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Letzte Aktualisierung: 21.03.2025

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Wenn ein Aneurysma lebensbedrohlich wird

Was sind die Risikofakten und wie Symptome und Verlauf

von Norbert Dörholt

(11.03.2025) Die meisten Aneurysmen der Bauchschlagader bereiten ein Leben lang keine Probleme. Mit zunehmender Größe erhöht sich jedoch die Gefahr, dass die Bauchschlagader plötzlich reißt. Dies ist lebensbedrohlich und muss sofort im Krankenhaus operiert werden. Aneurysmen der Bauchschlagader verursachen meist keine Beschwerden. Ein großes Aneurysma kann sich jedoch durch Schmerzen im Rücken, im Bauch oder in der Seite bemerkbar machen.

Wenn die Bauchschlagader reißt, tritt ein plötzlicher und sehr starker Schmerz im Rücken auf, der in die Seite oder in die Leiste ausstrahlt. Er kann begleitet sein von Übelkeit und Erbrechen, starkem Schwitzen oder Kurzatmigkeit. Durch den Riss fließt viel Blut in den Bauch und der Blutdruck fällt ab. Das Gehirn und andere Organe erhalten dann nicht mehr genug Sauerstoff. Das führt zu Schwindel, Bewusstlosigkeit und schließlich zu einem Kreislaufversagen.

Die Hauptschlagader (Aorta) ist das kräftigste Blutgefäß des Menschen. Durch sie wird das sauerstoffreiche Blut aus dem Herzen in den Körper transportiert. Sie beginnt an der linken Herzkammer und verläuft durch Brustkorb und Bauch, bis sie sich auf Höhe des vierten Lendenwirbelkörpers in die rechte und linke Beckenschlagader aufteilt. Im Laufe des Lebens kann sich die Hauptschlagader dehnen und eine Ausbuchtung bilden, insbesondere im Bauchraum. Ist die Ausbuchtung einmal da, geht sie nicht mehr zurück.

Dehnt sich die Hauptschlagader im Bauchraum an einer Stelle um mindestens die Hälfte ihres normalen Durchmessers, spricht man von einem Aneurysma der Bauchschlagader (Bauchaorten-Aneurysma). Es verursacht meist keine Beschwerden und bleibt dann unbemerkt. Ein Bauchaorten-Aneurysma fällt womöglich erst durch Zufall bei anderen Untersuchungen auf, etwa bei einem Ultraschall oder anderen bildgebenden Verfahren. Es kann auch auffallen, wenn bei einer Früherkennungsmaßnahme gezielt danach gesucht wird.

Ein Aneurysma der Bauchschlagader kann entstehen, wenn die Spannkraft der Gefäßwand nachlässt. Das geschieht zum Beispiel durch Rauchen oder weil das Gefäß stark beansprucht wird, etwa aufgrund von Bluthochdruck. Auch der normale Alterungsprozess trägt dazu bei. Selten können auch Entzündungsprozesse zu einem Aneurysma führen.

Risikofaktoren

Es gibt verschiedene Faktoren, die das Risiko für ein Aneurysma der Bauchschlagader erhöhen: Männer entwickeln häufiger ein Aneurysma der Bauchschlagader als Frauen. Das Risiko nimmt mit dem Alter zu. Die meisten Menschen mit einem großen Aneurysma der Bauchschlagader sind über 65 Jahre alt. Rauchen ist der bedeutendste Risikofaktor, den man selbst beeinflussen kann. Bluthochdruck: Herz-Kreislauf-Erkrankungen oder chronisch obstruktive Lungenerkrankungen (COPD). Auch Blutfette machen ein Aneurysma wahrscheinlicher. Wer nahe Verwandte mit einem Aneurysma der Bauchschlagader hat, hat ebenfalls ein höheres Risiko. Frauen entwickeln deutlich seltener ein Aneurysma der Bauchschlagader. Schätzungsweise sind weniger als ein Prozent der Frauen ab 60 Jahre betroffen, aber zwei Prozent der Männer.

Verlauf

Wenn sich ein Aneurysma ausdehnt, dann meist nur langsam. Die meisten Aneurysmen machen nie Probleme. Nur ein Teil aller Aneurysmen wird so groß, dass ein höheres Risiko für einen plötzlichen Riss besteht. Bei einem Riss der Bauchschlagader (Bauchaorten-Ruptur) tritt viel Blut in den Bauchraum aus – das ist ein Notfall und lebensbedrohlich. Viele Betroffene sterben daran.

Nach groben Schätzungen reißt ein Aneurysma der Bauchschlagader mit einer Größe zwischen 5,5 und 7 Zentimetern. Ab sieben Zentimeter Durchmesser ist das Risiko für einen Riss um ein Vielfaches höher. Bei Frauen hat die Bauchschlagader gewöhnlich einen etwas kleineren Durchmesser als bei Männern. Fachleute gehen davon aus, dass bei Frauen bereits ab einer Größe von etwa fünf Zentimeter das Risiko für einen Riss deutlich steigt. Die meisten Aneurysmen werden zufällig entdeckt, während man wegen einer anderen Erkrankung untersucht wird.

Früherkennung Männer

Für Männer ab 65 Jahre bieten die gesetzlichen Krankenkassen in Deutschland eine Früherkennungs-Untersuchung der Bauchaorta an. Durch eine Ultraschalluntersuchung können große Aneurysmen früh erkannt werden. Sie können dann behandelt werden, bevor sie reißen. Werden kleinere Ausbuchtungen gefunden, kann regelmäßig kontrolliert werden, ob und wie schnell sie sich ausdehnen.

Früherkennung Frauen

Frauen wird in Deutschland keine Früherkennungs-Untersuchung der Bauchaorta angeboten. Der Grund, Frauen entwickeln deutlich seltener ein Aneurysma der Bauchschlagader. Für Frauen zeigte die Früherkennungs-Untersuchung keine Vorteile.

Kleinere Aneurysmen der Bauchschlagader mit einem Durchmesser von weniger als 5,5 Zentimeter bei Männern und weniger als etwa fünf Zentimeter bei Frauen werden gewöhnlich regelmäßig beobachtet. Wer raucht, bekommt außerdem die Empfehlung, damit aufzuhören. Denn Rauchen gilt als entscheidender Risikofaktor, der ein Aneurysma schneller wachsen lässt. Bei Begleiterkrankungen wie Bluthochdruck oder erhöhten Cholesterinwerten wird dazu geraten, diese zu behandeln. Neben einer Ernährungsumstellung mit Gewichtsabnahme und mehr Bewegung gibt es dazu wirksame Medikamente.

Bei einer offenen Operation über einen Bauchschnitt wird das Aneurysma geöffnet und ein künstlicher Gefäßschlauch (Gefäß-Prothese) eingesetzt. Bei einem endovaskulären Eingriff wird über einen kleinen Schnitt oder eine Einstichstelle in der Leiste mit einem Katheter ein Stück Schlauch (Stent-Prothese) in eine Arterie eingeführt, bis in das Aneurysma vorgeschoben und dort befestigt. Beide Verfahren können Risiken wie Lungenkomplikationen, Herzschäden oder einen Schlaganfall mit sich bringen. Eine offene Operation an der Bauchschlagader ist ein großer Eingriff. Daher schließt sich an diese Behandlung häufig eine Rehabilitation an. Und eines noch: Bitte immer eine kostenlose Zweitmeinung einholen!