Letzte Aktualisierung: 17.04.2024
Teetied im Bünting Teemuseum in Leer
von Karin Willen
(15.01.2021) Kaffee oder Tee? Das wurde mit dem Ende des 17. Jahrhunderts in Deutschland immer öfter die Frage. Nur nicht bei den Ostfriesen. Ihre Option war sofort eindeutig: Tee!
Teetied, also Teezeit, die zwischen 10 und 11 sowie zwischen 15 und 17 Uhr beginnt, ist im Leben eines Ostfriesen eine feste Zeit. „Mit Tee haben die Torfstecher früher ihre harte Arbeit auf dem Feld unterbrochen“, kann Celia Hübl, die Leiterin des Bünting Teemuseums in Leer, anhand von vergilbten Fotos zeigen. Doch natürlich konnten die Torfstecher sich nicht die Zeit nehmen, die eine richtige ostfriesische Teezeremonie dauert. Mindestens eine Stunde nämlich.
Seit 1806 wird im Hause Bünting der typische Ostfriesentee gemischt. Er besteht aus bis zu 30 Sorten des Blattgrades Broken, Hauptsorte ist Assam. Warum der Tee in Ostfriesland so viel besser schmeckt als anderswo? In der norddeutschen Tiefebene sickert das Wasser nicht durch Kalkschichten in den Boden. Das macht das Trinkwasser besonders weich.
Es waren wohl die wohlhabenden Bauern, die im späten 18. Jahrhundert aus der einfachen Teepause eine Zeremonie gemacht haben. Mit festen Regeln im zarten Porzellan der „Ostfriesischen Rose“. Warum man den Tee nicht umrührt und was es mit „Kluntje“ (Kandis), „Rohm-Lepel" (Rahmlöffel) und „Wulkje“ (Wolke) auf sich hat, erfahren die Besucher anhand von Exponaten und im Gespräch mit den Guides in der kulturgeschichtlichen Ausstellung des Teemuseums.
Die dienstägliche Teestunde im Museum mit drei Tassen Kostprobe muss coronabedingt vorerst ausfallen. Dass die Teetied gerade auch wegen der Regeln eine rundum gemütliche Zeit beschert, können Besucher 300 Meter weiter in der Ostfriesischen Teestube am Hafen der pittoresken Altstadt selbst erleben. Und das nahegelegene Haus Samson zeigt in den Obergeschossen über einer Weinhandlung, wie Ostfriesen früher wohnten. – Wenn der Lockdown endlich beendet ist.
Hier erfahren Sie noch mehr über die ostfriesische Teekultur.
Das empfiehlt die Ostfriesland Tourismus GmbH in Leer:
o alles Wissenswerte rund um den Tee: von Anbau über Herstellung und Transport bis hin zur jahrhundertealten Teekultur in Ostfriesland
o hier kann man auch eine Vielzahl des typischen Geschirrs mit der Ostfriesischen Rose bewundern
o öffentliche Teestunde dienstags (1 Stunde)
Besuch einer echten Teestube
o Direkt in der Altstadt gelegen
o Hier kann man in aller Ruhe eine Teezeremonie abhalten
o Tipp: statt Kuchen probiert man den Krintstuut (Rosinenstuten) mit Butter
Spaziergang durch die Altstadt, besonders sehenswert sind dabei:
o Haus Samson: eines der schönsten Häuser in Leer (niederländischer Barock, Backstein) mit einer Fassade aus 1643, dort befindet sich die Weinhandlung „Wein Wolff“, im OG gibt es ein privates Museum zur Ostfriesischen Wohnkultur
o Rathaus: deutsch-niederländischer Renaissancestil, der Bau hat einen sehr markanten Turm und eine wunderschöne Backsteinfassade
o Museumshafen und Alte Waage: Weitere Sehenswürdigkeiten in Leer sind der Hafen und die Alte Waage. Hier handelt es sich um einen zweistöckigen Backsteinbau im niederländischen klassizistischen Barock, der früher zum Wiegen der Güter diente, die den Hafen erreichten oder verließen. Direkt neben der Alten Waage findet sich der Museumshafen von Leer, älteste Schiffsanlegestelle der Stadt mit verschiedenen historischen Häuser und restaurierten Traditionsschiffen
Wenn man noch etwas mehr Zeit hat:
o empfiehlt sich eine einstündige Hafenrundfahrt mit dem Grachtenboot Koralle
o Abstecher zum Schloss Evenburg, beeindruckende Alleen, englischer Landschaftspark, im Schloss selbst befindet sich ein Museum mit einer Dauerausstellung und wechselnden Sonderausstellungen