Letzte Aktualisierung: 21.03.2025
Vergessene Orte - verlorene Orte?
Vortrag in der Historischen Villa Metzler
von Adolf Albus
(07.03.2025) An das erste Viertel der Juden im Süden des Frankfurter Doms erinnert kein Mahnmal – obwohl sie dort schon im 13. und 14. Jahrhundert ersten Progromen ausgesetzt waren. Auf Geheiß von Papst und Kaiser wurden sie 1462 in das Ghetto östlich der Staufenmauer umgesiedelt.
Der von Mauern umfasste Bereich entwickelte sich durch den Zustrom vertriebener Juden zu einem der bedeutendsten Ghettos Deutschlands und durch seine pittoreske Bebauung zu einer Attraktion für Reisende bis ins 19. Jahrhundert. Die Beschießung der Stadt durch französische Revolutionstruppen 1796 führte zur Zerstörung des Ghettos im Norden und damit zu seiner Öffnung nach mehr als 330 Jahren Bestand. Der zerstörte Teil wurde 1811 bis 1832 im Sinne des Klassizismus neu errichtet, 1860 auch die Hauptsynagoge.
Der Wiederaufbau der Stadt nach dem Zweiten Weltkrieg zerstörte die Struktur der Judengasse: Ein Reststück an der Staufenmauer ist heute durch enge Zugänge abgeschnitten und dem öffentlichen Bewusstsein entrückt. Hier hat sich zwischenzeitlich ein soziales Umfeld entwickelt, das zu kippen droht – obwohl die städtischen Ämter seit Jahren an Konzepten für die Verbesserung des öffentlichen Raumes arbeiten.
Was zudem genauer betrachtet werden sollte, auch darüber berichtet die Architektin und Referentin Prof. Anne-Christin Scheiblauer, in einem Vortrag in der Historischen Villa Metzleram Mittwoch, dem 19. März 2025, um 19 Uhr, Schaumainkai 15, 60594 Frankfurt am Main, ist der gesamte heutige Baublock beidseits der Staufenmauer, ein hoch historischer Ort: Denn an der Fahrgasse standen bis zum Krieg zahlreiche klösterliche Einrichtungen, die ebenfalls der Erinnerung bedürfen.