Wein ist Leidenschaft?
„Weinprobe für Anfänger“ in der Komödie Frankfurt

Foto: Henrik Nix
Die vertraute sonore Stimme des verstorbenen Prinzipals Claus Helmer wurde eingespielt mit dem Hinweis, nicht zu vergessen, das Handy nach der Vorstellung wieder einzuschalten. Also, alles wie gehabt, aber voll besetzte Zuschauerreihen mit einem erwartungsvollen, fröhlichen Publikum. Es sollte nicht enttäuscht werden! Schon das gelungene Bühnenbild (Bettina Neuhaus), das in eine französische Weinhandlung versetzte mit Regalen, einem Weinfass als Tisch in der Mitte, stilvollen Weingläsern und Kartons mit Weinflaschen freute die Zuschauer. Das Spiel konnte beginnen.
Die Geschichte von dem Weinhändler Jacques (Christopher Krieg), der nach einem Schicksalsschlag, über den er nicht reden will, einsam und nicht sehr menschenfreundlich zu sein scheint und einer Frau in mittleren Jahren –Hortense- (Jantje Billker), katholisch, fromm, sozial engagiert, beginnt sich zu entwickeln. Sie will für Obdachlose, die sie betreut und zum Essen eingeladen hat, eine Flasche Wein kaufen und entscheidet sich für einen der oberen Preisklasse. Zwischen der ein wenig altjüngferlichen Madame Hortense (Kostüme Ulla Röhrs) und Jacques beginnt es zu knistern. Mehr aber noch nicht. Der etwas zerknautschte Weinhändler – umgeben von der Verlockung der Weinflaschen – trinkt gern und viel. Sein Arzt, Dr. Milmont, (Thomas Zimmer) ist besorgt und warnt vor einem Herzinfarkt. Jacques soll seinen Weinkonsum etwas reduzieren, was der auf keinen Fall will. Da ertönt ein Alarm, beim Juwelier gegenüber ist eingebrochen worden. Und der junge Einbrecher Steve (Julian Karow) flüchtet sich in die Weinhandlung. Gutmütig wie Jacques ist, lässt er sich darauf ein, dem jungen Straftäter zur Resozialisierung einen Praktikumsplatz anzubieten. Steve fühlt sich wohl und hat einen erstaunlichen Geschmack für Wein. Die Rolle erntet viele Lacher aus dem Publikum, hat aber wenig mit der Handlung zu tun. Außerdem gesellt sich noch der Buchhändler Guillaume (Steffen Laube) von nebenan dazu.
Bei einer Weinprobe der beiden Männer mit Hortense erzählt der ihr, die sich sehnlichst ein Kind wünscht und schon zwei vergebliche Versuche einer künstlichen Befruchtung hinter sich hat, taktlos, welches Trauma Jacques hinter sich hat. Trotz all der verwirrten Handlungsstränge kommen sich aber Jacques und Hortense mehr als näher und sind morgens sehr erstaunt über sich selbst. Aber schließlich ist Wein ja Leidenschaft. Sonst wollen wir nichts verraten.
Die Akteure sind ein gut eingespieltes Team, Jantje Billker glaubhaft als sozial engagierte Katholikin, Christopher Krieg überzeugend, besonders in Szenen, die nicht nur komödiantisch, sondern fast tragisch sind. Der kecke Julian Karow nutzt alle Gags hervorragend aus. Thomas Zimmer als Arzt und Steffen Laube als Guillaume wurden ihren Rollen auch sehr gerecht.
Die Komödie von Ivan Calbérac mit auch ernsten traurigen Szenen gefiel dem Publikum sehr gut. Der lang anhaltende Beifall bewies das.
Weitere Vorstellungen bis zum 10. Dezember 2023 (Di-Sa um 20 Uhr, So 18 Uhr, montags spielfrei)
Karten ab 20,- € unter Tel. (069)284580 - www.diekomoedie.de -