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Letzte Aktualisierung: 19.04.2024

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Weingartenschule feiert ihre Schulabgänger

Ein Hauch Oscarverleihung wehte durch die Räume

von Alexander van de Loo

(21.07.2022) Endlich wieder alles wie vor der Pandemie, in der großen luftigen Turnhalle - ohne Masken. Da sieht man auch die fröhlich lachenden Gesichter der Absolventinnen und Absolventen besser. Bei festlichen Abschlussfeier in der Weingartenschule (WGS) hatten alle gute Laune. Ein Lebensabschnitt geht schließlich zu Ende.

Foto: Alexander van de Loo
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Denn am Freitag, den 15. Juli, erhielten insgesamt 123 Schülerinnen und Schüler ihre Abschluss- beziehungsweise Versetzungszeugnisse. Die meist eher wehmütig gestimmten Klassenlehrerinnen und Klassenlehrer übergaben sie an ihre ehemaligen Schützlinge. Die konnten sich zur Feier des Tages sehen lassen: Die Mädchen meist in Sommerkleidern oder luftigen Hosenanzügen, viele Jungs hatten sogar Anzüge an oder zumindest ein weißes Hemd mit dunkler Hose an. Selbst eine Krawatte hatten einige umgebunden. Auch die ein oder andere „Fliege“ wurde gesichtet. Für diesen besonderen Tag hatte sich die Mehrheit richtig herausgeputzt. Klassenlehrer Juan Lopez fasste es in einem Satz zusammen: „Es weht ein Hauch Oscarverleihung durch die Räume!“  

 

Gemeinschaft zählt

Die Abgängerinnen und Abgänger schwärmten von ihrer Schule: „Es war so eine tolle Gemeinschaft“, fasst Verena aus der G10a ihre Zeit an der WGS zusammen. Freundin Vivian ergänzt: “Wir hatten die besten Lehrer an der Schule.“ Sie hätten „viel vermittelt“ bekommen und fühlten sich jetzt gut vorbereitet für das Abitur auf der Main-Taunus-Schule. Noch etwas Besonderes sei laut Leonie (ebenfalls G10a) in der Schulzeit zu verzeichnen gewesen: „Die drei unterschiedlichen Schulzweige sind gut miteinander ausgekommen.“

Diese Einschätzung konnte auch Realschulzweigleiter Dr. Christoph Richter in seiner kurzen Ansprache teilen. Denn nach sieben Jahren war an der Schule der sogenannte Abschlussstreich wieder erlaubt gewesen. Da wurde bei lauter Musik auf dem Schulhof getanzt und gespielt, im Gebäude wurden Türen verklebt, Treppen abgesperrt und Lehrer ausgesperrt. „Zurück bleibt da immer viel Dreck“, so Dr. Richter. Aber die Schülerinnen und Schüler hätten alles von sich aus gemeinsam beseitigt und wieder in Ordnung gebracht.

 

Die Mischung macht’s

Auch die Abschlussschüler Jona und Luca aus der R10b singen eine Lobeshymne auf die Gemeinschaft. Früher sei es schwieriger gewesen, aber heute kenne und respektiere man sich untereinander. Die stellvertretende Schulleiterin Sabine Trapp schickte eine mögliche Erklärung für das gute Miteinander hinterher: „Jeder Lehrer muss in jeder Stufe unterrichten.“ Wenn der Mix stimme, ziehe der Erfolg nach. Auch die engagierte WGS-Schulband zeigte eindrucksvoll, wie ein harmonisches Miteinander geht. Da blitzte – von Musiklehrerin Carolin Acker angeleitet - das eine oder andere Talent im Gesang oder an der Gitarre auf.

