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Letzte Aktualisierung: 04.10.2024

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Verleihung Nachbarschaftspreis 2024

von Ilse Romahn

(30.09.2024) Der Nachbarschaftspreis der Stadt Frankfurt geht in diesem Jahr an die Frankfurter Spatzen, die Preungesheimer Arbeitsgemeinschaft Anti-Rassismus, der Bunte Kochtopf, 20 Meter für die Nachbarschaft und das Nachhilfeprojekt an der Konrad-Haenisch-Schule (KHS). Mit der Auszeichnung würdigt die Stadt das vielfältige Engagement von Frankfurterinnen und Frankfurtern, die sich mit kreativen Projekten und Initiativen für ein gutes Miteinander und Füreinander in ihrer Nachbarschaft einsetzen. Der Preis ist mit insgesamt 5000 Euro dotiert und wurde zum 23. Mal vergeben.

Die Gewinnerinnen und Gewinner des Nachbarschaftspreises 2024 mit Sozialdezernentin Elke Voitl (Mitte)
Foto: Stadt Frankfurt am Main
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„Unsere Nachbarschaft, unser Sozialraum, in dem wir uns bewegen, ist weit mehr als nur der Ort, an dem wir wohnen. Er ist der Raum, in dem wir uns begegnen, in dem wir füreinander da sind, in dem wir unsere Identität finden und gestalten. Unser Sozialraum ist lebendig durch das Engagement der Menschen, die ihn gestalten – durch Ihre Initiative, Ihre Tatkraft und Ihr Herzblut“, sagte Sozial- und Gesundheitsdezernentin Elke Voitl am Donnerstag, 26. September, bei der Preisverleihung im Gesellschaftshaus im Palmengarten.

In den Kategorien „Kultur vor Ort“, „Demokratie leben im Quartier“, „Nachbar innen für Nachbar innen“, „Schöner-Bunter-Nachhaltiger“ und „Gemeinsam leben im Quartier“ gingen in diesem Jahr insgesamt 49 Bewerbungen ein.
 
Preisträger in der Kategorie „Kultur vor Ort“: Frankfurter Spatzen
Das Motto der Frankfurter Spatzen Sport- und Kulturvereinigung 2018 ist „Zuhause ist da, wo Deine Freunde sind“. Der Verein geht aus einer 2011 gegründeten Abteilung des TSV Ginnheim hervor und möchte Kinder, Jugendliche und ihre Familien aus verschiedenen Herkunftsländern und mit unterschiedlichem schulischem Hintergrund mittels Musik, Theater und Tanz sprachlich und künstlerisch fördern. Insgesamt umfasst der Verein aktuell rund 130 Mitglieder und 40 Ehrenamtliche. Die meisten Kinder und Jugendlichen sind in den beiden Musicalensembles aktiv, andere nehmen Tanz- und Instrumentalangebote wahr. Des Weiteren gibt es einen Elternchor, in dem nicht nur Eltern, sondern auch andere Erwachsene und vermehrt auch Seniorinnen und Senioren mitsingen. Auch in der Spatzenband, die die beiden Musicalensembles begleitet, sind viele aktiv. Im vergangenen Jahr wurde das Musical „Emil und die Detektive“ im Zirkuszelt in der Platenstraße aufgeführt; neben den großen Musicalaufführungen tritt der Verein bei verschiedenen Stadtteilfesten auf und ist auch bekannt für Flashmobs bei Stadtteilaktionen. Der Verein unterstützt und berät die Jugendlichen auch bei schulischen Fragen und Förderbedarf, bei der Ausbildungssuche, beim Deutschlernen oder bei Behördengängen.
 
