Veränderung als Prinzip: Die lebenslange Plastizität unseres Gehirns
Vortrag der Reihe „Faszination Gehirn: Organ der unbegrenzten Möglichkeiten“ im Senckenberg Forschungsinstitut
Das Gehirn ist kein starres Organ – im Gegenteil: Es passt sich fortlaufend an neue Anforderungen, Erfahrungen und Umwelteinflüsse an. Diese bemerkenswerte Fähigkeit zur strukturellen Veränderung wird als neuronale Plastizität bezeichnet und bildet die Grundlage für Lernen, Gedächtnis und Anpassung.

Foto: Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung
Im nächsten Vortrag der Reihe „Faszination Gehirn: Organ der unbegrenzten Möglichkeiten“ stellt Prof. Dr. Oliver von Bohlen und Halbach dieses Funktionsprinzip vor und erläutert seine Bedeutung – aber auch seine Grenzen.
Lange Zeit galt das Gehirn eines Erwachsenen als unveränderlich. Diese Annahme beruhte vor allem darauf, dass nach der Geburt keine neuen Nervenzellen im Gehirn gebildet werden. Neuere Forschungsergebnisse belegen jedoch, dass sich Synapsen, Nervenzellen und sogar ganze Hirnareale auch im weiteren Leben verändern können. Der Begriff „neuronale Plastizität“ bezeichnet diese Fähigkeit des Gehirns, sich – je nach Beanspruchung – strukturell zu verändern. Ähnlich wie Muskeln werden Bereiche in unserem Gehirn umso effizienter, je mehr wir sie fordern. Die neuronale Plastizität dient dazu, die Funktionen des Nervensystems zu erhalten, anzupassen und zu erweitern. Dies ist beispielsweise wichtig für die Reaktion auf veränderte Umweltbedingungen und bildet die Grundlage für Lernen und Gedächtnisbildung. Allerdings unterliegt auch die Fähigkeit des Gehirns zur plastischen Veränderung dem Alterungsprozess. Eine verminderte neuronale Plastizität spielt außerdem eine wichtige Rolle bei psychiatrischen Erkrankungen, wie der Depression, aber auch bei neurodegenerativen Erkrankungen, wie Alzheimer.
Der Neurobiologe Oliver von Bohlen und Halbach ist Vizedirektor des Instituts für Anatomie und Zellbiologie der Universitätsmedizin Greifswald. Als Neurowissenschaftler beschäftigt er sich vor allem mit der neuronalen Plastizität des Gehirns, unter physiologischen wie pathophysiologischen Bedingungen.
Vortrag: Veränderung als Prinzip: Die lebenslange Plastizität unseres Gehirns
Referent: Prof. Dr. Oliver von Bohlen und Halbach (Universitätsmedizin Greifswald)
am Dienstag, 10. Juni, 19:30 Uhr im Senckenberg Forschungsinstitut und Naturmuseum Frankfurt, Arthur-von-Weinberg-Haus, Grüner Hörsaal, Robert- Mayer-Straße 2, 60325 Frankfurt.
Die Senckenberg-Vortragsreihe „Faszination Gehirn: Organ der unbegrenzten Möglichkeiten“ befasst sich mit einem der komplexesten Gebilde, die die Natur hervorgebracht hat – dem Gehirn. Es ermöglicht Neugier, Bewusstsein und Emotionen, entwickelt sich lebenslang weiter und bestimmt, wie wir die Welt wahrnehmen. Diese Vortragsreihe begleitet die neue Dauerausstellung im Senckenberg Naturmuseum und gibt vertiefende Einblicke in Struktur, Evolution und zentrale Funktionen unseres Denkapparates.
Die Vortragsreihe ist eine Kooperation zwischen der Gemeinnützigen Hertie-Stiftung und der Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung, Medienpartner ist hrINFO.
Die Vorträge finden um 19:30 Uhr im Grünen Hörsaal in der Robert-Mayer-Straße 2 statt.
Alle Informationen zu den Vorträgen, Referenten und Themen sowie zur Online-Teilnahmemöglichkeit finden sich hier: www.senckenberg.de/faszination-gehirn