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Letzte Aktualisierung: 13.09.2024

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Vor 80 Jahren wurde das KZ „Katzenbach“ errichtet

von Ralph Delhees

(22.08.2024) Der Geschichtsort Adlerwerke erinnert mit einer Veranstaltungsreihe an die Errichtung des KZ-Außenlagers „Katzbach“ in den Frankfurter Adlerwerken.

Bildergalerie
KZ Gedenktafel Adlerwerke.
Foto: Geschichtsort Adlerwerke
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Fahne Geschichtsort Adlerwerke.
Foto: Geschichtsort Adlerwerke, Fynn Müller
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Luftbildaufnahme Adlerwerke.
Foto: Luftbildaufnahme Adlerwerke.
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Aus Mangel an Arbeitskräften in der Kriegswirtschaft des Dritten Reichs wurde am 22. August 1944 das KZ „Katzbach“ in den Adlerwerken errichtet. Aufgrund des Krieges wurden die meisten wehrfähigen deutschen Männer eingezogen und auch an Zwangsarbeitenden mangelte es in den Adlerwerken. Die Nationalsozialisten versuchten, diese Mängel auszugleichen, und griffen daher auf KZ-Häftlinge zurück.

Die Frankfurter Adlerwerke (ehemals Heinrich Kleyer AG) wurden 1880 gegründet und stellten zunächst Schreibmaschinen und Fahrräder her. Ab 1900 wurden hier auch Kraftfahrzeuge und Motorräder gebaut. Mit dem Zweiten Weltkrieg konzentrierten sich die Adlerwerke, insbesondere auf die Produktion von Fahrzeugen und Fahrzeugteilen für die Wehrmacht.

Seit 1941 beschäftigten die Adlerwerke auch Zwangsarbeiter. Ein großer Teil von ihnen waren verschleppte Zivilisten aus den besetzten Ländern wie Polen, der Ukraine oder der Sowjetunion.

Am 22. August 1944 begann ein besonders brutales Kapitel
Da die Adlerwerke trotz des Einsatzes von Zwangsarbeitenden weiterhin unter Arbeitskräftemangel litten, wurde schließlich das KZ „Katzbach“ als Außenlager des KZ-Komplexes Natzweiler-Struthof eingerichtet.

Der Leiter des Geschichtsortes Adlerwerke, Thomas Altmeyer, beschreibt die Lage wie folgt: „Mit der Ankunft der ersten 200 KZ-Häftlinge in den Adlerwerken am 22. August 1944 begann ein besonders brutales Kapitel der Zwangsarbeit in Frankfurt. In den Adlerwerken wurden die KZ-Häftlinge in der Rüstungsproduktion eingesetzt. Sie trafen dort auf die SS-Bewacher, Fabrikmitarbeiter und -innen und zivile Zwangsarbeiter und-innen. Die überlebenden KZ-Häftlinge berichten von unmenschlichen Lebens- und Arbeitsbedingungen. Die Sterblichkeit war immens: Bis zum Ende des KZ-Lagers und dem Beginn des Todesmarschs nach Hünfeld am 24. März 1945 kam ein Drittel der 1.616 KZ-Häftlinge in Frankfurt um.“

KZ „Katzenbach“ war eines der tödlichsten Konzentrationslager
In mehreren Transporten wurden Häftlinge aus anderen KZs nach Frankfurt deportiert. Der größte Transport bestand aus 1.000 Gefangenen und kam aus dem KZ Dachau. Ein großer Teil der Häftlinge war vorher während des Warschauer Aufstandes festgenommen worden. Einige waren noch minderjährig.

Das KZ „Katzbach“ gehört zu einem der tödlichsten Konzentrationslager. Dies lässt sich auf die unzureichende Versorgung, die schlechte Behandlung, den nicht ausreichenden Schutz vor Luftangriffen und schlussendlich auch auf die Deportationen sowie den Todesmarsch zurückzuführen.

Am 16. März 1945 wurde ein Teil der Häftlinge in Waggons gepfercht und nach Bergen-Belsen gebracht. Insgesamt überlebten fünf Prozent der Gefangenen diesen Transport. Der andere Teil der Häftlinge wurde mit der Auflösung des KZs am 24. März auf einen Todesmarsch nach Hünfeld geschickt.

Ab heute Erinnerungsveranstaltungen
Zum Gedenken an die Errichtung des Konzentrationslagers findet unsere Veranstaltungsreihe 80 Jahre KZ „Katzbach“ statt.

22. August 2024, 18 Uhr: Feierabendführung im Geschichtsort Adlerwerke - ohne vorherige Anmeldung. Ort: Geschichtsort Adlerwerke, Kleyerstraße 17, 60326 Frankfurt am Main

25. August 2024, 16 Uhr: Stadtrundgang „Ein KZ mitten in der Stadt“. Anmeldung per Mail an info@geschichtsort-adlerwerke.de.
Der Treffpunkt wird gesondert verkündet.

 28. August 2024, 18 Uhr: „Ich habe eine Barrikade gebaut” - Gedichte über Tragik und Menschlichkeit im Warschauer Aufstand mit Prof. Dr. Peter Oliver Loew vom Deutschen Polen Institut. Eine Begegnung mit der Lyrikerin Anna Świrszczyńska ohne vorherige Anmeldung. Ort: Geschichtsort Adlerwerke, Kleyerstraße 17, 60326 Frankfurt am Main

Darüber hinaus erinnern Plakate mit drei unterschiedlichen Motiven an die Errichtung des KZ „Katzbach“ vor 80 Jahren. Diese sind an verschiedenen Stellen im städtischen Raum sichtbar. Mit einem QR-Code wird auf die Homepage des Geschichtsortes Adlerwerke und auf das genannte Veranstaltungsprogramm hingewiesen.