Von Wärmepumpen und anderen Irrwegen
Die inkompetente Energiepolitik des Wirtschaftsministers
Vorher noch ein Wort zu Prof. Vahrenholt: 2001 wurde er Vorstandsvorsitzender des Windenergie-Anlagenbauer REpower Systems. Danach leitet er die neu gegründete Konzern-Gesellschaft für Erneuerbare Energien der RWE AG, die Innogy GmbH bis 2012. Seit 1999 ist Vahrenholt Honorarprofessor im Fachbereich Chemie der Universität Hamburg. Er ist des weiteren Mitglied der Deutschen Akademie der Technikwissenschaften Acatech. Sein Bestseller „Seveso ist überall“ (1978) war eine der wirkmächtigsten Buchveröffentlichungen in den Anfangsjahren der Umweltbewegung. Ein Mann also, der nicht leichtfertig irgendetwas daherredet sondern genau weiß, wovon er spricht. Hier also seine neueste Veröffentlichung:
„Die Inkompetenz des Wirtschaftsministeriums, geführt von Robert Habecks Graichen-Family, setzt sich fort: Zurückgezogene Gasumlage, Ausstieg aus Kernkraftwerken mitten in der größten Energiekrise Deutschlands (Habeck: "Wir haben keine Stromkrise"), Wiederanschalten von Kohlekraftwerken ohne CO2-Abscheidung, das Wärmepumpendesaster und kein Ende in Sicht.
Auf 225 Milliarden Euro schätzt Manuel Frondel vom Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung die Kosten des Wärmepumpengesetzes. Robert Habeck spricht von 130 Milliarden Euro. Er redet über Geld, das die meisten nicht haben. Selbst wenn man nur die Kosten der Wärmepumpe mit 25 000 Euro berücksichtigt, fallen (ohne Kosten von Gebäudeinvestitionen) bis 2030 bei sechs Millionen Wärmepumpen 150 Milliarden Euro an Kosten an.
In einer Antwort des Staatssekretärs Graichen auf die Kleine Anfrage des Abgeordneten Bartsch erfahren wir die "sensationelle" CO2-Minderung dieses Verarmungsprogramms für die Mittelschicht: Wenn in 2030 sechs Millionen Wärmepumpen installiert sein sollten, werden durch diesen Aufwand 10,4 Millionen Tonnen CO2 vermieden. Das entspricht ungefähr der Emission, die beim Abschalten eines Kernkraftwerkes entsteht, wenn der Strom durch Braunkohle ersetzt wird.
Wir rechnen weiter nach: Das sind mickrige 1,4 Prozent der CO2 -Emissionen Deutschlands (746 Millionen Tonnen CO2 in 2022). Pro Tonne vermiedenem CO2 werden sage und schreibe 14 423 Euro (150 Milliarden Euro geteilt durch 10,4 Millionen Tonnen CO2) investiert.
Eine ähnliche CO2-Verminderung würde man erreichen, wenn man ein einziges Braunkohlekraftwerk mit CO2-Abscheidung ausrüsten würde. Das Kraftwerk Schwarze Pumpe emittiert etwa zwölf Millionen Tonnen CO2 und würde mit einer Investition von 600 Millionen Euro CO2-frei. Pro Tonne CO2 sind das 50 Euro an Investitionskosten.
Warum ist der Effekt der Wärmepumpe so mickrig? Das zeigt eine Tabelle: Gegenüber meinem letzten newsletter sind die Zahlen nun nicht aus der Literatur sondern es sind Herstellerangaben. Die Wärmepumpe hat einen CO2-Fußabdruck auf Grund der CO2-lastigen Stromerzeugung. Die oben genannte, mickrige Verminderung tritt übrigens nur ein, wenn nach den Planungen der Bundesregierung bis 2030 tatsächlich ein Anteil von 80 Prozent Strom aus Erneuerbaren Energien (20 Prozent Gaskraftwerke) erzeugt wird. Kommt diese CO2-Verminderung erwartungsgemäß nicht, ist der Milliardenaufwand nahezu ein CO2-Nullsummenspiel.
Die CO2-Emission eines Gasbrennwertkessels beträgt nach Angaben von Vaillant 0,178 kg pro kwh (0,2 kg Gaskessel –elf Prozent Brennwerteffizienz). Eine Wärmepumpe mit einem üblichen Wirkungsgrad von COP = 3 (COP = Coefficient of performance) macht aus 1 kWh Strom 3 kWh Wärme. Um eine Erdgasheizung mit einer Wärmepumpe zu vergleichen, muss man also den CO2-Fussabdruck einer kWh Strom (2022: 0,494 kg/kwh) durch 3 teilen. Das sind dann 0,165 kg/kWh für die Wärmepumpe: über 100 Milliarden Aufwand mit nahezu Null CO2-Effekt!
