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Letzte Aktualisierung: 25.04.2024

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Toulouse zum Gruseln

Tour auf den Spuren der Kriminalfälle, die die Stadt erschütterten

von Ilse Romahn

(14.10.2021) Die Zeit der Kürbis-Fratzen, Geister-Masken und Horrorfilme erreicht an Halloween, am 31. Oktober, ihren alljährlichen Höhepunkt. In Toulouse erleben „True Crime“-Fans und alle, die sich gern gruseln, bei einer geführten Krimi-Tour die dunkle Seite der rosafarbenen Stadt: Sie führt zu den Schauplätzen von vier Kriminalfällen, die die Stadt erschüttert haben.

Cathedrale Saint-Etienne
Foto: Chloé Sabatier
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 Zudem erfahren die Gäste im Rahmen der zweistündigen Führung alles rund um die Folter- und Hinrichtungsmethoden, die in Toulouse angewandt wurden – darunter die berühmte Guillotine, die früher im Vergleich zu anderen Mitteln als „angenehme“ Form der Tötung galt. 

Die Gäste der Krimi-Tour tauchen ein in dunkle Zeiten: als die Leichen der zum Tode Verurteilten zur Abschreckung an den Toren der Stadt an Galgen aufgehängt wurden, als die Justiz zu oft der Menge das Urteil und die Vollstreckung überließ, wie während der römischen Besatzung. Ebenso schaurig: Die zum Tode Verurteilten mussten früher zu Fuß durch Toulouse zu ihrer Hinrichtung laufen, begleitet von den Schmährufen der Einwohner, die sie anspuckten. Auch die Hinrichtungsmethoden selbst jagen einen Schauer über den Rücken: Die Guillotine war ein Privileg der Reichen, sie versprach einen angenehmeren Tod als den, der dem gemeinen Volk vorbehalten war – den Tod durch Erhängen oder Erschlagen.

Ein geköpfter Herzog und eine schwarze Witwe
Abgesehen von dunklen Details wie diesen widmet sich die Führung berühmten Kriminalfällen von Toulouse. Der gruselige Rundgang beginnt am Capitole und führt zum Hof von Henri IV., wo der Herzog von Montmorency 1632 enthauptet wurde, weil er sich der Politik von Kardinal Richelieu widersetzen wollte. Dieser forderte, dass die Bewohner des Südens die gleichen Steuern wie die des Nordens zahlen. Gemeinsam mit Gaston d'Orléans schürte der Herzog von Montmorency einen Aufstand, wurde aber festgenommen. Richelieu erwirkte, dass der Prozess in Toulouse stattfand – ein kluger Schachzug, da die adligen Kollegen des Herzogs in Paris vermutlich nachsichtiger gewesen wären. Für den Herzog endete die Rebellion gegen den Klerus mit der Enthauptung. Von Machtspielen führt die Tour zur nächsten Station in der Rue des Pénitents-Gris, wo der Ehemann von Violente de Castro, einer auffallend schönen Frau portugiesischer Herkunft, brutal ermordet wurde. Violente hatte viele Liebhaber, heiratete aber den Mann, der laut Erzählungen zu den ältesten, hässlichsten und am wenigsten wohlhabenden Bewerbern um ihr Herz galt. Sie schickte ihn eines Tages unter dem Vorwand, seine Mitgift zurückzuerhalten, nach Toulouse. Es war seine letzte Reise: Er wurde tot aufgefunden, getötet durch siebzehn Messerstiche. Der Verdacht fällt auf Violentes Liebhaber, die das Geld unter sich aufteilten. Sie werden 1806 zum Tode verurteilt – und auch die schöne Violente als Drahtzieherin wird hingerichtet.

Ein tödlicher Konflikt und ein grausamer Irrtum
Nächste Station ist das Hotel Duranti, das nach dem ersten Präsidenten des Parlaments von Toulouse, Jean Etienne Duranti, benannt ist. Die Ermordung des Herzogs von Guise Ende 1588 entfachte den Zorn der erzkatholischen Ligueurs gegen die königliche Autorität. Anfang 1589 wurde Duranti beim Verlassen des Palais du Parlement von einem Mob angegriffen, es gelang ihm zu fliehen. Nachdem die Toulouser Ligueurs Durantis aufgespürt hatten, vertrieben sie ihn aus der Stadt. Wenig später erschien Duranti in seiner offiziellen Kleidung vor seinen Gegnern und hielt eine Rede. Jemand aus der Menge zog eine Arkebuse und erschoss ihn. Sein Leichnam wurde durch die Straßen der Stadt geschleift und an einem Galgen auf dem Place Saint-Georges als Warnung aufgehängt. Die letzte Geschichte führt zurück ins Jahr 1761, als Toulouse stark vom Anti-Protestantismus geprägt war. Die Leiche des jungen Mannes Marc-Antoine Calas wurde 1761 in der Rue des Filatiers erhängt aufgefunden. Der wütende Mob folgerte, dass der protestantische Vater seinen Sohn getötet haben müsse, um diesen davon abzuhalten, zu konvertieren. In Wahrheit soll Marc-Antoine aus Verzweiflung über seine ausweglose berufliche Situation den Freitod gewählt haben. Sein Vater wurde ohne Beweise angeklagt, gefoltert und auf dem Place Saint-Georges hingerichtet. Posthum fand er einen prominenten Unterstützer: Voltaire setzte sich mit großer Öffentlichkeitswirkung erfolgreich für die Rehabilitierung ein – ein einzigartiger Fall in Frankreich, der zunächst die öffentliche Meinung beeinflusste und im Verlauf sogar das Justizsystem auf den Kopf stellte.

Informationen zu der Tour erhalten Interessierte beim Fremdenverkehrsamt von Toulouse.

Weitere Informationen zu Toulouse als Reiseziel unter www.toulouse-tourismus.de, zu Toulouse als MICE-Destination unter www.meetings-toulouse.com und zum Wirtschaftsstandort Toulouse unter www.invest-in-toulouse.com.