Das Online-Gesellschaftsmagazin aus Frankfurt am Main

Letzte Aktualisierung: 04.10.2024

Werbung
Werbung

Unterstützung für ein Leben in den eigenen vier Wänden

von Adolf Albus

(17.09.2024) Nachbarschaftshilfevereine tragen wesentlich dazu bei, dass ältere Menschen möglichst lange zu Hause leben können. Doch die Vereine stoßen zunehmend an Grenzen: Die Nachfrage steigt, aber immer weniger Menschen wollen sich ehrenamtlich engagieren.

Im Modellvorhaben „NAH sein – Nachbarschaftshilfe im Alltag und im Haushalt Älterer“ geht es darum, wie sich die Vereine zukunftsfähig aufstellen können. Finanziert wird das Modellvorhaben vom Hessischen Ministerium für Familie, Senioren, Sport, Gesundheit und Pflege sowie den Pflegekassen in Hessen.

Nachbarschaftshilfevereine bilden einen wichtigen Baustein in der Versorgungsinfrastruktur für ältere Menschen. Gerade im ländlichen Raum leben viele Seniorinnen und Senioren alleine und nehmen gerne die haushaltsnahen Dienstleistungen von Nachbarschaftshilfevereinen in Anspruch. Es sind vor allem Ehrenamtliche engagiert, die bei Arztbesuchen begleiten, vorlesen, aber auch beim Kochen, Wäschewaschen oder Putzen unterstützen. Allerdings haben die meisten Vereine ein Nachwuchsproblem. Jüngere Ehrenamtliche sind schwer zu finden, insbesondere auch für einen Generationenwechsel in den Vorständen. Und so sehen sich immer mehr Vereine in der Situation, ihre Unterstützungsangebote einstellen oder einschränken zu müssen. Dies stellt Ältere und deren Familien, aber auch Städte und Gemeinden vor große Herausforderungen. Das Modellvorhaben „NAH sein – Nachbarschaftshilfe im Alltag und im Haushalt Älterer“, das Ende 2023 gestartet wurde, soll bei der Suche nach Lösungen helfen.

An diesem Modellvorhaben sind sechs Nachbarschaftshilfevereine aus Hessen beteiligt.

„Die ehrenamtliche Nachbarschaftshilfe ist ein wichtiges Unterstützungsangebot für Pflegebedürftige und trägt mit dazu bei, möglichst lange ein selbstbestimmtes Leben in den eigenen vier Wänden führen zu können“, unterstreicht Familienministerin Diana Stolz. „Mit dem Modellprojekt ‚NAH sein‘ unterstützen wir jetzt die Helferinnen und Helfer bei ihrer Aufgabe und begleiten den Erfahrungsaustausch.“

Wissenschaftlich begleitet werden sie durch das Institut für Wirtschaft, Arbeit und Kultur (IWAK) der Goethe-Universität und die InterVal GmbH. Im Fokus steht zum Beispiel die Frage, wie die Vereine neue Ehrenamtliche gewinnen und halten können, wie sie diese bei der Entwicklung von Kompetenzen unterstützen, aber auch wie sie ihre Vorstände von der wirtschaftlichen Haftung entlasten können – beispielsweise durch die ergänzende Gründung einer gGmbH.  Ein monatlich stattfindender fachspezifischer Workshop liefert wissenschaftlichen Input und ermöglicht den Erfahrungsaustausch. „Wir sind keine Konkurrenten und haben kein Problem damit, sowohl die positiven als auch die negativen Erfahrungen miteinander zu teilen. Dabei lernen wir alle etwas“, sagt Thomas Eymann, Vorstand der Nachbarschaftshilfe Oberer Rheingau aus Eltville. Die am Modellvorhaben beteiligten Vereine unterstützen sich auch gegenseitig bei den Themen Digitalisierung und Qualifizierung. „Wir haben gelernt, dass Erfahrungswissen hier wichtiger ist als Wissen aus der Fachliteratur. Erfahrungswissen gibt es aber nur im Austausch“, sagt Dr. Christa Larsen, Leiterin des IWAK, die die Workshops moderiert. „Diese Erfahrung zeigt, dass ein Austausch auf überregionaler oder Landesebene ausgesprochen hilfreich ist und unbedingt initiiert werden sollte“, sagt Dr. Hans Unbehauen, Vorstand von Miteinander – Füreinander Oberes Fuldatal aus Ebersburg vor diesem Hintergrund und Traugott Arens, Vorstandsvorsitzender der Nachbarschaftshilfe Bad Nauheim e.V. ergänzt: „Der Staat braucht für die Bewältigung der zukünftigen wachsenden Herausforderungen Ehrenamtliche. Flexibilität und Stärkung von Organisationen wie den Nachbarschaftshilfevereinen ist daher die zwingende Konsequenz für den Staat.“

Die Vereine im Modellvorhaben laden zur Vorstellung ihrer bisherigen Erfahrungen und Erkenntnisse ein

am Freitag, 20. September, 10 bis 16:15 Uhr, im Renate von Metzler-Saal, Casino-Gebäude, Campus Westend der Goethe-Universität

In einem Vortrag wird Nina Schwarz vom Deutschen Verein aus Berlin erläutern, wie wichtig die Nachbarschaftshilfe aus sozialpolitischer Sicht ist. Die Chancen und Herausforderungen, vor denen sich die Vereine selbst sehen, sind Gegenstand einer Podiumsdiskussion. Zudem bieten die Vereine Workshops an, etwa zur Frage, wie ein Nachbarschaftshilfeverein gegründet und stabil in die Zukunft geführt werden kann. „Die gebündelte Fachkompetenz wird bei dieser Veranstaltung vertreten sein“, sagt Dr. Stefan Ekert, Geschäftsführer der InterVal GmbH aus Berlin, der die wissenschaftliche Begleitung des Vorhabens gemeinsam mit dem IWAK umsetzt. Eingeladen sind nicht nur Nachbarschaftshilfevereine und Seniorenhilfen, sondern alle, die am Thema interessiert sind. „Bisher gab es keine vergleichbare Veranstaltung“, sagt Annett Martin, Vorstand von piano e.V. aus Kassel.

Im Projekt werden zu unterschiedlichen Themen noch Leitfäden und Informationstools erstellt. Diese sollen auch Vereinen, die nicht am Modellvorhaben beteiligt waren, zur Verfügung gestellt werden.

Die Einladung und das Programm zur Veranstaltung finden Sie unter dem folgenden Link: https://www.iwak-frankfurt.de/wp-content/uploads/2024/07/Einladung-und-Programm_-Nachbarschaftshilfevereine-im-Alltag-Aelterer_-20.-September-2024-1.pdf

Anmeldungen sind möglich bis 18.09.2024