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Letzte Aktualisierung: 02.06.2023

Wächterpreis der Tagespresse 2023

von Ilse Romahn

(17.05.2023) Der ERSTE PREIS (10.000 Euro) des Wächterpreises geht an Joachim Frank, Chefkorrespondent des „Kölner Stadt-Anzeiger“. Er wird für die umfassende Aufarbeitung der als „Kölner Missbrauchsskandal“ bezeichneten Vorgänge in der dortigen katholischen Kirche ausgezeichnet.

Frank, vor seinem Journalistenleben selbst katholischer Priester, bewies in diesem schwierigen Umfeld Hartnäckigkeit und überragende journalistische Kompetenz. Er trieb seine Recherchen gegen alle Vertuschungsversuche voran mit dem Ziel, diesen skandalträchtigen Sumpf trocken zu legen. Seine Arbeit führte erstmalig in der Bundesrepublik zu einem formellen Ermittlungsverfahren gegen einen Kardinal und Erzbischof. Weiter nahm die Diskussion um die rechtliche Sonderstellung von Religionsgemeinschaften Fahrt auf. Dieser Preis ist für Frank die dritte Auszeichnung mit einem Wächterpreis nach den Jahren 2014 und 2017.

Den ZWEITEN PREIS (6.000 Euro) erhält Gunter Held, Lokalredakteur der „Neue Westfälische“, Bielefeld. Er begleitete einfühlsam und mit gebotener Distanz einen Sorgerechtsstreit, in dessen Verlauf das Jugendamt der Mutter ihr Kind wegnahm. Ohne alle Fragen abschließend zu beantworten, wirft Held jedoch wichtige Fragen auf, die bezweifeln lassen, ob wirklich das Kindeswohl immer an erster Stelle steht, wie das Gesetz es verlangt.

Mit dem DRITTEN PREIS (4.000 Euro) wird Nina Gessner, Redakteurin bei der „Hamburger Morgenpost“, ausgezeichnet. Hier ging es um ein millionenschweres Förderprojekt des Stadtstaates Hamburg, das der zuständige Finanzsenator unter Umgehung der europaweiten Ausschreibung an die Firma eines guten Bekannten und Parteifreundes vergab. Gessner weist nach, dass die ausschreibungslose Vergabe nicht gerechtgertigt war. Am Ende zog der Finanzsenator die Vergabe zurück.

Die Preisträger wurden von einer unabhängigen Jury unter dem Vorsitz von Moritz Döbler, Chefredakteur der „Rheinischen Post“, Düsseldorf, ausgewählt. Die weiteren Jury-Mitglieder sind Hans Eggert, Dresden; Dr. Laurent Fischer, Bayreuth; Dr. Anna Sauerbrey, Hamburg und Dr. Monika Zimmermann, Berlin. Die Stiftung vergibt den Wächterpreis seit 1969.

Am Dienstag, 20. Juni 2023, um 17.30 Uhr werden die Preisträger im Rahmen einer Feierstunde im Kaisersaal des Frankfurter Römer geehrt. Dabei werden auch die Preise überreicht. Die Festansprache wird Christian Wulff, Bundespräsident a.D,. halten.