Was wäre denn stattdessen eine wirkungsvolle CO2-Verminderung? Wollte man eine wirkungsvolle und effiziente CO2-Minderung, so müsste man alle ostdeutschen Braunkohlekraftwerke, die noch bis 2038 betrieben werden können, mit einer CO2-Abscheidung ausstatten. Die ostdeutschen Braunkohlekraftwerke produzieren 50 TwH Strom und emittieren etwa 50 Millionen Tonnen CO2. Um die 14 Kraftwerksblöcke CO2-frei zu machen, müssten etwa 8,4 Milliarden investiert werden. Also für einen kleinen Bruchteil (1/20) des Habeckschen Monster-Plans an Investitionen in Wärmepumpen erhält man die fünffache Menge an Emissionsminderung. Die Investition in eine Abgasreinigung in Braunkohlekraftwerke wäre somit um den Faktor 100 effizienter.
Warum macht die Politik das nicht? Ich habe keine Antwort. Deutschland würde auf diese Weise eine unglaublich hohe Wirkung auf die CO2-Bilanz der Welt haben. Nicht wegen der eigenen Emissionen, sondern weil damit ein Weg aufgezeigt wird, wie China, Indien, Indonesien, Pakistan und der Rest der Welt ihre geplante Nutzung ihrer Kohlevorräte auf technologisch brillante Weise und kostengünstig von CO2-Emissionen befreien können.
Ich bin fest davon überzeugt, dass die Abscheidung von CO2 und Verpressung in Tiefengesteinen (vorzugsweise Basalt) vor dem Durchbruch steht. Denn die Kosten einer CO2-Abscheidung und die Verpressung in Tiefengestein (CCS) kosten nach Schätzungen von Experten etwa 70 Dollar pro Tonne CO2. (Quellen siehe in meinem Buch "Die große Energiekrise", im Kapitel 4 "Den Krieg gegen die Kohle beenden" (erschienen im Langen Müller Verlag GmbH München, ISBN 978-3-7844-3658-6, 20 Euro). Denn die Marktwirtschaft wird sich auch hier durchsetzen. Den Kosten von etwa 70 Euro pro Tonne CO2 stehen Einsparungen von 100 Euro pro Tonne CO2 für nicht mehr zu bezahlende CO2-Zertifikate gegenüber. Und nach den Plänen der EU sollen diese "Straf"-Zertifikate auf demnächst 200 Euro pro Tonne ansteigen.
Aber man wird einwenden: Erst muss doch die Technologie entwickelt werden. Jedoch: Sie gab es bis zum Verbot von CCS in Deutschland in Form einer Pilotanlage in der Schwarzen Pumpe. Maßgeblicher Drahtzieher des 2014 beschlossenen CCS Verbots in Deutschland war der damalige schleswig-holsteinische Energiewendeminister Robert Habeck 2014: "Wir wollen kein CCS als Reinwasch-Technologie für die klimaschädliche Kohleverbrennung".
Das Wunder von Hohenmölsen
Zur Verbreitung meines Buches bin zurzeit viel unterwegs. Vor einigen Tagen war ich in Hohenmölsen, einer Kleinstadt am Rande des Braunkohlereviers PROFEN in Sachsen-Anhalt. Nach der Veranstaltung zog mich ein Mitarbeiter der LEAG zur Seite und teilte mir mit, dass ich mit der Feststellung in meinem neuen Buch, dass die CCS-Anlage Schwarze Pumpe nach Kanada verkauft worden ist, einem Fake aufgesessen sei. Die LEAG hätte mit Rücksicht auf die Politik die Öffentlichkeit im Glauben gelassen, dass die Anlage nach Kanada verkauft worden sei, damit niemand auf dumme Gedanken komme, und die Reaktivierung der Anlage fordern könne. Die Anlage steht noch immer an seinem Platz, die Mess-und Regeltechnik sei zwar ausgebaut, aber man könne sie reaktivieren. – Political correctness treibt schon merkwürdige Blüten in Deutschland.
Aber nun kann Olaf Scholz, von dem ich weiß, dass er ein Unterstützer der CCS-Technologie ist (Hamburg und Brandenburg waren 2014 die einzigen Länder, die sich gegen das CCS-Verbot im Bundesrat gewehrt hatten), sich doch für die Reaktivierung der CCS-Anlage von Schwarze Pumpe einsetzen. Ich habe viel gelernt in Hohenmölsen. Wussten Sie, dass der dort geförderten wachshaltigen Braunkohle bis zu 15 Prozent Wachs entzogen wird und der dortige Wachsproduzent Romonta zu den größten Wachsproduzenten der Welt gehört? Auch diese Arbeitsplätze sind hochgradig gefährdet.
Welches Land zerstört sich selbst so radikal, wie Deutschland unter grünem Regierungskommando?
Und noch eine interessante Information zum Schluss: Im April 2023 ist die Abweichung der globalen Temperatur vom 30-jährigen Mittel der satellitengestützten Messungen der University of Alabama (UAH) leicht gefallen, und zwar auf 0,18 Grad Celsius. Der Temperaturanstieg beträgt im Durchschnitt pro Jahrzehnt seit 1979 lediglich 0,13 Grad Celsius.“