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Letzte Aktualisierung: 19.04.2024

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Verdrängtes Risiko Berufsunfähigkeit

Beim Berufsstart an später denken

von Adolf Albus

(25.09.2020) Endlich die Ausbildung geschafft oder den Hochschulabschluss in der Tasche. Doch wer denkt bei aller Freude über den Erfolg schon gerne an die Herausforderungen des neuen Lebensabschnitts? Dass auf die staatliche Rente allein kein Verlass ist, hat sich inzwischen auch unter Berufseinsteigern herumgesprochen. Die Gefahr, durch Krankheit oder Unfall nicht mehr arbeiten zu können, bedenken dagegen nur wenige.

Dabei deckt eine Berufsunfähigkeitsversicherung ein existenzbedrohendes Risiko ab und ist neben der Privathaftpflichtversicherung die wichtigste private Versicherung. Eine echte Alternative gibt es nicht.
 
Jeder fünfte Neurentner erreicht nach Angaben der gesetzlichen Rentenversicherung das reguläre Rentenalter gar nicht, sondern erhält eine Rente wegen Erwerbsminderung. Das heißt, er kann schlimmstenfalls in keinem Beruf länger als drei Stunden pro Tag arbeiten. Wer dagegen – unabhängig vom Alter – mindestens sechs Monate seinen zuletzt ausgeübten Beruf nur zu weniger als 50 Prozent erfüllen kann oder konnte, gilt als berufsunfähig. „Im Falle einer Berufsunfähigkeit zahlt der Staat lediglich eine Erwerbsminderungsrente. Diese liegt allerdings selbst bei älteren Arbeitnehmern durchschnittlich unter der als Hartz IV bekannten Grundsicherung“, erklärt Philipp Köster, Bezirksdirektor und Lebensversicherungsexperte der Barmenia Versicherungen Frankfurt am Main. Personen, die nicht in die gesetzliche Rentenversicherung einzahlen, haben keinen Anspruch auf eine Erwerbsminderungsrente. Dies betrifft z. B. die meisten Selbstständigen, Hausfrauen/-männer und Studierenden. Eine Berufsunfähigkeit kann jeden treffen. Dennoch verfügen nur sehr wenige Berufstätige über eine zusätzliche private Absicherung für den Ernstfall.
 
Frühzeitig versichern, auf Vertragsdetails achten
Was viele Berufstätige beim Abschluss einer Berufsunfähigkeitsversicherung zögern lässt, sind die Kosten. Dabei gilt grundsätzlich: sich besser früher als später versichern. Berufseinsteiger sind in der Regel jung und gesund und erhalten daher von den Versicherungsunternehmen vergleichsweise günstige Konditionen. Ein guter Anhaltspunkt, eine preiswerte Berufsunfähigkeitsversicherung zu finden, sind unabhängige Tests, wie sie beispielsweise die Stiftung Warentest regelmäßig durchführt. Sie geben auch Orientierung über die Leistungen, die in jedem Fall mitversichert sein müssen: Die monatliche Rentenzahlung sollte auch dann erfolgen, wenn der Versicherte statt seines zuletzt ausgeübten Berufs theoretisch einen anderen Beruf ausüben könnte. Außerdem sollte eine Erhöhung der späteren Berufsunfähigkeitsrente ohne erneute Gesundheitsprüfung möglich sein. Dann kann die Versicherung mitwachsen, wenn der Berufseinsteiger später heiratet, Kinder bekommt oder aufgrund seiner Karriere ein höheres Einkommen erzielt.
 
Berufseinsteiger sollten handeln
In der heutigen Zeit wichtiger denn je ist auch eine erweiterte Infektionsklausel: Die Versicherung zahlt dann auch, wenn vom Versicherten eine Infektionsgefahr ausgeht und ihm deshalb die Ausübung seines Berufs ganz oder teilweise untersagt wird. „Berufseinsteiger sollten handeln. Nur eine private Vorsorge kann sie vor einem finanziellen Desaster retten, wenn sie nicht mehr arbeiten können. Sie sollten gar nicht erst an die staatliche Rente denken, sie wird ihnen nicht helfen“, so Köster.