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Letzte Aktualisierung: 25.04.2024

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Von besonderen Bäumen und anderen beachtenswerten Pflanzen

von Ilse Romahn

(24.02.2020) Der Zweifarbigen Alcock-Fichte hatte Elke Brude bislang wenig Beachtung geschenkt. Der Nadelbaum erschien ihr immer als zu struppig. Doch dann recherchierte sie im Internet und stellte fest: Das gehört so.

Schneeball im Botanischen Garten
Foto: Stadt Frankfurt / Elke Bude
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Eine Picea alcoquiana sieht immer ein bisschen zerzaust aus. Weswegen der Baum jetzt eine der „beachtenswerten Pflanzen“ ist, die Brude Monat für Monat für den Botanischen Garten auf einer Liste zusammenstellt – jedes Jahr während der Gartensaison von Februar/März bis Oktober.

Brude kennt den Botanischen Garten seit ihrer Studienzeit, 1968 hat sie ihn das erste Mal besucht. 2006 begann die Biologin, die als Humangenetikerin an der Uni-Klinik arbeitete und Gründungsmitglied des Freundeskreises des Botanischen Gartens ist, auf Anregung von Gartenleiter Manfred Wessel durch die Botanik am Ende der Siesmayerstraße zu streifen und nach beachtenswerten Pflanzen zu suchen. „Es sind 16 in jedem Monat“, sagt Brude. „Ich suche sie aus, fotografiere sie, lasse meine Auswahl prüfen, versehe sie mit gelben Schildern, verzeichne sie im Gartenplan und zeige sie im Schaukasten am Eingang.“ Dort können sich die Besuchern eine Kopie des Plans mitnehmen und Brudes Pflanzenrundgang folgen. Darüber hinaus werden alle Pflanzen auf der Webseite des Botanischen Gartens eingestellt, mitsamt dem dazu gehörenden Lageplan. So ist im Laufe der Jahre ein riesiges bebildertes Pflanzenarchiv entstanden, das man auf http://www.botanischergarten-frankfurt.de abrufen kann.

Brude wählt die Pflanzen so aus, dass man auf ihren Spuren durch den kompletten Garten spaziert. Auch wichtig: „Es muss immer etwas Neues, Seltenes, Blühendes, Farbiges und Duftendes dabei sein“, sagt Brude. Für den Rundgang Februar/März hat sie neben der Alcock-Fichte (selten) unter anderem den Duftenden Schneeball (duftend), das Himmelblaue Träubel (farbig), den Gewöhnlichen Seidelbast (blühend), die Chinesische Kopfeibe (neu) und die Vanille-Pestwurz (bisher unentdeckt) ausgesucht.

Und obwohl Brude den Botanischen Garten so gut kennt, entdeckt sie immer wieder etwas Neues. Manche Pflanzen wie die Vanille-Pestwurz wachsen so versteckt, dass die Biologin sie erst findet, wenn an der betreffenden Stelle zurückgeschnitten wurde. Andere verstecken sich im Unterholz. Und wieder andere wie die Zweifarbige Alcock-Fichte sind erst dann beachtenswert, wenn man sich die Zeit nimmt, mehr über sie zu erfahren. Dabei ist sie ein sehr besonderer Baum: „Sie ist auf der japanischen Insel Honshū endemisch, das heißt, natürlich kommt sie nur dort und nirgendwo sonst auf der Welt vor. Und sie steht auf der Roten Liste der weltweit gefährdeten Arten“, erklärt Brude.

Sie selbst ermahne sich bei ihren Erkundungstouren durch den Botanischen Garten zu Ruhe, Konzentration und Achtsamkeit. Allen Besuchern gibt die Biologin mit ihrer Zusammenstellung beachtenswerter Pflanzen einen Wegweiser an die Hand, mitten in Frankfurt Naturschätze wie die Zweifarbige Alcock-Fichte zu entdecken.

Der Botanische Garten eröffnete seine Saison am Sonntag, 23. Februar. Der Garten ist bis Ende Oktober montags bis samstags von 9 bis 18 Uhr sowie sonn- und feiertags von 9 bis 13 Uhr geöffnet. Der Eintritt ist frei. (ffm)