Preisträger in der Kategorie „Demokratie Leben im Quartier“: Preungesheimer Arbeitsgemeinschaft Anti-Rassismus
In Zeiten des zunehmenden Rechtsrucks haben sich von Rassismus betroffene Preungesheimerinnen und Preungesheimer selbst zusammengeschlossen, um sich gegenseitig im Umgang mit menschenfeindlichen Haltungen zu stärken. Monatlich findet ein Treffen mit Kinderbetreuung statt. Hier werden eigene Erfahrungen geteilt, gemeinsam Handlungsstrategien diskutiert sowie (Bildungs-)Veranstaltungen und Projekte gegen Rassismus und andere Formen von Diskriminierung organisiert. Gemeinsam wurden in der jüngsten Vergangenheit viele Projekte auf die Beine gestellt: eine Lesung sowie eine Ausstellung zum Gedenken an den rassistischen Anschlag in Hanau mit gut 40 Besucherinnen und Besuchern, das gemeinsame Lesen von Gedichten sowie ein öffentliches Fastenbrechen für knapp 200 Personen, zu dem alle Preungesheimerinnen und Preungesheimer eingeladen waren, um sich mit dem Islam beschäftigen zu können, Fragen zu stellen, Vorurteile abzubauen sowie die Sichtbarkeit verschiedener muslimischer Communitys herzustellen. Die Arbeitsgemeinschaft nimmt auch andere Diskriminierungsformen in den Blick: Für die Kinderrechtswoche im Juni 2024 sind Projekte zur Situation von Kindern mit Beeinträchtigungen geplant.

Preisträger in der Kategorie „Nachbar innen für Nachbar innen“: Der Bunte Kochtopf
Seit Mitte 2023 wird jeden Donnerstag im Tassilo-Sittmann-Haus in der Nordweststadt ein kostenloser Mittagstisch angeboten – gegen Hunger und Einsamkeit. Eine Gruppe von Ehrenamtlichen unterstützt beim Servieren und Abräumen und begrüßt die Gäste. Dazu zählen auch Schülerinnen und Schüler der Berufsorientierungsstufe der benachbarten Ernst-Reuter-Schule II. So bunt wie sein Inhalt sind auch die Besucherinnen und Besucher des Bunten Kochtopfs, der für viele zu einem festen Begegnungs- und Kommunikationsort geworden ist.
 
Preisträger in der Kategorie „Schöner, Bunter, Nachhaltiger“: 20 Meter für die Nachbarschaft
Das Projekt besteht aus einem über 20 Meter langen Tisch auf dem Quartiersplatz an der Gustavsburgstraße im Gallus, an dem sich die Nachbarschaft am Wochenende trifft oder an warmen Tagen auch mal zu Abend isst. Auch Kindergeburtstage können dort gefeiert werden. Initiator Tobias Krauch hat den Tisch zusammen mit Nachbarinnen und Nachbarn aus Altholz gebaut und möchte damit den öffentlichen Raum als Begegnungsraum stärken. Der Tisch wurde so gebaut, dass Menschen verschiedener Körpergrößen gut daran sitzen können, an zwei Stellen sind die Sitzbänke für Rollstuhlfahrerinnen und -fahrer unterbrochen. Inzwischen sitzen regelmäßig kleine und große Gruppen an der langen Tafel. Für das Jahr 2024 sind dort verschiedenen kleine Veranstaltungen geplant.

Preisträger in der Kategorie „Gemeinsam lernen im Quartier“: Nachhilfteprojekt an der KHS
Die Schülerinnen und Schüler der Konrad-Haenisch-Schule (KHS) kommen häufig aus Elternhäusern, wo materielle und ideelle Ressourcen nicht ausreichend vorhanden sind, um den Kindern Unterstützung im Schulalltag zu bieten. Deshalb findet an der KHS zweimal pro Woche eine kostenlose und niedrigschwellige Nachhilfe statt. Immer mittwochs und freitags bieten Schülerinnen und Schüler aus benachbarten Schulen mit Oberstufe (Helmholtzschule und Schule am Ried) eine zweistündige Nachhilfe für bis zu zehn Schülerinnen und Schüler aus der Sekundarstufe 1 an. Ziel des Projekts ist neben der inhaltlichen Unterstützung auch die Förderung junger Vorbilder durch das Konzept Schülerinnen und Schüler für Schülerinnen und Schüler, wobei sie die Inhalte der Nachhilfe selbst bestimmen. (ffm)