Letzte Aktualisierung: 02.10.2024
Wie der Lockdown den Alltag verändert
Jeder kann anonymisiert an der Umfrage mitmachen
von Annika Bischof
(11.01.2021) Weihnachten war dieses Jahr anders. Der zweite Lockdown führte die Veränderungen aufgrund der Coronavirus-Pandemie vor Augen. Im bürgerwissenschaftlichen Forschungsprojekt „Logbuch der Veränderungen“ der Hochschule für nachhaltige Entwicklung Eberswalde (HNEE) dokumentieren Bürger ihre Beobachtungen zu Veränderungen im Alltag. Das Projekt analysiert diese Einträge zum gesellschaftlichen Wandel und fragt, wie diese unter Nachhaltigkeitsaspekten zu bewerten sind.
Seit dem 16. Dezember konnte man wieder mitmachen. Das Logbuch der Veränderungen ist seitdem für Einträge von Bürgern wieder zugänglich, nachdem der zweite Corona-bedingte Lockdown eingetreten ist. Ein vierköpfiges Forschungsteam der HNEE möchte herausfinden, wie sich diese Veränderungen auf den Alltag der Bürger auswirken und lädt zur Teilnahme ein, um Erkenntnisse zur Wahrnehmung dieses gesellschaftlichen Wandels zu gewinnen und einer breiten Öffentlichkeit zur Verfügung zu stellen. Teilnehmende können dabei zu folgenden Leitfragen ihre Beobachtungen schildern:
Wie ist Ihr Rückblick auf neun Monate Corona-Pandemie? Welche Veränderungen sind schon Alltag?
Wo beobachten Sie Veränderungen gegenüber dem ersten Lockdown?
Wie wollten Sie Weihnachten feiern? Haben Sie sich zum neuen Jahr etwas Besonderes vorgenommen, das Sie tun möchten?
Bereits am 26. März ging das Logbuch als erstes bürgerwissenschaftliches Forschungsprojekt des HNEE-Forschungszentrums [Nachhaltigkeit – Transformation – Transfer] online. Hierbei wurde gezielt dazu aufgerufen, verschiedene Lebenssituationen aufgrund des ersten Corona-bedingten Lockdowns aus ganz persönlicher Perspektive zu beschreiben. Insgesamt 906 Logbucheinträge, darunter 474 Einträge von Mehrfachschreibern, registrierte das HNEE-Forschungsteam. Die Einträge verteilen sich über drei Erhebungsphasen:
1) 1. Lockdown (26. März bis 19. April 2020) mit 409 Einträgen,
2) erste Lockerungen (20. April bis 24. Juni 2020) mit 419 Einträgen und
3) Neue „Normalität“ (1. bis 15. September 2020) mit 78 Einträgen.
„Die Logbuchschreiber stellen in der qualitativen Tagebuchstudie eine Fülle an Beobachtungen aus ihrem Alltag inmitten drastischer Veränderungen bereit. Das Material beschreibt unmittelbar gesellschaftliche Umbrüche, weil die Bürger praktisch seit Beginn des ersten Lockdowns aus ihrer Perspektive schreiben und auswählen, was ihnen wichtig ist“, erläutert Prof. Dr. Benjamin Nölting vom Forschungszentrum [Nachhaltigkeit – Transformation – Transfer] die besondere Qualität der Daten.
Aus dem Material wurden bislang 25 Alltagspraktiken und Routinen identifiziert, die sich in der Pandemie verändert haben. Das sind Alltagshandlungen, die von den vorhandenen materiellen Voraussetzungen (z.B. Infrastruktur, Dinge, Geräte), den Kompetenzen (z. B. Wissen, Fähigkeiten, Erfahrungen) und dem Sinn, den die Menschen in einer Handlung sehen (z.B. Werte, Motive, Emotionen), geprägt wird. Beispiele sind Spazierengehen, die Planung von Einkäufen, Arbeiten von zu Hause oder Video-Konferenzen.
„Diese Praktiken schauen wir uns genau an, um zu analysieren, wie Menschen die erzwungenen Umbrüche gestalten. Wir fragen, ob sie dadurch eine Veränderungskompetenz erworben haben und ob man diese auch für den Umgang mit Nachhaltigkeitsherausforderungen wie den Klimawandel nutzen kann“, skizziert Nölting den Forschungsansatz.
Das Projekt bemüht sich darum, die Bürgerwissenschaftler noch stärker ins Projekt einzubeziehen. Ergebnisse sollen mit Logbuchschreibern und Bürgern in Online-Workshops diskutiert und gemeinsam bewertet. Weiterhin wird ein Beirat aus Logbuchschreibern gebildet, der die Projektentscheidungen wie z. B. die konkreten Fragen an die Logbuchschreiber oder Phasen der Öffnung und Schließung kritisch begleitet.
Wie kann man mitmachen?
Das „Logbuch der Veränderungen“ ist seit dem 16. Dezember 2020 wieder online zugänglich. Bürger können pseudonymisiert mitmachen. Rückschlüsse auf die Logbuchschreiber können nicht gezogen werden: www.logbuch-der-veraenderungen.org