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US-Präsidentschaftswahl: Der heiß umkämpfte US-Bundesstaat Pennsylvania

und der geschichtsträchtige Saalhof in Frankfurt am Main

Bei der Gründung und Entwicklung des vermutlich entscheidenden Bundestaates bei der bevorstehenden US-Präsidentschaftswahl führt eine wichtige Spur zum ältesten erhaltenen Bauwerk in Frankfurt. In Pennsylvania haben 30 Prozent der Einwohner deutsche Vorfahren. Wer in Pennsylvania gewinnt – so wird prognostiziert - dürfte ins Weiße Haus einziehen. Beide Kandidaten – der ehemalige Präsident Donald Trump und die Vizepräsidentin Kamala Harris – kämpfen zurzeit unermüdlich um die 19 Stimmen der Wahlleute dieses Schlüsselstaates.

Eine Woche vor der US-Präsidentschaftswahl (5. November) richtet sich der Fokus zunehmend auf Pennsylvania, den größten der entscheidenden Swing States in den USA. Der „swingiest of swing states“ (Washington Post) gilt für viele als ein Mikrokosmos der USA, wo das Rennen äußerst knapp bleibt. Der Keystone State hat 2016 für Trump gestimmt und 2020 für Biden. Und 2024?

Die Landung der ersten deutschen Siedler im Jahre 1683 im US-Bundesstaat Pennsylvania geht auf den Saalhof zurück (heute auf dem Gelände des Historischen Museums). Die ehemalige staufische Reichsburg gilt als das älteste erhaltene Bauwerk der Frankfurter Altstadt; die Anfänge reichen bis zum Ende des 12. Jahr-hunderts zurück.

Es war hier, dass sich der Quäker-Führer und Gründer von Pennsylvania William Penn (1644 - 1718) im Jahr 1677 mit sogenannten Separatisten traf und für sein „Heiliges Experiment" warb. (Die Provinz Pennsylvania wird vier Jahre später von Penn mit Genehmigung des britischen Königs Karl II. offiziell gegründet.) Der Rechtsanwalt und visionäre Staatengründer war ein englischer Quäker, der aufgrund der Verfolgung seiner Religionsgemeinschaft eine Siedlung in der Neuen Welt plante, welche von religiöser Toleranz und politischer Freiheit geprägt sein sollte.

Am Ende realisierten die Saalhof-Pietisten aus Frankfurt persönlich die Amerika-Auswanderung nicht, sie gaben aber das Geld über die „Frankfurter-Land-Kompagnie" für die Gründung von Germantown, der ersten deutschen Siedlung in Nordamerika (heute Stadtteil von Philadelphia).

Pennsylvania war in kolonialer Zeit das weitaus wichtigste Siedlungsgebiet deutscher Einwanderer. Schätzungsweise 100.000 Deutsche wanderten bis zur Unabhängigkeit der Vereinigten Staaten in die Kolonien Nordamerikas aus. Zwischen 1727 bis 1740 registrierten die Hafenbehörden von Philadelphia 80, in den kommenden 15 Jahren 159 Schiffe mit deutschen Immigranten. Insgesamt betrug der Gesamtanteil der Deutschstämmigen bei der ersten US-Volkszählung im Jahr 1790 ein knappes Zehntel (8,6 %). Pennsylvania wies mit 33 % den weitaus höchsten Wert auf.

Was wäre also Philadelphia, die „City of Brotherly Love“ – und gar Pennsylvania – heute ohne jenes schicksalshafte Treffen im Saalhof und die spätere großzügige Unterstützung aus – und stets enge Verbindung zu – Frankfurt am Main…?

Jeffrey Myers  (lives in Frankfurt, votes in Pennsylvania)                                                                                              

Auch das noch…
Zu den Partnerstädten der Stadt Frankfurt am Main gehört seit 2015 die Stadt Philadelphia, die größte Stadt im Bundesstaat Pennsylvania. Einige Namen von Straßen und Plätzen dort weisen auf die historische Verbindung zu der Mainstadt, z.B. Penn Street (Namensgeber ist der Quäker-Führer und Gründer von Pennsylvania, William Penn.) Pastorius Street (Sowohl der Straßenname als auch das Denkmal in Vernon Park erinnern an Franz Daniel Pastorius, der im Auftrag der Frankfurter-Land-Kompagnie 1683 Land erwarb – das spätere Germantown.) Frankford Avenue (Der Name erinnert an einen Vorort von Philadelphia, dessen Gründung sich auf die Mainstadt zurückverfolgen lässt. Die Frankford Avenue gehörte einst zu den wichtigsten Einkaufsstraßen im Norden Philadelphias.)

Johann Christoph Sauer (1738 erhielt Sauer Fraktur-Lettern aus einer Schriftgießerei in Frankfurt, mit denen er eine deutschsprachige Bibel druckte, die nach der in der Massachusett-Sprache gedruckten Missionsbibel als die zweite in Amerika gedruckte Bibel gilt. In der Nähe zur Trinity Lutheran Church (Germantown Avenue) erinnert eine Gedenktafel an den ersten deutschen Buchdrucker in Nordamerika.)

Anne Frank Elementary School (Grundschule, 2000 Bowler Street, Philadelphia).

J.W. von Goethe (In Philly gibt es zwar keine Goethestraße, dafür ein Denkmal vom berühmtesten Sohn Frankfurts gegenüber dem Schiller-Denkmal in Fairmount Park). 

„The Hessians in Philadelphia" (Dieses Buch sowie zahlreiche andere Dokumente, die die Rolle der ca. 30.000 Soldaten aus Hessen dokumentieren, die als Subsidientruppen in britischen Diensten während des Unabhängigkeitskrieges standen, befinden sich in der Bibliothek der German Society of Pennsylvania.)