Letzte Aktualisierung: 14.01.2025
Vor 250 Jahren gestorben: Susanne von Klettenberg
von Jeffrey Myers, Pfr.
(05.12.2024) Als Susanne von Klettenberg – die geistige Mentorin des jungen Goethe – kurz vor Weihnachten in ihrer Heimatstadt Frankfurt am Main stirbt, ist der angehende Dichter und Denker bereits auf dem Weg nach Weimar. „Meine Klettenberg ist tot“, klagt der 25-jährige Goethe, „…gestorben, begraben in meiner Abwesenheit, die mir so lieb! So viel war.“
Am 13. Dezember 1774 – vor genau 250 Jahren – verstarb Susanne Katharina von Klettenberg in ihrer Heimatstadt Frankfurt am Main. Sie stammte aus einer Patrizierfamilie und wohnte im Elternhaus „Zum Grünen Frosch“ am Rahmhof (zerstört, heute: Schillerstraße / Rahmhofstraße).
Die vielseitig gebildete Schriftstellerin – „ein christlicher Freygeist“ – war mit Catharina Elisabeth Goethe, Mutter des Dichters und Denkers, eng befreundet. Im Gegensatz zum damals herrschenden orthodoxen Luthertum in Frankfurt wandte sich Susanne von Klettenberg einem am Individuum ausgerichteten Pietismus zu. Der junge Goethe soll sowohl von der tiefen Spiritualität als auch von der großzügigen Toleranz der intellektuellen Mystikerin nachhaltig beeindruckt gewesen sein. „Wenn Fräulein von Klettenberg einen heiteren ja seligen Blick über die irdischen Dinge warf, so entwirrte sich vor ihr gar leicht, was uns andere Erdenkinder verwirrte, und sie wusste den rechten Weg gewöhnlich anzudeuten, eben weil sie ins Labyrinth von oben herabsah und nicht selbst darin befangen war“ (Goethe, 1814).
Viele der Äußerungen Klettenbergs nahm Goethe in seinem späteren Werk auf, wie beispielsweise in Wilhelm Meisters Lehrjahre (vgl. Buch 6, „Bekenntnisse einer schönen Seele“). Auch der Beistand der frommen Lyrikerin während einer Krisenzeit im Leben des jungen Goethe – sie half ihm aus einer Depression – soll dem berühmtesten Sohn Frankfurts tief in Erinnerung bleiben.
In Frankfurt am Main erinnern u. a. das Susanne-von-Klettenberg-Studentenwohnheim (2008, Ffm-Westend) und die Klettenbergstraße (seit 1891, Ffm-Nordend) an die engagierte Frankfurterin.
Jeffrey Myers, Pfr. Goethe-Stadt Frankfurt am Main