Das Online-Gesellschaftsmagazin aus Frankfurt am Main

Letzte Aktualisierung: 24.04.2024

Werbung
Werbung

Ugo Rondinone. Life Time

Die Schirn Kunsthalle zeigt seine erste große Ausstellung in Deutschland

von Karl-Heinz Stier

(24.06.2022) Mit „Life Time“ präsentiert die Kunsthalle Schirn zentrale Gemälde, Skulpturen und Videoarbeiten des Schweizer Künstlers, der international zu den bekanntesten seiner Generation zählt. In seinen Werken verleiht er alltäglichen Dingen und Phänomenen eine poetische Dimension.

Bildergalerie
Regenbogenfarben auf dem Dach
Foto: Norbert Miguletz
***
Der Mond als Projektsfläche- von vielen Kindern bemalt.
Foto: Norbert Miguletz
***
Nackter Tänzer
Foto: Stefan Altenburger
***
Teilnehmer der Pressekonferenz (v.l.n.r.): Direktor Dr. Demandt, Kurator Matthias Ullrich, der Künstler Ugo Rondinone.
Foto: Karl-Heinz Stier
***

Ein Baum, eine Uhr, die Sonne oder ein Regenbogen – mittels Wiederholung, Isolation oder Reduktion setzt er sie in seinen charakteristischen, stets minimalistisch bespielten Räumen in einen neuen Kontext und schafft atmosphärische Stimmungsbilder. Eigens für die Schirn gruppiert er rund 80 seiner Arbeiten zu neuen Konstellationen und Abfolgen und schafft dadurch eine einmalige Installation, die sich über die gesamte Länge der Galerie, in die Rotunde und auf das Dach erstreckt.

Die Ausstellung „Life Time“ verbindet wesentliche Themen, die Ugo Rondinones Werk seit 30 Jahren prägen: Zeit und Vergänglichkeit, Tag und Nacht, Realität und Fiktion, Natur und Kultur. Zentral für das Schaffen des Konzept- und Installationskünstlers sind das serielle Prinzip und die transmediale Variation von Motiven. Kunstwerke gehen aus Kunstwerken hervor, sind jeweils Teil einer Serie und bilden in Rondinones künstlerischem System werkübergreifende Beziehungen. Immer wieder greift Rondinone in seinen Arbeiten auf die Ikonografie der Romantik zurück und webt sie ein in ein dichtes Geflecht aus Kunstgeschichte, Literatur und Popkultur.

Drei Beispiele seien dafür angeführt
Die Schau „Life Time“ umfasst neben dem Hauptteil in der Galerie der Schirn das Dach sowie den Außen- und Innenbereich der Rotunde. Schon von Weitem ist der auf dem Dach befestigte aus den zwei geschwungenen Wörtern bestehende Regenbogen zu sehen. Die großen titelgebenden Leuchtbuchstaben, die speziell für die Ausstellung produziert wurden, zählen zu Rondinones Werkgruppe rainbow, die mit poetischen Wortkombinationen innere Stimmungen und zeitlose Wahrheiten transportiert und als Kunst im öffentlichen Raum so viele Menschen wie möglich erreichen soll. Die Regenbögen behandeln Themen wie Tag und Nacht, Homosexualität, Freiheit und Toleranz sowie die eigene Lebenszeit und die überdauernde Präsenz eines Kunstwerkes.

Im inneren Rundgang befinden sich unzählige Mondbilder, die Kinder im Auftrag des Künstlers auf schwarzes Papier gemalt haben. Mit dem Titel der Installation your age and my age of the moon spielt Rondinone auf eine demütige Haltung des Menschen gegenüber den Milliarden Jahre alten Universum an und reflektiert den Mond als Projektsfläche von Träumen, wie dies bereits in der deutschen Romantik zu finden ist.

Die Figuren einer anderen Werkgruppe sind Abgüsse von nackten Tänzern und Tänzerinnen. Lücken bzw. Öffnungen, etwa zwischen Schultern und Arm sind Bewegungen während des Trocknungsprozesses geschuldet. Die Körpergussformen wurden mit einer Mischung aus Paraffinwachs und Erdpigmenten gefüllt, die dank einer Internetbörse aus allen Kontinenten beschafft werden konnten. Friedlich und in sich gekehrt, frei auf dem Boden sitzend oder qanz an die Wand gelehnt, erinnern die Figuren an die Passivität der Rondinone‘schen Clowns und bilden einen starken Kontrast zu den trainierten, flexiblen Körpern der Tänzerinnen und Tänzer, von denen sie abgeformt wurden.  Durch den Wechsel der Hautfarben an jeder Figur, das Fehlen von Kopfhaaren erhalten die Figuren eine anonyme Identität lediglich aus dem Buchstaben x.

Vor der offiziellen Eröffnung der Ausstellung, die bis zum 18. September dauert, würdigten Dr. Philipp Demandt, Direktor der Schirn, und Matthias Ullrich, der Kurator der Ausstellung, den Künstler.  So Dr. Demandt: „Seine Werke wurden fast überall auf der Welt gezeigt und man kennt seine leuchtenden Regenbogen. Nun erstrahlen seine großartigen Arbeiten in Frankfurt. Das Schaffen Ugo Rondinones verfolge ich seit vielen Jahren mit großer Begeisterung“.

Der Künstler selbst erläuterte die Hintergründe seines Schaffens und was ihn anfangs dazu bewegte.

Infos zur Ausstellung: in der Schirn am Römerberg: www.schirn.de; E-Mail: welcome@schirn.de; Tel: (069)299882-0. Eintritt 12 Euro, ermäßigt 10 Euro. freier Eintritt für Kinder bis 12 Jahre.