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Letzte Aktualisierung: 02.10.2024

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Tanzfestival Rhein-Main vom 9.- 18. November

von Ilse Romahn

(06.11.2023) Mit dem faszinierenden Stück Navy Blue (12.11., Staatstheater Darmstadt), der ersten großen Ensemblearbeit von Oona Doherty, findet das diesjährige Programm des Tanzfestivals seinen Fortgang. Es entfaltet mit Sergei Rachmaninows Klavierkonzert Nr. 2 eine bewegende Choreografie und sehr persönliche Reflexion über Tanz und existenzielle Ängste der Gegenwart. Weitere Musik ist in Zusammenarbeit mit dem britischen Mercury Prize Gewinner Jamie xx entstanden.

Der südafrikanische Choreograf Gregory Maqoma folgt zusammen mit dem Komponisten und Theatermacher Thuthuka Sibisi in Broken Chord, am 11.11. und So. 12.11. im Großen Haus Staatstheater Darmstadt, den Spuren des vergessenen African Choir, ein Chor, der im 19. Jahrhundert das europäische Publikum begeisterte und die Vorstellung von afrikanischer Musik prägte. Das Stück ist zugleich eine bewegende Auseinandersetzung mit den kolonialen Verstrickungen, die bis in die Gegenwart hineinwirken.

Der in Neapel geborene Choreograf Alessandro Schiattarella erzählt in Zer-brech-lich am 13. und 14.11. in der Großen Halle des Frankfurt LAB von der Verschiedenheit der Körper und lässt die drei Performer Victoria Antonova, Alice Giuliani und Laila White auf der Suche nach dem Pop-Moment ein glamouröses Tanz-Konzert feiern. Und macht dabei den Umgang mit der eigenen Zerbrechlichkeit zur politischen Vision der Achtsamkeit. Für alle (!) ab 12 Jahren mit Audiodeskription & Tastführung für blinde und sehbehinderte Besucher.

Verena Billinger & Sebastian Schulz bringen in Geteilter Abend ihre so lust- wie kraftvolle Choreografie über Öffentlichkeit und Privatheit, Kontrollverlust und Selbstermächtigung im Mousonturm vom 16.-18.11. zur Uraufführung. Verena Billinger, die seit langem selbst wieder auf der Bühne steht, teilt ihren persönlichen Blick auf ihr Leben und lädt das Publikum ein, ihre Beziehung zu Tanz und Choreografie mitzuerleben.

Eine Aura des Vergänglichen schimmert durch das von Ohad Naharin mit dem Hessischen Staatsballett geschaffene Last Work, das am 18.11. als Wiesbadener Premiere im Hessischen Staatstheater Wiesbaden, Großes Haus gezeigt wird. Ein energetisch-dichtes Tanzstück des Leiters der Batsheva Dance Company, das auch durch eine gedämpfte Ruhe und meditative Grundspannung wird, die neben dem dynamischen Tanz von den elektronischen Sounds des deutschen DJs Grischa Lichtenberger getragen wird.

In À la carte, dem ersten Stück von Ioannis Mandafounis, dem neuen künstlerischen Leiter der Dresden Frankfurt Dance Company, das im Bockenheimer Depot vom 15.-18.11. im Rahmen des Tanzfestivals zur Uraufführung kommt, kann das Publikum mit Hilfe einer „Speisekarte“ – oder vielmehr „Tanzkarte“ mit einer Szenenauswahl Teil des kreativen Prozesses werden und den Verlauf der Aufführung beeinflussen. Mit kreativem Feuer nimmt das Tanz-Ensemble die vom Publikum gewählten dramaturgischen und rhythmischen Linien auf und bringt sie jeden Abend neu in Bewegung.

„Versteife deine Gelenke und perfektioniere Deine Luftgitarre“ – ganz ohne neokoloniale Aneignungen speist sich Colonastics, das einzigartige Fitness-Work-out von Joana Tischkau/ Elisabeth Hampe aus der Körperlichkeit weißer Kulturpraktiken. Für alle, die „die rationale Schärfe weißer Männlichkeit“ mit der Körperlichkeit „Schwarzer Femmes“ zu verbinden suchen, sind die Colonastics-Kurse vom 10.-12.11. im Mousonturm genau das Richtige. Gewählt werden kann unter anderem: „Whiteness is a State of Mind – Eine Traumreise nach Happyland“ oder „Total Body Schranzformation“. Detailliertes Programm: tanzfestivalrheinmain.de

Luna Cenere schafft mit Vanishing Place eine faszinierende Choreografie über das Verschwinden, um den Körper sprechen zu lassen. Sie führt zur Essenz von Tanz, zum Verhältnis von Körper, Raum und Bewegung und ist am 11.11., im Staatstheater Darmstadt, Kammerspiele zu sehen.

