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Letzte Aktualisierung: 25.04.2024

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Vom Wiener Kaffeehaus aus durch die ganze Welt

Cobario: „Wiener Melange“ beim Rheingau-Musik-Festival

von Ingeborg Fischer und Karl-Heinz Stier

(16.07.2021) Eingeladen war zum Weingut Baron Knyphausen in den Draiser Hof in Erbach-Eltville. Ein Pavillon im großen Garten schützte die Besucher vor Gewitter, Wind und Regen. Und trotz strenger Corona-Regeln konnte sich das zahlreiche Publikum in lockerer, fröhlicher Atmosphäre bei Spundekäs und Wein auf die drei besonderen Musiker von Cobario mit ihrem Programm „Wiener Melange“ freuen.

Die Musikgruppe Cobario mit ihrem Geigenvirtuosen „Herwigos“ und den beiden Gitarristen“Giorgio Rovere“ und „El Coba“
Foto: Ansgar Klostermann (RMF)
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Wer allerdings eingestimmt war, Wiener Kaffeehaus-Stimmung und viel Wiener Schmäh zu erleben, der musste umdenken. Herwig Schaffner alias „Herwigos“, Jakob Lackner alias „El Coba“ und Georg Aichberger alias „Giorgino Rovere“, mittlerweile hoch ausgezeichnete Tonkünstler, hatten als Straßenmusikanten die ganze Welt bereist und sich in fernen Ländern bei ihren Kompositionen inspirieren lassen.

Zwei Gitarren (Aichberger und Lackner) und Herwig Schaffner mit der Violine und am Klavier entführten bei dem Konzert mit einem Flamenco „Show down“ erst einmal nach Spanien, um dann mit Hill-Billy „Lucky - Punch“  über den großen Teich zu fahren. Ihr Schiff schaukelte mit „Seven Seas“ und ganz weichen Geigenklängen über die sieben Meere. Dann ging es an die Cote d`Azur, um dann tatsächlich auch einmal Wien zu besuchen. Vertraute Wiener Klänge erinnerten an Zitherspiel und den “Dritten Mann“.

Der Pandemie geschuldet führten sie ein Lied zum ersten Mal auf. „Ich hab Zeit, ich selbst zu sein“ mit Schaffner am Klavier.

Ja – und ein rumänisches Hotel mit kommunistischem Charme beherbergte eine Hochzeitsgesellschaft, bei der die 3 Musiker mitfeiern durften, drei Tage lang mit Schnapsrunden. Die wilde Musik mit kurzen zärtlichen Passagen bis zum furiosen Höhepunkt brachte die Zuhörer zum Trampeln und Mitklatschen.

Ein Liebeslied „Wenn i hoam komm, bist Du immer da für mia“, türkisch-arabische Musik aus Teheran und Weisen aus England und den grünen Hügeln von Schottland verzauberten. Als „Girgio Rovere“ dann sogar mit einem Weinglas Gitarrenklänge hervorlockte, faszinierte das das Publikum.

Der Star des Abends war der Geigenvirtuose „Herwigos“. Wie er seiner Violine Melodien entlockte! Mal strich er mit dem Bogen zärtlich über die Saiten und machte das Geigenspiel zu einem gefühlvollen samtigen Gehörerlebnis, mal forderte er sie zu einem kräftigen Allegro auf, oder er ließ sie ihre eigenen außergewöhnlichen Klänge ausspielen und begleitete sogar einmal mit seinem eigenen Gesang.

Man konnte drei  Musiker erleben, die eine exzellente musikalische Ausbildung genießen durften und bei namhaften Adressen spielten, bis „Cobario“ gegründet wurde. Schaffner spielte sogar unter Yehudi Menuhin. Die Männer stecken voll Musik bis in die Fußspitzen, sie steigerten sich von leisen Tönen zum Stakkato, um dann ihre Instrumente wieder zärtlich werden zu lassen. Aichberger und Lackner zeigten eindrucksvoll, was Gitarren alles können, und Herwig Schaffner ist ein imponierender Künstler auf seiner Geige. Seit über zehn Jahren begeistern die spielfreudigen Vagabunden, die 2006 in Barcelona als Straßenmusikanten ganz schnell ihren eigenen Stil entwickelten und ihr Publikum mit melancholischen Weisen, energischen Klanginstallationen und virtuosen Soli immer mehr erfreuten.

Die  Zuhörer dankten es Cobario „Wiener Melange“ mit stürmischem Applaus und wiederholten Zugabenforderungen.