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Letzte Aktualisierung: 24.04.2024

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TheMuseumsLab 2022 – internationaler Museumsaustausch zu Gast in Frankfurt

von Ilse Romahn

(05.07.2022) TheMuseumsLab versteht sich als eine Plattform für eine internationale, praxisorientierte Gemeinschaft von Museumsfachleuten. Durch ihre Zusammensetzung aus Museumsexperten aus afrikanischen Ländern und aus Europa ist TheMuseumsLab in der Lage, an einer Zukunftsvision für Museen zu arbeiten, die auf Dialog, Austausch von Ideen und Perspektiven sowie auf kritischer Reflexion über Kontinente, Grenzen und Kulturen hinweg aufbaut.

55 Teilnehmer des TheMuseumsLab-Programms aus 28 afrikanischen und europäischen Ländern sind Fellows an 30 verschiedenen Museen. Sie arbeiten dort gemeinsam mit den Kollegen vor Ort zu neuen Museumskonzepten und Kooperationen, um die Zukunft der Museumsarbeit gemeinsam weiter zu entwickeln. In Frankfurt sind vier Fellows des Programms zu Gast: am Senckenberg Naturmuseum, am Museum Angewandte Kunst sowie am Städel Museum.

Jamie Dau ist Anthropologe und Provenienzforscher für den Kolonialen Kontext am Museum am Rothenbaum Kulturen und Künste der Welt (MARKK) in Hamburg. Christopher Ssebuyungo vom Nationalmuseum in Kampala / Uganda ist Paläontologe. Er arbeitet unter anderem in der Forschungsgruppe The Uganda Paleontological Expeditions (UPE). Am Senckenberg Naturmuseum werden beide die hiesige Museumspraxis kennenlernen, dem Museumsteam eigene Projekte und Vorgehensweisen vorstellen und sich über Fragen der Dynamisierung von Ausstellungen und Zukunftsorientierung internationaler Museen austauschen.

„Wir haben in den Vorgesprächen festgestellt, dass uns alle die Frage nach dem Museum der Zukunft umtreibt“, erklärt Senckenberg-Museumsdirektorin Dr. Brigitte Franzen. „Unsere beiden MuseumsLab-Fellows bringen Erfahrungen in der Neukonzeption von Museen mit, was uns sehr interessiert. Daraus entsteht ein Netzwerk an Personen und Informationen, das für das Senckenberg Naturmuseum sehr wertvoll sein wird, etwa für seine eigene Neukonzeption“, fährt sie fort.

Martha Kapalamula ist am Cultural and Museum Centre Karonga in Malawi im Bereich Fundraising tätig und nun zu Gast im Museum Angewandte Kunst. Sie ist besonders an der Entwicklung neuer Finanzierungskonzepte sowie an der Bildung und am Erhalt neuer Besucheschichten interessiert. Ihre zentrale Frage ist dabei: Wie kann der Raum für eine nachhaltige Auseinandersetzung mit den Sammlungsobjekten geschaffen werden? „In unserem aktuellen Kooperationsprojekt Talking Objects Lab debattieren wir am Museum Angewandte Kunst die Zukunft von Sammlungspraktiken und befassen uns mit Sprachen und Wesen von Objekten“, sagt Kuratorin Dr. Mahret Ifeoma Kupka. „Wie lässt sich das verborgene Wissen um die Dinge bergen? Welchen Einfluss haben veränderte Präsentationsformen auf Vermittlung und Besucherstruktur?“      

Im Städel Museum absolviert Sabine Wohlfarth aus dem Grassi Museum für Völkerkunde zu Leipzig ihren Aufenthalt als Fellow. Eines ihrer Projekte in Leipzig ist die Bildungs- und Vermittlungsarbeit zu „Reinventing Grassi.SKD“. Zusammen mit Jugendlichen erarbeitet sie einen eigenen Pfad durch die Ausstellung unter dem Titel „Decolonize the future“. Im Rahmen eines Outreach-Programms veranstaltet sie zudem Workshops mit einem Cargo Bike in den Stadtteilen, um Menschen zu erreichen, die bisher noch nicht zu den Besuchern des Grassi Museums gehören. Während ihres Aufenthalts in Frankfurt ist sie an einem Austausch über Strategien der Digitalisierung sowie an Partizipationsprojekten im Stadtraum aus einer postkolonialen Perspektive interessiert.

The MuseumsLab wurde vom Deutschen Akademischen Austauschdienst (DAAD), dem Museum für Naturkunde Berlin und dem Masterstudiengang Museumsmanagement und -kommunikation an der Hochschule für Technik und Wirtschaft (HTW) Berlin in enger Zusammenarbeit mit der afrikanischen Beratergruppe The Advisors entwickelt. Bedeutende afrikanische und europäische Museen sowie Kultureinrichtungen sind Partner des Programms. Das Projekt wird finanziert vom Auswärtigen Amt und von der Staatsministerin für Kultur und Medien sowie vom Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung unterstützt.