Letzte Aktualisierung: 09.12.2024
Symposium: Kritische Theorie und das Erbe der Methaphysik.
Zum 100. Geburtstag des Philosophen Karl Heinz Haag
von Adolf Albus
(29.11.2024) Am Donnerstag, 5., und Freitag, 6. Dezember, widmet sich eine öffentliche Tagung dem Werk das Frankfurter Philosophen Karl Heinz Haag, einem bedeutenden, aber nur noch wenigen bekannten Vertreter der Frankfurter Schule.
Es referieren unter anderem Günther Mensching, Stephan Herzberg, Hermann Kokyba und Fiderun Fein. Für den Magistrat der Stadt Frankfurt begrüßt Kultur- und Wissenschaftsdezernentin Ina Hartwig. Das komplette Tagungsprogramm ist unter karl-heinz-haag.de einsehbar. Der Eintritt ist frei, Veranstaltungsort ist die Goethe-Universität, Campus Bockenheim, Hörsaalgebäude, Mertonstraße 17-21, Raum H 14.
Der am 17. Oktober 1924 in Höchst geborene Karl Heinz Haag studierte an der Philosophisch-theologischen Hochschule der Jesuiten in Oberrad und später am Institut für Sozialforschung. Hier gehörte er zum engen Kreis um die aus dem Exil in den USA zurückgekehrten Wissenschaftler Max Horkheimer und Theodor W. Adorno: „Seien Sie davon überzeugt, dass unsere Verbindung zum Schönsten gehört, was mir an der Universität seit meiner Ankunft aus Amerika widerfahren ist“, schrieb Horkheimer. Er sah Haag sogar als Nachfolger auf Adornos Lehrstuhl, was dieser aber ablehnte, da er dem akademischen Leben an der Universität zunehmend skeptisch gegenüberstand. 1971 verließ er die Universität endgültig und zog sich nach Höchst zurück, um sich ganz seiner philosophischen Forschung zu widmen.
Haag geriet in den folgenden Jahren als wissenschaftlicher Eremit weitgehend in Vergessenheit. Er schrieb wenig, in 40 Jahren etwa 400 Seiten, verteilt auf zwei Bücher. Sein Werk widmet sich der Metaphysik und zeigt, warum die Naturwissenschaft nicht letzte Autorität in Fragen der Naturerkenntnis sein kann. Dabei stellte sich der Philosoph ebenso simple wie grundlegende Fragen: Wodurch ist die gegebene Natur gegeben? Was lässt die Naturdinge als geordnet erscheinen? Gibt es ein das Gegebene ordnendes Allgemeines, oder existieren nur singuläre Dinge? Wie sind dann aber Naturgesetze möglich? Der zeitgenössischen Philosophie gelten solche Fragen als Rückfall in ein längst überholtes metaphysisches Denken, eine Retrospektive auf dieses besonders für die Frankfurter Schule unkonventionelle Denken scheint zum 100. Geburtstag trotzdem – oder gerade deswegen – lohnend.
Die Tagung ist eine gemeinsame Initiative des Kultur- und Wissenschaftsdezernats, der Philosophisch-theologischen Hochschule Sankt Georgen, des Instituts für Sozialforschung, des Archivzentrums der Universitätsbibliothek, der Fachschaft Philosophie und des AStAs der Goethe-Universität. Die jeweiligen Vorträge setzen auf Diskussion und Kritik, wofür die Tagung den Raum bieten wird. Die Moderation des Symposiums liegt bei Kolja Huth. (ffm)