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Letzte Aktualisierung: 18.04.2024

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Wacken – das perfekte Paralleluniversum

Dr. Lydia Polwin-Plass und Dr. Michael Gläser beschreiben die Liebenswürdigkeit der Metalheads

von Norbert Dörholt

(31.10.2022) Wie ticken Metalheads wirklich? Sind sie tatsächlich wild, arbeitsscheu, chaotisch, dauerbetrunken, gewalttätig und dem Teufel verfallen? „Nein“ sagen die überzeugten Metalheads Dr. Lydia Polwin-Plass und Dr. Michael Gläser und zeigen in ihrem Buch „Wacken – Das perfekte Paralleluniversum – Was die Gesellschaft von Metalheads lernen kann“ genau das Gegenteil auf. Sie beleuchten den sozialen Aspekt der Metalszene am Beispiel des legendären Wacken Open Air Festivals. Ein Buch über die Liebenswürdigkeit der Metalheads und den sozialen Aspekt der Metalszene.

Bildergalerie
In ihrem Buch räumen Dr. Lydia Polwin-Plass und Dr. Michael Gläser mit den Vorurteilen auf, die viele (Uninformierte) gegenüber Heavy Metal haben.
Foto: Hirnkost Verlag
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Der Flyer zum Buch.
Foto: Hirnkost Verlag
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Dr. Lydia Polwin-Plass präsentierte bei der Frankfurter Buchmesse stolz ihr neues Werk.
Foto: Hirnkost Verlag
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„Das geb´ ich nicht her“, scheint Autor Dr. Michael Gläser sagen zu wollen, wenn er sein Buch so fest an sich drückt.
Foto: Hirnkost Verlag
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Wie sehr Toleranz, Hilfsbereitschaft, Empathie, Zusammenhalt und Inklusion in der Metalszene verankert sind, wird in Gesprächen mit Musikern, Veranstaltern, Einsatzkräften, Metalheads und Nicht-Metalheads ergründet. Das Buch handelt von der Szene selbst, ihren Besonderheiten, dem sozialen Verhalten innerhalb der Szene, aber auch von Metalfans gegenüber anderen Menschen. Die wilden Texte so manchen Songs, gruselige Shirt-Motive und wenig jugendfreie Plattencover lassen kaum erahnen, welch hohen Wertmaßstäben in der Metalszene die meisten Fans bereitwillig folgen. Könnte sich die Gesellschaft hier vielleicht etwas abschauen?

Viele Metalfans und Musiker engagieren sich in sozialen Projekten und versuchen auch durch ihr eigenes Verhalten dazu beizutragen, die Welt zu einem besseren Ort zu machen – allen voran die Veranstalter des Wacken Open Air, Thomas Jensen und Holger Hübner. Woran könnte man also besser beschreiben, wie die Metalheads ticken und was die Gesellschaft von ihnen lernen kann, als am Beispiel Wacken Open Air?

Galt die Metalszene vor gar nicht so langer Zeit noch als Subkultur und Szene von Außenseitern, ist sie heute längst gesellschaftsfähig geworden. Dazu haben insbesondere die Veranstalter des Wacken Open Air beigetragen. Das riesige und trotzdem friedliche Metalfestival, das auf den Feldern um das kleine 1.800 Seelendörfchen Wacken stattfindet, wurde in den 30 Jahren seines Bestehens nicht nur von den Metalheads, sondern auch immer mehr von den Medien entdeckt und zelebriert. Der Metalszene und vielen anderen Festivals gab diese Entwicklung enormen Auftrieb.

Dass die Veranstalter mit Ihrem W:O:A aber nicht nur ein grandioses Festival gezaubert haben, sondern dabei auch für hohe Wertmaßstäbe einstehen, verdeutlichen die Autoren eindringlich. Spannende Interviews im Umfeld des W:O:A geben hierüber einen tiefgreifenden Einblick.

Unter anderem berichten die Autoren von 100en Menschen, die sich in Wacken bei sengender Hitze am Typisierungsstand der DKMS registrieren lassen, um nach dem Festival für Knochenmarkspenden zur Verfügung zu stehen und damit Leben zu retten. Sie erzählen von einer fast blinden jungen Frau, die von den fremden Händen aller um sie herumstehenden Metalfans vor den nahenden Crowdsurfern beschützt wird. Sie erzählen über Metalheads, die aus anderen Ländern zu den Festivals anreisen und von allen herzlich aufgenommen werden. Und wie Metalheads anderen Metalheads in Notsituationen helfen, damit auch diese, oft nicht für Regengüsse, Schlamm und Kälte ausgestatteten Fans, das Event in vollen Zügen genießen können.

Sie berichten über das neue „World Metal Camp – Freundschaft über alle Grenzen“, das Teilnehmer aus 27 Nationen aus aller Welt beherbergt. Sie erzählen, wie durch den Metal Battle und die Wacken Foundation die Metalszenen weltweit unterstützt werden. Und von einem W:O:Art-Maler und seinem leidenschaftlichen Einsatz gegen Krebs.

Die Autoren zeigen zudem auf, dass Zusammenhalt, Hilfsbereitschaft und Toleranz der Metalheads auch über die Grenzen des W:O:A hinweg funktionieren. So berichten sie von kleinen Festivals, die ausschließlich veganes Essen anbieten und von einer engagierten Death Metal Band, die sich via „Sea Shepherd“ für die Rettung der Weltmeere und unserer Umwelt einsetzt. Und von einem jungen Koch, der in einem monsterhaften Outfit und mit Dolchen bewaffnet, seine veganen Rezepte mit gutturalem Black-Metal-Gesang preisgibt und vorkocht. Und nicht zuletzt auch von vielen Metalheads, die sich organisieren, einfach um gemeinsam Gutes zu tun.

Dabei haben die Metalheads nur einen gemeinsamen Nenner: Ihre tief verankerte Liebe zur harten Musik. „Das Herz ist bei den Metalheads am rechten Fleck. "Alles was sie tun, ist mit viel Liebe, Seele und Herz verbunden“, fasste Doro Pesch all dies zusammen.

Auch Elefanten und Haie mögen Metal und Bohnen wachsen wie verrückt unter Metal-Beschallung......doch das ist eine andere Geschichte......  (Neuerscheinung 15. Oktober 2022 im Hirnkost Verlag, ISBN 978-3-949452-72-7, Hardcover, Großformat, zahlreiche Abbildungen, Bestellung unter https://shop.hirnkost.de) Weitere Infos zum Buch: https://shop.hirnkost.de/produkt/wacken-das-perfekte-paralleluniversum