UN-Bericht zum globalen Artenverlust
Häusling: Nie war Ökologisierung der Landwirtschaft dringender
Bis zu einer Million Tier- und Pflanzenarten sind aufgrund menschlichen Handelns vom Aussterben bedroht, heißt es im Vorbericht des Weltbiodiversitätsrats, der von heute an in Paris tagt. Der Wiesbadener EU-Abgeordnete Martin Häusling, agrarpolitischer Sprecher der Grünen im Europäischen Parlament sowie Mitglied im Umweltausschuss, appelliert an die EU-Kommission, die überfällige Agrarwende einzuleiten und den Schutz der Natur in die Handelspolitik zu integrieren.

Foto: Pressestelle EU-Parlament
„Die Bilanz ist erschreckend, traurig und dokumentiert auf drastische Weise, wie sehr der Mensch in nur wenigen Jahrzehnten es geschafft hat, nach und nach seine eigenen Lebensgrundlagen zu vernichten“, sagte Häusling. „Wenn Diplomaten und Wissenschaftler der rund 130 Mitgliedsstaaten des Weltbiodiversitätsrats (IPBES, vergleichbar mit dem Weltklimarat IPCC), heute in Paris über die biologische Vielfalt weltweit beraten, dann sind sie ganz unmittelbar mit den Folgen einer gedankenlosen und gigantischen Umweltzerstörung konfrontiert: Denn eine überbordende, Chemie-basierte, industrielle Landwirtschaft, ein Raubbau am Wald, zügelloser Bergbau, aber auch die Ausbeutung der Meere Fischerei und manchmal auch die Jagd richten im Zusammenhang mit Klimawandel und Umweltverschmutzung ein Desaster an.
Wenn tatsächlich, wie es der UN-Bericht prophezeit, innerhalb weniger Jahrzehnte eine Million der geschätzt acht Millionen Arten der Erde verschwinden sollte, dann sei dies das Ergebnis einer allein auf Profit statt auf Wohlergehen ausgerichteten Weltwirtschaft. Genauso wie beim Klimawandel könne Häuslings Meinung nach nur noch globales, abgestimmtes Gegensteuern helfen, um der Katastrophe in letzter Minute zu entgehen. „Ich verlange von der EU-Kommission, sich mit aller Ernsthaftigkeit diesem Thema zu widmen und es zu ihrem eigenen zu machen“, forderte er.
Das müsse sich zu allererst in der Agrarpolitik widerspiegeln. Sie müsse ökologischer werden, wenn wir nicht Gefahr laufen wollten, unser aller und das Leben der uns folgenden Generation aufs Spiel zu setzen.
Häusling: „Der Bericht belegt klar, dass gerade in der Landwirtschaft die heftigsten Fehler gemacht werden: Wenn eine allein auf Spitzenertrag ausgerichtete Agrarwirtschaft dafür sorgt, wie es in dem Bericht heißt, dass ein Viertel der dort zuvor gesichteten Arten verschwinden, dann ist die Antwort klar: Wir brauchen dringend eine flächendeckende Ökologisierung des Landbaus. Dazu muss die EU-Kommission die Weichen stellen. Und sie muss in ihrer Handelspolitik nicht allein auf’s Ökonomische abstellen, sondern etwa in den Verhandlungen mit Südamerika den Wald- und damit den Artenschutz an zentraler Stelle einfordern.“