Sieben Tänzerinnen und Tänzer bewegen sich in Correction von VerTeDance, Jiří Havelka & Clarinet Factory, das am 14.11. und 15.11. im Hessischen Staatstheater Wiesbaden, Kleines Haus zu erleben ist, in einem scheinbaren Widerspruch: Obwohl sie nie ihren Platz verlassen, gleiten sie dennoch frei im Raum. Jeder Befreiungsversuch ist zwecklos. Ihre Körper schwingen sanft von links nach rechts, von rechts nach links, synchron wie ein menschliches Pendel. Für Menschen ab 10 Jahren.

Lovísa Ósk Gunnarsdóttir nimmt das Publikum in ihrem Stück When the Bleeding Stops mit in eine Welt der Verletzlichkeit, der Scham, der Empathie und des Humors. Das Stück begibt sich auf Tuchfühlung mit einer spezifischen weiblichen Erfahrung und lädt am 14.11. und 15.11. im Hessischen Staatstheater Wiesbaden, Wartburg dazu ein, mit den Frauen zu lachen, zu weinen und zu feiern und verleiht so Frauen in der Menopause eine Stimme.

Stimmen ohne Körper, Lächeln ohne Münder, Tränen ohne Augen: Durch die Magie des Bauchredens schaffen in Joachim Maudets Welcome, drei Stimmen wundersame poetische Räume und durch die Kluft zwischen dem Gesagten und dem Erlebten vielfältige Erzählungen. Ein absurder Abend, der das Publikum am 15.11. im Hessischen Staatstheater Wiesbaden, Kleines Haus zum Wundern und Schmunzeln einlädt.

Es blubbert, rieselt und plätschert, wenn die drei Tänzer in der wunderbar leichten Welt tauchen, paddeln und umherschwimmen, die sich der Tänzer und Choreograf Felix Berner in seiner Produktion blau für Kinder ab 2 Jahren ausgedacht hat. Ein anschauliches Stück, in dem sich alles um das Element des Lebens, ums Wasser dreht; zu erleben am 16.11. und 18.11. im Hessischen Staatstheater Wiesbaden, Studio.

Am 17.11. laden Hannah Shakti Bühler & Simon Mayer im Hessischen Staatstheater Wiesbaden, Wartburg zu einem Tanzkonzert und zeitgenössischen Ritual, in dem die Grenzen zweier Körper ineinanderfließen und zu einem gemeinschaftlichen Tanzerlebnis transformieren, zum Somatic Tratata: Rhythm, Rapture and Romance + Folkdance Party.

Mehr als eine Grundsatzfrage: Wie kann der Tanz selbst als Frage in Erscheinung treten und unsere Wahrnehmung von Kunst in Bewegung versetzen? In seiner Abschlussarbeit mit dem Titel 205 Questions about Dance des Masterstudiums „Choreografie und Performance“ an der Universität Gießen blickt der junge Choreograf Eslam Elnebishy vom 16.–18.11. im Mousonturm, Studio 1 auf seine eigene Tanzpraxis zurück und befragt die Grundannahmen der eigenen Ausbildung.

Ermöglicht wird das Tanzfestival Rhein-Main ebenso wie die überjährigen Aktivitäten der Tanzplattform Rhein-Main durch den Kulturfonds Frankfurt RheinMain. Sie werden zudem gefördert vom Kulturamt der Stadt Frankfurt am Main, dem Hessischen Ministerium für Wissenschaft und Kunst und der Stiftungsallianz [Aventis Foundation, Crespo Foundation, Hans Erich und Marie Elfriede Dotter-Stiftung, Dr. Marschner Stiftung, ODDO BHF Stiftung, Stiftung Polytechnische Gesellschaft Frankfurt am Main]. Das Tanzfestival Rhein-Main wird gesponsort von Energieversorgung Offenbach AG (EVO)

Das gesamte Programm finden Sie auf der zentralen Festivalwebsite: tanzfestivalrheinmain.de