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Letzte Aktualisierung: 18.04.2024

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Was geschah mit Robert Blum? Podcast zum Wandgemälde in der Paulskirche

von Ilse Romahn

(14.02.2023) Im Jubiläumsjahr 2023 veröffentlicht das Institut für Stadtgeschichte einen fünfteiligen Podcast zur Paulskirche und Nationalversammlung. Unter dem Titel „Was geschah mit Robert B.?“ bringt die Reihe das Gemälde „Der Zug der Volksvertreter“ von Johannes Grützke in der Wandelhalle der Paulskirche zum Sprechen.

Die jeweils 20-minütigen Folgen greifen einzelne Szenen aus dem Grützke-Wandgemälde heraus, erläutern den historischen Hintergrund und spannen einen Bogen auf mehr als 175 Jahre deutsche Demokratiegeschichte. Das Angebot lässt sich auf den gängigen Podcastportalen und auf der Website des Instituts unter stadtgeschichte-ffm.de abrufen.
 
„Mit diesem Podcast will das Institut für Stadtgeschichte ein neues Format stadtgeschichtlicher Vermittlung ausprobieren“, begründet Franziska Kiermeier, kommissarische Leiterin des Instituts für Stadtgeschichte, das Angebot: „Wir möchten damit neue Zielgruppen ansprechen, die sich Fragen der Geschichte und Politik lieber über ein audiovisuelles Medium nähern als über die Textebene oder in Vorträgen. Der Podcast ist inhaltlich und akustisch ausgesprochen spannend gestaltet und vereint viele Stimmen von Experten und Expertinnen.“
 
Der Podcast wurde von der Stadt- und Museumführerin Stefanie Reimann konzipiert und von ihr und Andreas Horchler produziert. Er entstand in Kooperation mit der Hessischen Landeszentrale für politische Bildung (HLZ) in Wiesbaden. „Mit dem Podcast wird deutlich, dass Demokratie, Freiheit und Bürgerrechte sich nicht im Schlafwagen in die Zukunft fahren lassen. Eine plurale, offene Gesellschaft ist Arbeit und Einsatz von uns allen. Wegschauen, Wuthuberei, Querdenkertum und -treiberei wie auch Gleichgültigkeit gehören nicht in die Rezeptur für eine demokratische Streit- und Diskussionskultur. Freiheit und Selbstbestimmung für jeden von uns gibt es eben nur in einer Demokratie“, sagt Alexander Jehn, Direktor der HLZ.
 
„Grützkes Gemälde, geschaffen während der Wendezeit in Berlin, ist für heutige Betrachter und Betrachterinnen oft nicht leicht zu verstehen und lässt viele Fragen offen“, sagt Stefanie Reimann. Die dargestellten Volksvertreter sind zeitlich schwer einzuordnen. Sie tragen einen Toten, Robert Blum, gemalt wie ein Gekreuzigter.
 
Die erste Folge „Revolution — und dann? Die erste deutsche Nationalversammlung“ stellt das Leben von Robert Blum und seine politischen Ideen und Ideale vor. Gleichzeitig gibt die Folge einen Überblick über die ersten Monate der Frankfurter Nationalversammlung bis zum blutigen Septemberaufstand 1848 in der Stadt. Die zweite Folge, „Die Wiener Gegenrevolution und der 9. November“, rückt den toten Robert Blum in den Mittelpunkt. Erzählt wird die Geschichte der Wiener Gegenrevolution, in deren Verlauf der Abgeordnete Blum zum Tode verurteilt, hingerichtet und damit zum Märtyrer der Revolution wurde.
 
Die dritte Folge betrachtet „Das Erbe des Robert Blum“ und der Revolution, insbesondere die Verabschiedung der Grundrechte und der Verfassung, die weit über die Revolutionsjahre hinauswirkten.
 
Die vierte Folge „Einigkeit und Recht und Freiheit — 1989 und die Wende“ beleuchtet die Entstehungsgeschichte von Grützkes Wandgemälde, das 40 Jahre nach dem Wiederaufbau der kriegszerstörten Paulskirche von der Stadt Frankfurt beauftragt wurde. Reimann geht mit ihren Interviewpartnern und -partnerinnen der Frage nach, ob und wie sich in dem Wandgemälde auch die bewegte deutsche Geschichte 1989/90 widerspiegelt. In der abschließenden, fünften Folge fragt sie ihre Gesprächspartner und –partnerinnen: „Demokratie heute — aktueller denn je?“.
 
Im Podcast ist Robert Blum selbst zu hören in Zitaten aus Briefen an seine Frau. Ergänzt wird seine „Stimme“, gesprochen von Andreas Horchler, mit Passagen aus vielen historischen Quellen wie aus dem Todesurteil gegen Blum und aus den Grundrechten. In Interviews kommen Experten und Expertinnen zum Thema 1848 und Parlamentarismus in Deutschland zu Wort. Zu hören sind Thomas Bauer, Historiker am Institut für Stadtgeschichte Frankfurt; Alexandra Bleyer, Historikerin und Autorin; Prof. Nicole Deitelhoff, Hessische Stiftung für Friedens- und Konfliktforschung; Prof. Frank Dievernich, Vorstandsvorsitzender der Polytechnischen Gesellschaft Frankfurt; Bernd Heidenreich, Historiker, langjähriger Stadtverordneter und Stadtrat in Frankfurt; Dominik Herold, Verein Demokratie wagen, Prof. Christian Jansen, Professor für Neuere Geschichte an der Universität Trier; Eileen O’Sullivan, Dezernentin für Digitalisierung, Bürgerservice, Teilhabe und EU-Angelegenheiten.
 
Das Angebot wird über das Jubiläumsjahr 2023 dauerhaft auf der Webseite des Instituts für Stadtgeschichte abrufbar bleiben. Weitere Informationen finden sich unter stadtgeschichte-ffm.de. (ffm)