Das Online-Gesellschaftsmagazin aus Frankfurt am Main

Letzte Aktualisierung: 28.03.2024

Werbung
Werbung

Thomas Manns „Mario und der Zauberer“ am Staatstheater Darmstadt

Zauberer Cipolla als manipulierter Manipulator

von Ilse Romahn

(02.02.2023) In der neuen Inszenierung von Thomas Manns Novelle „Mario und der Zauberer“ greifen ab Freitag, 3. Februar, in den Kammerspielen Schauspiel, Puppenspiel und Livemusik in der Regie von Brigitte Dethier gekonnt ineinander.

Nobelpreisträger Thomas Mann hat wie kaum ein anderer Schriftsteller sein Privatleben als Quelle für seine Werke genutzt, so auch eine persönliche Urlaubserfahrung in der Novelle „Mario und der Zauberer“: Der sonst so zufriedenstellende Italienurlaub einer vierköpfigen Familie entpuppt sich als Reinfall. Das faschistische Italien Mussolinis zeigt sein erwachtes nationalistisches Bewusstsein selbst am Strand. Die Familie reist dennoch nicht ab, sucht stattdessen Zerstreuung in einer abendlichen Zaubershow. Zauberer Cipollas gewaltvolle Hypnosekünste faszinieren und verstören das Publikum, das schließlich auch Zeuge wird, wie Cipolla sein grausames Spiel am Ende zu weit treibt. 

Die Rolle Cipollas wird in der Regie von Brigitte Dethier von den beiden Puppenspielerinnen Hannah Elischer und Mia Lehrnickel gemeinsam zum Leben erweckt. „Ich sah sofort eine Puppe vor mir. Ich fand den Gedanken reizvoll, dass der große Manipulator in diesem Stück nicht auf gleicher Ebene steht. So werden bei uns die Menschen von einer Puppe manipuliert. Das ist nochmal eine Überhöhung. Und außerdem liebe ich das spartenübergreifende Arbeiten. Es ist immer spannend, Kunstformen zueinander zu bringen“, so Dethier.

Das Spiel auf der Bühne wird durch eigens komponierte Live-Musik von Marie-Christin Sommer untermalt, die für eine extra Portion Italienflair und eine spannungsvoll aufgeladene Atmosphäre in den Kammerspielen sorgt. 

Dethier geht in der Inszenierung vor allem den Fragen menschlichen Handelns nach, die Thomas Manns Novelle durch immer wiederkehrende Reflexionen des Erzählers aufwirft: „Wie lange schaue ich einer Situation zu, die mir sichtlich unangenehm ist, bei der ich aber nicht im Fokus stehe, sondern andere das Opfer sind. Schaue ich zu und sage nichts? Mache ich mich dann mitschuldig? Das sind für mich Fragen von Engagement und Verantwortung.“

Unter der Regie von Brigitte Dethier spielen Hannah Elischer, Mia Lehrnickel, Stefan Schuster, Marie-Christin Sommer, Béla Milan Uhrlau und Edda Wiersch.

Einzelkarten 12 € bis 38,50 €. Weitere Vorstellungen u. a. am 12., 16. und 25. Februar sowie 2. März

Weiter Informationen Staatstheater-darmstadt.de 

Staatstheater Darmstadt, Georg-Büchner-Platz 1, 64283 Darmstadt  www.staatstheater-darmstadt.de