Letzte Aktualisierung: 06.09.2024
Temperaturanstieg kein Grund zur Panik
Prof. Vahrenholt über neue Erkenntnisse zur Erwärmung
von Norbert Dörholt
(14.09.2023) Ende August erschien im renommierten klimawissenschaftlichen Journal Climate eine Veröffentlichung von 37 Wissenschaftlern aus 17 Ländern über neue Erkenntnisse zu den Ursachen der globalen Erwärmung an Land. Der IPCC hatte als Ursache der Erwärmung sowohl an Land als auch der Meere zu 100 Prozent die gestiegene CO2-Konzentration in der Atmosphäre verantwortlich gemacht. Die 37 Wissenschaftler kommen zu dem abweichenden Ergebnis, dass es weitere Ursachen des gemessenen Temperaturanstiegs gibt, die nicht der gestiegenen CO2-Konzentration in der Atmosphäre zuzurechnen sind.
Im August 2023 ist die Abweichung der globalen Temperatur vom 30-jährigen Mittel der satellitengestützten Messungen der University of Alabama (UAH) gegenüber dem Juli weiter leicht angestiegen. Der Wert beträgt 0,69 Grad Celsius und stellt die zweithöchste Abweichung vom langjährigen Mittel seit 1979 dar. Der Temperaturanstieg beträgt im Durchschnitt pro Jahrzehnt seit 1979 0,14 Grad Celsius. Ein weiterer Anstieg in dieser Höhe ist kein Grund zur Besorgnis, schon gar nicht für Panik.
Der Anstieg der Temperatur der Meere betrug 0,12 Grad Celsius pro Jahrzehnt; der Anstieg der Temperatur an Land betrug 0,19 Grad pro Jahrzehnt. Dies und warum die Temperaturen an Land stärker steigen, führt der Chemiker Prof. Dr. Fritz Vahrenholt in seinem neuen Newsletter aus. Vahrenholt ist einer der oben genannten 37 Wissenschaftler, die das veröffentlicht haben.
Zu dem tatsächlichen weltweiten Temperaturanstieg befasst er sich explizit mit dem der Wärmeinsel-Effekt und den Einfluss der solaren Strahlung auf die Temperaturentwicklung. Da diese Themen uns alle betreffen, bringen wir nachstehend seine Aussagen ausführlicher, zumal Prof. Vahrenholt kein Unbekannter ist. Der promovierte Chemiker war von 1991 bis 1997 Hamburger Umweltsenator. Anschließend ging er als Vorstand für Erneuerbare Energien zur Deutschen Shell AG. 2001 wurde er Vorstandsvorsitzender des Windenergie-Anlagenbauer REpower Systems. Danach leitet er die neu gegründete Konzern-Gesellschaft für Erneuerbare Energien der RWE AG, die Innogy GmbH bis 2012.
Seit 1999 ist Vahrenholt Honorarprofessor im Fachbereich Chemie der Universität Hamburg. Er ist des weiteren Mitglied der Deutschen Akademie der Technikwissenschaften Acatech. Sein Bestseller „Seveso ist überall“ (1978) war eine der wirkmächtigsten Buchveröffentlichungen in den Anfangsjahren der Umweltbewegung. 2020 erschien sein Bestseller „Unerwünschte Wahrheiten“ (zusammen mit Sebastian Lüning). Im Februar 2022 erschien sein Buch „Die große Energiekrise- und wie wir sie bewältigen können“.
Was hat diese Gruppe der Wissenschaftler nun also genau untersucht? Um die maßgeblichen Ursachen der Erwärmung von 1850 bis 2018 zu identifizieren, wurden zwei vom IPCC vernachlässigte Quellen der Erwärmung statistisch näher betrachtet:
1. Der sogenannte Wärmeinsel-Effekt (urban heat islands effect), der den Einfluss der wachsenden Städte auf Messergebnisse und Temperaturanstiege widerspiegelt, und
2. der Einfluss der Sonnenaktivität als weitere Ursache der Temperaturerhöhungen, die nicht durch CO2-verursacht werden.
