Letzte Aktualisierung: 13.09.2024
Verregnetes Frühjahr, nasser Sommeranfang: Atempause für den Stadtwald?
Verregnetes Frühjahr, nasser Sommeranfang: Atempause für den Stadtwald?
von Ilse Romahn
(05.08.2024) Welche Baumarten werden mit den Folgen der Klimakrise klarkommen? Wird es die Rotbuche aus dem Mittelmeerraum sein, die bereits auf einer Versuchsfläche im Revier Oberrad des Frankfurter Stadtwaldes wächst? Oder sind es andere Arten, während wiederum bekannte einheimische Bäume für den Wald unwiederbringlich verloren sind?
Antworten auf diese und andere Fragen zu finden, ist Teil der Frankfurter Waldstrategie, die während einer Pressefahrt zu den Versuchsflächen im Stadtwald vorgestellt wurde.
„Mit der Frankfurter Waldstrategie schaffen wir einen klaren Fahrplan für Maßnahmen, um unseren Stadtwald für die kommenden Jahrzehnte zu stärken und seinen Zustand nachhaltig zu verbessern“, sagte Klima- und Umweltdezernentin Tina Zapf-Rodríguez. Der Regen des vergangenen halben Jahres habe dem Wald zwar eine kleine Atempause verschafft, aber an seinem Gesamtzustand habe sich nichts geändert, sagte die Dezernentin und führte aus: „Einigen Bäumen hilft der viele Niederschlag, insgesamt müssen wir aber feststellen: Die Trockenschäden aus den vorhergehenden Jahren sind weiterhin immens. Die Klimakrise ist auch in Frankfurt da – und das noch heftiger und schneller als erwartet. Diese Situation verlangt nach weiteren umfassenden und zügigen Maßnahmen, wenn wir den Stadtwald so erhalten wollen, wie wir ihn kennen und lieben.“
Zu diesen Maßnahmen gehört auch die neu geschaffene Stelle eines Klimaförsters oder einer Klimaförsterin im StadtForst. Die Aufgabe: wissenschaftliche Betreuung der Versuchsflächen mit neuen Baumarten im Stadtwald und Koordination der Wiederaufforstung klimageschädigter Waldbestände. „Mit der neuen Stelle eines Klimaförsters oder einer Klimaförsterin wollen wir bewusst machen, dass wir den Zustand des Waldes sehr ernst nehmen. Wir brauchen eine Person, die sich ausschließlich um die Probleme kümmert, die im Wald durch die Klimakrise entstehen“, sagt Heike Appel, Leiterin des Grünflächenamtes. „Es geht hier um weit mehr als um Schadensbegrenzung. Wir müssen einen klimastabilen Mischwald aufbauen. Der Klimaförster oder die Klimaförsterin wird daher auch alle Maßnahmen zum Erhalt und der Schaffung eines klimaresilienten, biodiversen Waldes steuern.“ Eine weitere Aufgabe ist, die jährliche Waldzustandserhebung zu erfassen.
Seit seiner Gründung im Jahr 1372 spielt der Stadtwald eine zentrale Rolle für die Frankfurter Bevölkerung. Er ist Erholungsort, trägt zur Verbesserung der Luftqualität bei und sichert ein Viertel des Trinkwassers in Frankfurt. Er hat einige Krisen überlebt, aber nie zuvor in seiner Geschichte war die Bedrohung derart existentiell wie heute, sagt auch Tina Baumann, Leiterin der Abteilung StadtForst im Grünflächenamt. Die Frankfurter Waldstrategie soll daher Fragen von Fachleuten wie auch von Laien beantworten, Transparenz schaffen und den Dialog fördern: „Mit der Veröffentlichung dieser Waldstrategie wollen wir die Öffentlichkeit umfassend informieren und das Bewusstsein für den Schutz und die nachhaltige Nutzung unseres Waldes schärfen. Es ist uns wichtig, den Bürgern die ökologischen Zusammenhänge zu erklären und sie zu einem aktiven Beitrag zum Erhalt unseres Stadtwaldes zu ermutigen“, betont Baumann.
Über zwei Jahre hinweg haben die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des StadtForsts gemeinsam mit dem Göttinger Forstwissenschaftler Prof. Volker Dubbel an dem umfangreichen Dokument zur Frankfurter Waldstrategie gearbeitet. Die Strategie definiert Aufgabenbereiche, legt Handlungsfelder dar und beschreibt Maßnahmen, die den Wald schrittweise widerstandsfähiger machen sollen. Zusammengefasst ist sie in der Broschüre „StadtForst Frankfurt am Main – Waldstrategie in Zeiten des Klimawandels“ auch für interessierte Bürgerinnen und Bürger gut lesbar. Auf mehr als 90 Seiten und in 27 Kapiteln werden Themen wie nachhaltige Holznutzung, die Erholungsfunktion des Stadtwaldes, Trinkwassergewinnung und die CO2-Bilanz behandelt. Zudem werden die dramatischen Auswirkungen der Trockenjahre analysiert und ein Ausblick auf die möglichen klimatischen Veränderungen bis ins Jahr 2100 gegeben. (ffm)