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Letzte Aktualisierung: 25.04.2024

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Weil ich 50 werde …

„Eine unerwartete Freude“ in der Komödie Frankfurt

von Ingeborg Fischer und Karl-Heinz Stier

(01.11.2021) Eine banale Geschichte wurde dem Publikum in der Komödie Frankfurt vorgesetzt, ohne große Überraschungen, obwohl diese in der Vorankündigung versprochen worden waren. Das Boulevard-Stück stammt aus der Feder des 1926 geborenen Amerikaners Donald R. Wilde. Aber die Premieren-Gäste amüsierten sich prächtig, belohnten die Schauspieler mit vielen Lachern und klatschten bei einer Tanzeinlage sogar mit.

Ehefrau Lynn (Anja Kruse) im Sirtaki-Tanz mit dem griechischen Juwelier Plato (Marko Pustisek)
Foto: Helmut Seuffert
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Einlass wurde nach der 2-G-Regel in das Theater gewährt nach der langen Corona-Pause, und die Freude war groß.

Unter der Regie von Thomas Weber-Schallauer bedienten die Schauspieler alle Klischees, die für ein solches Genre üblich sind, aber immer unterhaltend.

Das Bühnenbild (Tom Grasshof) zeigt zunächst ein elegantes Wohnzimmer mit der unvermeidlichen Couch in der Mitte.

Die Fotografin Lynn Sheldon (Anja Kruse) ist verheiratet mit Richard (Volker Risch), einem Professor, der an einer Universität Vorlesungen hält und Bücher schreibt. Er ist sich selbst die wichtigste Person und ihn interessiert seine Frau nur wenig. Aber er führt über alles und jedes Listen, nach denen er sich richtet, wenn es etwas zu erledigen gilt. Beide haben eine Tochter Diane (Katharina Schmidt), Rechtsanwältin, noch nicht sehr lange verheiratet, aber schon jetzt ein wenig gelangweilt und enttäuscht von ihrem Ehemann. Lynns Freundin Phyllis (Barbara von Münchhausen), ebenfalls aus besten Verhältnissen, erteilt ständig gute Ratschläge und mokiert sich über ihren Gatten, der ihr verbietet zu rauchen, weil er Angst vor Lungenkrebs hat. Phyllis lakonisch: „Er muss keine Angst haben, am Passivrauchen zu sterben, denn ich habe vor, ihn zu erschießen!“

Mit Billigung ihres Mannes begibt sich Lynn alleine auf eine Europareise nach Griechenland, um Fotos zu machen. Dort lernt sie den charmanten  griechischen Juwelier Plato (Marko Pustisek) mit italienischen Wurzeln kennen, der sie bezaubernd findet, ihr den Hof macht, leidenschaftlich ist und mit ihr Sirtaki tanzt. In Blitzeseile wurde das Bühnenbild für die Griechenland-Szenen in einen vornehmen Juwelierladen mit funkelndem Geschmeide verwandelt, was überraschend und beeindruckend ist.

Die in den Charmeur verliebte Lynn kehrt zurück zu Mann und ihrem alten Leben, das sie nicht mehr möchte. Und ganz schnell wandelt man die Kulisse wieder um in das Wohnzimmer. Entschlossen teilt die Rückkehrerin Richard mit, dass sie sich scheiden lassen will. Nach dem Warum gefragt, antwortet sie „Weil ich morgen 50 werde!“ Der Herr Professor ist geschockt, begreift, was er verlieren wird und kämpft um seine Frau. Denn Plato ist in die USA gereist, um Lynn zu sich nach Griechenland zu holen. Die beiden eigentlich zivilisierten Männer liefern sich scharfe Wortscharmützel, und – kaum zu glauben – prügeln sich. Richard beißt Plato sogar heftig in den Oberschenkel.

Wie sich Lynn entscheidet, überrascht nicht. Aber es ist abzusehen, zumal die Tochter Diane heulend ins schützende Elternhaus zurückkehrt, weil ihr Mann sie betrogen und verlassen hat.

Das dankbare, nach Bühnen-Kultur hungrige Publikum belohnte die Protagonisten mit anhaltendem, verdientem Schluss-Applaus, denn die schauspielerische Leistung der vier Darsteller war ohne Fehl und Tadel. Und wir alle merkten auch, wie freudig und froh sie waren, wieder spielen zu dürfen.

„Eine unerwartete Freude“ ist bis zum 12.Dezember 2021 zu sehen (DI-SA um 20 Uhr, So 18 Uhr, montags spielfrei)

www.diekomoedie.de   Telefon (069)284580