Lassen wir darüber nun Prof. Vahrenholt zu Wort kommen:
Zum Wärmeinsel-Effekt
„Der Wärmeinseleffekt besteht darin, dass Messstationen, die früher in rein ländlichen Gegenden standen, mittlerweile durch die Urbanisierung von besiedelten Gebieten umringt sind. Ein Beispiel ist die Messstation des Frankfurter Flughafens, die vor 80 Jahren ländlichen Raum als Umgebung hatte, aber nunmehr von wärmespeichernden und wärmeabgebenden Startbahnen, Autobahnen, Gebäuden und Verkehr beeinflusst wird. Die Studie kommt zum Ergebnis, dass 65 Prozent der 1850-1900 im ländlichen Raum befindlichen Messstationen nun vollständig urbanisiert sind.
Warum ist das wichtig? Der Unterschied in der Temperatur zwischen städtischen und ländlichen Gegenden ist gravierend; werden ländliche Gegenden im Laufe der Zeit urbanisiert, so erfassen die jeweiligen lokalen Messstationen die höhere Temperatur der urbanisierten Umgebung. Dementsprechend kommt den Standorten der Messstationen in der Bewertung des globalen Temperaturanstiegs eine bedeutendere Rolle zu, als bisher gedacht.
Da sich das Verhältnis von Messstationen auf dem Land und in der Stadt aufgrund wachsender Städte um 65 Prozent zugunsten der Städte verschoben hat, hat das auch einen Einfluss auf die Ursachen der globalen Temperaturentwicklung. Daher ist ein Teil der Erwärmung der letzten 150 Jahre in Europa, USA und vor allen Dingen China der Veränderung der Umgebung geschuldet und nicht allein der steigenden CO2-Konzentration. Die Studie kommt zum Ergebnis, dass der Effekt 0,34 Grad Celsius pro Jahrhundert beträgt. Damit ist das CO2 nicht freigesprochen, aber der Erwärmungsgrad an Land wäre ohne den Wärmeinseleffekt um nahezu 40 Prozent geringer.
Zum Einfluss der solaren Strahlung
Der Einfluss der sich ändernden Solareinstrahlung auf die Erderwärmung wird vom IPCC mit nahe Null angegeben. Ich hatte schon im letzten August-Newsletter auf meine Veröffentlichung verwiesen, wonach gerade in den letzten 20 Jahren der Einfluss der solaren Strahlung durch Verdünnung der Wolken von größerer Bedeutung war als der sogenannte Treibhauseffekt. Auch für die Zeit davor kommt die Studie der 37 Wissenschaftler zu einem größeren solaren Einfluss: danach ist bis zu 70 Prozent der Erwärmung auf solare Einstrahlungsbedingungen zurückzuführen.
Warum sind die Ergebnisse im Vergleich zu denen des IPPC unterschiedlich? Das IPCC stützt sich bei der Rekonstruktion der Solarzyklen auf die Daten des physikalisch-meteorologischen Observatorium in Davos (PMOD). Die o.g. Studie stützt sich bei der Rekonstruktion der Solarzyklen auf die Daten des Californian Institute of Technology (ACRIM). Es gibt gute Gründe für jedes dieser beiden Satellitenmesssysteme. Die Unterschiede der Messergebnisse erscheinen sehr klein. Aber entscheidet man sich für die Messungen des Californian Institute of Technology (ACRIM), so ist in der Rekonstruktion der Solarzyklen des ACRIM der Einfluss der Sonne größer als der Einfluss des CO2 auf die Erwärmung.
Eins zeigt die Publikation auf jeden Fall auf: Die Unsicherheiten bei der Bestimmung der nicht durch CO2-verursachten Temperaturerhöhung sind sehr viel größer, als es in der öffentlichen Wahrnehmung scheint. Während die Wissenschaftler „Ihren Job machen“, handelt die Politik so, als ob CO2 der Alleinverursacher von Klimaänderungen ist. Die Politik verfolgt unter dem Narrativ der „Klimarettung“ ihre ganz eigenen gesellschaftspolitischen Ziele, koste es die Gesellschaft, was es wolle.“