. Das Forschungsteam schlägt vor, dass Personengruppen, die die App durchschnittlich seltener nutzten, Zielgruppe zukünftiger Kampagnen des Gesundheitswesens in der Bekämpfung der COVID-19 Pandemie sein könnten. Jedoch ist weitere Forschung zur Infektionsprävention (inkl. Nutzung von Kontaktverfolgungs-Apps) notwendig, die repräsentative Stichproben nutzt.

(Originalpublikation: “Short report: Who does or does not use the “Corona-Warn-App” and why?” European Journal of Public Health, ckaa239, https://doi.org/10.1093/eurpub/ckaa239)