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Letzte Aktualisierung: 25.04.2024

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Von Einschnürungen bis kurze Kleider

Historisches Museum zeigt bewegte Frauenmoden seit 1850

von Karl-Heinz Stier

(20.01.2020) Mit zwei großen Ausstellungen hofft das Historische Museum in diesem Jahr auf eine gute Besucherresonanz:

Bildergalerie
Die erste große Ausstellung 2020: „Kleider in Bewegung - Frauenmode seit 1850“. Beginn 19. März mit zwei ergänzenden Schauen.
Foto: Karl-Heinz Stier
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Die zweite „Rassismus – die Erfindung von Menschenrassen“ am 16. September
Foto: Karl-Heinz Stier
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Museumsdirektor Jan Gerchow erläutert das neue Jahresprogramm und gibt einen Rückblick auf 2019
Foto: Karl-Heinz Stier
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„Rassismus – die Erfindung der Menschenrassen“ im September und ab März haben die Verantwortlichen ein „triadisches Konzept“ entwickelt, bei dem sich aufeinander bezogene Sonderausstellungen zu einem Ganzen vereinigen. Der Haupttitel heißt „Kleider in Bewegung - Frauenmode von 1850 bis 1930“ und wird am 19. März eröffnet und dauert bis 19.Juli 2020.

Die Ausstellung thematisiert anhand des Bewegungs– und Bekleidungswandels, wie Textil und Mode ganz wesentlich zu einer neuen Inszenierung von Rollenbildern beitrugen und Machtverhältnisse in der Gesellschaft des Kaiserreiches neu definierten. Die schwere hochgeschlossene Kleidung im 19. Jahrhundert gibt andere Bewegungsabläufe vor als die leichte, korsettfreie der 1920er Jahre. Das neue Körperbewusstsein brachte vielen Frauen nie gekannte Freiheiten, aber auch gleichzeitig neue Einschränkungen. Kleidung ließ für Frauen nur Pseudobewegungen oder die Illusion von Bewegung zu oder schuf sogar neue Bewegungs-Unfreiheiten. „Kleidung ist bis heute nicht nur praktisch, sondern folgt auch Schönheitsidealen, Normen und Tabus. In einem Ausblick richtet die Schau ihren Blick bis in die Gegenwart mit der Fragestellung: warum tragen wir heute noch unbequeme Kleidung?“ – so Museumsdirektor Jan Gerchow.

Ergänzt wird die Hauptausstellung im Jugend Museum vom 7. Juni 2020 bis 21. Februar 2021 durch eine Werkstatt-Ausstellung, in der Textilien das Leben der Menschen gestalten, ob im Arbeits- oder Haushaltsbereich. Das Stück Stoff zeigt, wie Textilien aus verschiedenen Materialien und Fasern pflanzlichen, tierischen und synthetischen Ursprungs hergestellt werden und lässt Besucher die Techniken der Verarbeitung von Fäden zu Geweben selbst ausprobieren.

In einer zweiten Ergänzung ermöglicht eine Stadtlabor-Ausstellung vom 30.4. bis 10.8.20 den Besuchern in Kooperation mit der Frankfurter Schule für Mode und Bekleidung aktuelle Bedingungen für Modeschaffende kennenzulernen.

Die zweite große Ausstellung in 2020 beschäftigt sich mit dem Rassismus, einer menschenfeindlichen Ideologie vom 16. September bis 24.Januar 2021. Viele Menschen sind aufgrund ihrer Hautfarbe, ihres Aussehens, ihrer Religionszugehörigkeit oder Sprache immer wieder erniedrigenden Erfahrungen ausgesetzt. „Rassismus verletzt nicht nur die Einzelnen, er widerspricht auch den Idealen menschlicher Gleichheit und Freiheit. Dabei geht es weniger um die Geschichte dieses gefährlichen Wortes als um die Wirkung dieser langlebigen Idee“, betonte der Museumsdirektor. Mit der Kategorie „Rasse“ würden nur scheinbar menschliche Unterschiedlichkeiten beschrieben, in Wahrheit dienten sie dazu, politische, soziale und kulturelle Ungleichheit zu begründen.

Die Ausstellung präsentiert 400 Exponate von 82 Leihgebern aus Deutschland und Europa, darunter 70 Videos und 8 Hörstationen und Werke zeitgenössischer Künstler, aber auch Filme und Videos aus der Gegenwart. Das Historische Museum ergänzt diesen gegenwartsbezogenen Teil der Ausstellung durch ein Stadtlabor zum Thema  „Decolonize Frankfurt“. In Zusammenarbeit mit Initiativen und betroffenen Menschen in der Region Frankfurt Rhein-Main soll eine Ausstellung über Rassismus und koloniale Spuren erarbeitet und präsentiert werden.

Aufmerksam macht die Museumsleitung noch auf die Führungen im Haus der Goldenen Waage, die unter der Obhut des Historischen Museums steht und die das renovierte Haus schon viele Jahre vor der Renovierung erworben hatte. Besichtigungen über die beiden Stockwerke mit ihren Alltagsgegenständen und Möbeln aus dem 17. Und 18. Jahrhundert gibt es nur mit Führungen täglich um 16 Uhr, bei mehr Nachfrage auch um 14 Uhr. Man muss 79 Stufen bis zum Belvederchen steigen.  Dauer: 90 Minuten, kosten pro Nase 6 Euro.

In einem Rückblick auf das abgelaufene Jahr beschrieb Jan Gerchow die Besucherzahl mit 178 350 Besuchern. „Das ist nicht so viel wie im Jahr davor“. Deshalb werde man diesmal die Veranstaltungen stärker bewerben. „Da hilft uns auch die Stadt mit ihrer Tourismus-Abgabe“. Außerdem soll das Junge Museum attraktiver werden, insbesondere in den Schulen solle mehr Werbung erfolgen, weil die Besucherzahlen nicht der Zufriedenheit entsprachen.