 

Viel Zuversicht

Wie wichtig es sei, das Leben in die eigenen Hände zu nehmen und verantwortlich zu handeln, betonte Schulleiterin Elke Wetterau-Bein in ihrer Rede an die versammelte Zuhörerschaft. „Ich will, ich kann, ich werde!“ gab sie ihren Schützlingen als Credo mit auf den Weg. Auch ihr Appell „Bleibt neugierig!“ erhielt Applaus. Denn so, wie das Leben weitergehe, höre auch das Lernen nie auf. Oder wie ein ehemaliger WGS-Absolvent, Bürgermeister Christian Seitz, es in seiner Ansprache formulierte: Alle hier hätten einen langen Weg durch Höhen und Tiefen durchschritten, Corona-bedingte Einschränkungen gemeistert und sollten jetzt diesen neuen Lebensabschnitt genießen. „Greift nach der Zukunft“, rief er dem applaudierenden Auditorium zu. Grund für Zuversicht gab es allemal.

Tatsächlich brauchten sich die Ergebnisse sich nicht zu verstecken: Von 28 Hauptschülern erhielten 22 den qualifizierenden Abschluss. Die besten Hauptschul-Zeugnisse hatten Abdel Benallaoua (H9a) mit einem Durchschnitt von 1,2 sowie Jaden Spinello (H9b) und Chantal Di Franco (H9b), beide mit einem Durchschnitt von 2,1.

Von den insgesamt 46 Realschülerinnen und Schülern haben 10 die Eignung für die Fachoberschule erhalten. 27 haben sich zusätzlich die Eignung für den Besuch einer gymnasialen Oberstufe erarbeitet. In diesem Schulzweig waren Eric Elias Eisebraun (R10a, Durchschnitt: 1,4) und Elijah Sauer (R10b, Durchschnitt: 1,5) die Besten.

Von 49 Gymnasiasten werden 17 auf die Brühlwiesenschule (Hofheim) wechseln, 13 auf die Main-Taunus-Schule, 8 auf die Eichendorff-Schule (Kelkheim) und die verbleibenden auf andere Schulen im MTK oder in Frankfurt. Ein Schüler hat sich für eine Ausbildung entschieden und eine Schülerin geht für ein Jahr nach Kanada. Der Beste in diesem Schulzweig ist Cedric Schoenberg (G10a) mit einem Durchschnitt von 1,2, dicht gefolgt von Ellaine Feuerbach (G10b) mit einem Durchschnitt von 1,3.

 

Gefeierte Vielfalt

Carmen Jimenez-Gutierrez vom Ausländerbeirat der Gemeinde Kriftel ehrte die besten ausländischen Schülerinnen und Schüler: Abdel Banallaoua (H9a/algerische Wurzeln) mit einem Durchschnitt von 1,2, Mustafa Kenan (R10a/türkische Wurzeln) mit einem Durchschnitt von 1,5 und Shabana Dijan (G10a/afghanische Wurzeln) mit einem Durchschnitt von 1,5. Eine erstaunliche Leistung, hob die Vorsitzende des Ausländerbeirates, Carmen Jimenez-Gutierrez, hervor. Viele Migrantenkinder hätten zu Hause schwere Lernbedingungen. Auch sei die deutsche Grammatik nicht gerade leichte Kost. „Wenn ich an die Umlaute denke, da hat so mancher einen Knoten in der Zunge“, lautete ihr Resümee.

Doch angesichts der derzeitigen Übel in der Welt, seien das kleine Probleme.

Auch der Johann-Georg-Schröder-Preis, ein Preis, den der gleichnamige ehemalige Schulleiter vor vielen Jahren ins Leben gerufen hat, wurde wieder vergeben. Dieses Jahr gab es drei Preisträger: Für seine sehr guten schulischen Leistungen und sein herausragendes soziales Engagement wurde Abdel Benallaoua (H9a) ausgezeichnet. Ellaine Feuerbach (G10b) bekam die Auszeichnung, weil sie mit einem Stipendium des Deutschen Bundestages als Juniorbotschafterin des MTK das kommende Jahr in den USA verbringen wird. Zudem hat sie einen zweiten Platz im Einzelwettbewerb beim Bundeswettbewerb Fremdsprachen erreicht. Mariella Attardo (G10b) erhielt den Preis für ihr soziales Engagement für Obdachlose bei den „stützenden Händen“ und ihr Organisationstalent, von dem ihre Klasse sehr profitiert habe. Miteinander geht alles besser, ist das Motto dieses Tages. Da waren sich alle einig.