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Letzte Aktualisierung: 24.04.2024

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VGF kauft neue Gleisarbeitsfahrzeuge mit elektrischem Antrieb

von Ilse Romahn

(20.05.2020) Die VGF wird den Fuhrpark ihrer Schienenfahrzeuge erweitern. Allerdings nicht mit einem neuen Straßenbahn-Wagen des Typs „U“ oder einen „U6“-U-Bahn-Wagen, sondern einem neuen Gleisarbeitszug.

Den Zuschlag für den dreiteiligen Zug erhielt die Firma Windhoff Bahn- und Anlagentechnik aus Rheine, die seit mehr als 130 Jahren erfolgreich Schienenfahrzeuge und verschiedene Systeme der Bahn- und Rangiertechnik herstellt. Die VGF will mit der Neuanschaffung die schrittweise Erneuerung ihres Arbeitswagen-Fuhrparks beginnen, denn teilweise werden die bei Gleisbauarbeiten im U-und Straßenbahnnetz gebrauchten Transportwagen oder Schotterloren noch von „K“-Wagen aus den 50er Jahren gezogen.

Dreiteiliger Arbeitszug
Die Komposition wird von Frühjahr 2020 an von der VGF und der Firma Windhoff entwickelt, sie soll nach derzeitiger Planung im Herbst 2022 ausgeliefert und in Betrieb genommen werden. Sie wird aus drei Teilen bestehen: Zum einen aus zwei Gleisarbeitsfahrzeugen mit Fahrerstand, Motor und Ladefläche, wovon einer mit einem Ladekran ausgestattet ist. Die beiden Fahrzeuge sind je etwa 13 Meter lang und verfügen über zwei Drehgestelle mit zusammen vier Achsen. Die Arbeitswagen verfügen über eine vollklimatisierte Kabine mit Fahrerstand und genügend Platz für bis zu sechs Personen.

Arbeitszug mit Elektro-Antrieb
Das besondere an beiden Fahrzeugen ist ihr elektrischer Antrieb mit Stromabnehmern, denn Arbeitszüge dieser Art werden standardmäßig noch immer von Dieselmotoren angetrieben, da Gleisbau in aller Regel mit der Abschaltung von Oberleitung und Fahrstrom einhergeht. Für diesen Fall verfügen auch die neuen VGF-Fahrzeuge über Diesel-Hilfsaggregate. Elektrisch betriebene Arbeitszüge sind in deutschen Stadtbahn-Systemen bislang die Ausnahme. Um in eine nachhaltige Zukunft zu investieren und möglichen Fahrverboten in Frankfurt entgegenzuwirken, haben sich die Projektbeteiligten bewusst für eine Abkehr vom bisher obligatorischen Dieselmotor entschieden. Im Lauf der jetzt anstehenden detaillierten Fahrzeug-Entwicklung werden VGF und Hersteller Windhoff die Möglichkeiten ausloten, eine alternative Technik für den Hilfsantrieb einzubauen, zum Beispiel Brennstoffzellen oder Akkus. Damit ist es durchaus möglich, dass das Fahrzeug nicht nur mit Diesel-Hilfsmotor, sondern auch noch mit einem zusätzlichen Alternativ-Antrieb ausgeliefert wird.

Schienentransportwagen
Zum anderen gehört zu dem Zugverband ein vierachsiger Schienentransportwagen, der über Kupplung etwa 17 Meter lang ist und über eine 15,50 Meter lange Ladefläche verfügt, auf der 15 Meter lange Schienen zu den Baustellen gefahren werden können. Der Kran des einen Arbeitsfahrzeugs ist darauf ausgelegt, auch unter der nur 3,90 Meter hohen Oberleitung im U-Bahntunnel Schienen vom angekoppelten Transportwagen zu heben und im Gleisbett abzulegen.

Der Zug kann in unterschiedlichen Behängungen zum Einsatz kommen: drei- oder zweiteilig, die Arbeitsfahrzeuge auch solo. Werden zwei Arbeitsfahrzeuge aneinander gekuppelt – ob mit dem Schienentransportwagen dazwischen oder ohne – ist der Zugverband uneingeschränkt zweirichtungsfähig. Damit lässt er sich äußerst variabel einsetzen.

Gleisbau und mehr
Der neue Arbeitszug kann künftig für alle Arbeiten an Gleisen der U- und Straßenbahn eingesetzt werden. Er kann alles transportieren, was hierfür nötig ist, egal ob die 15 Meter langen Schienen, Baumaterial und –gerät oder andere Ausrüstung. Auch zum unterirdischen Transport von Fahrtreppen oder deren Teilen ist er geeignet.

Ausbau des Fuhrparks möglich
Die VGF kann in Zukunft den zunächst dreiteilig beschafften Zug nach Bedarf erweitern, sei es durch zusätzliche Schienentransportwagen, andere – auch niederflurige – Transportwagen oder Schotterloren. Einzige Einschränkung: Laut Betriebsordnung Straßenbahn (BOStrab) darf die Länge des Arbeitszugs 75 Meter nicht überschreiten. Die Breite definiert sich letztlich nach dem U-Bahn- und Straßenbahnnetz, in dem der Zug eingesetzt wird. Die Arbeitswagen sind 2,40 Meter breit, der Schienentransportwagen 2,20 Meter, was sich mit seiner größeren Länge und den damit verbundenen Einsatzmöglichkeiten im VGF-Netz erklärt. In der gewählten Konfiguration kann der Zug auf allen Strecken, in allen Stationen und an allen Haltestellen der VGF eingesetzt werden.

Ersatz für den altgedienten 2042
Die neuen Fahrzeuge ersetzen den alten Gleisrottenzug mit der Nummer 2042, der 1993 nach Frankfurt ausgeliefert wurde. Das Fahrzeug gehört zur Baureihe KLV 53 B-B, die von den 60ern bis in die 90er Jahre in großer Stückzahl gebaut wurde und bei vielen Verkehrsbetrieben sowie der DB im Einsatz war oder ist. Auch Windhoff hat in der Vergangenheit solche Fahrzeuge gebaut. (ffm)