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Tiwi Islands: Aborigine-Kunst trifft auf Football

Ein abgeschiedenes Inselparadies des Northern Territory

Die Fähre, die die Hauptstadt des Northern Territory und die tropischen Tiwi-Inseln drei Mal pro Woche verbindet, überwindet die Strecke ab Darwin sehr schnell. Früher undenkbar, da eine tückische Meeresenge den Zugang so sehr erschwerte, dass sich kaum ein Seefahrer dorthin traute. Diese Abgeschiedenheit macht die Natur, aber auch die Lebensart und Kunst des dort ansässigen Tiwi-Stammes der Aborigines so einzigartig.

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Tiwi Islands
Foto: Shaana McNaught_Tourism NT

Ihr außergewöhnliches Wissen, ihre Kultur und ihre Fingerfertigkeit teilen die rund 2.500 Bewohner der Inseln heute mit Besuchern. Touristisch ist das Gebiet kaum erschlossen und darf nur in Begleitung eines Aborigine-Guides besucht werden. Einmal pro Jahr feiert das Volk als Kontrast zu der sonst so abgeschiedenen Lebensweise einen sehr klassischen australischen Sport: „Footy“.

Einzigartiges Inselparadies fernab des Massentourismus
Kein Mietwagenverleih, nur vereinzelte Hütten als Unterkunft für Gäste: Die Tiwi-Inseln sind nicht für Massentourismus ausgelegt. Wer die Eilande betreten möchte, benötigt zwingend die Erlaubnis der indigenen Aborigines und muss sich in Begleitung eines lokalen Guides befinden. Regeln wie diese sorgen dafür, dass die jahrtausendealte Kultur und Lebensweise des Tiwi-Stammes respektiert und erhalten wird. 100 Kilometer nördlich von Darwin zwischen der Arafura Sea und der Timor Sea liegt dieses unberührte Paradies: Neben mehreren kleinen, unbewohnten Eilanden sind Bathurst und Melville Island die beiden Hauptinseln, letztere ist nach Tasmanien sogar die zweitgrößte Australiens. Entlang der Küste wechseln sich dichter Regenwald, Felsenbecken und endlose Strände ab. Durch die Isolation und überdurchschnittliche Niederschlagsmenge finden sich extrem seltene Pflanzen- und Tierarten auf den Tiwi-Inseln, unter anderem die weltweit größte Population von Eilseeschwalben. Unter passionierten Anglern genießt das Revier zudem den Ruf, eines der letzten unberührten Paradiese der Welt zu sein.

Jahrtausendealte Kunst
Seit 7.000 Jahren leben Menschen auf den Inseln, sie nennen sich „Tiwi“, was so viel wie „Wir, das Volk“ oder „Menschliche Wesen“ bedeutet. Ein Großteil der heutigen Bevölkerung stammt ursprünglich von den Aborigines des Arnhem Land auf dem Festland des Northern Territory ab, etwa zehn Prozent sind hingegen polynesisch geprägt. Ein Kultur-Cocktail, der weltweit einzigartig ist und aus dem sich neben einer individuellen, noch heute gesprochenen Sprache eine ganz eigene Art der Kunst entwickelte. Als erstes fallen Besuchern auf den Tiwi-Inseln die bis zu drei Meter großen, aufwendig verzierten Grabpfähle ins Auge, die so genannten „Pukamani“, die die dutzenden Grabstätten der Insel Melville zieren. Die bunt verzierten Pfähle werden im Rahmen einer Zeremonie nach dem Tod eines Tiwi errichtet und stellen oft Vögel dar. Generell widmet sich thematisch in der Tiwi-Kunst viel dem Leben und Sterben – dennoch mag das Volk seine Kunst farbenfroh und mit Bezug zu Erde, Luft, Wasser und Meer. Mehrere Kunstzentren und Museen auf den Inseln bieten Besuchern die Möglichkeit, den Einheimischen bei der Arbeit über die Schulter zu schauen: Die Künstler malen sowohl auf Leinwand als auch auf Rinde, schnitzen große und kleine Figuren aus Holz, fertigen Schmuck aus Muscheln, weben Armbänder und bedrucken Kleidung mit einer speziellen Technik. Werke von den Tiwi-Islands finden sich weltweit in Galerien und Museen. Oftmals wird sie als „Kunst der Isolation“ bezeichnet, da sie sich auf den abgeschiedenen Inseln frei von fremden Einflüssen entwickeln konnte.

Es lebe der Sport
So einzigartig die Tiwi sind, eines eint sie mit den meisten Menschen: die Liebe zum Sport. Auf der Insel Bathurst wird einmal pro Jahr das Tiwi Islands Football League Grand Final ausgetragen. Ein Event, das jeden März über 3.000 Zuschauer auf die beschaulichen Inseln zieht. Seite an Seite mit den Fans vom Festland feuern die Tiwi die Footballer an, 900 Spieler kommen von den Inseln, bis zu acht Tiwi-Teams konkurrieren. Diese etwas skurrile Liebe der Tiwi zum Australian Rules Football hat ihren Ursprung in den 1940er Jahren, als Missionare den Sport auf die Insel brachten. Die Einheimischen nutzen die Gelegenheit, Gästen vom Festland ihre Kunst und Kultur zu zeigen: Rund um das Football-Finale gibt es zahlreiche Aufführungen und Ausstellungen.

www.northernterritory.com