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Letzte Aktualisierung: 24.04.2024

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Stress für die Zähne

Wie seelische Belastungen dem Mundraum massiven Schaden zufügen

von Ilse Romahn

(19.10.2021) Ob hohe Arbeitsbelastung oder anstrengendes Privatleben − viele Menschen klagen inzwischen über chronischen Alltagsstress. Dass dieser sich allerdings nicht nur auf die Psyche, sondern auch auf die Zahngesundheit auswirkt, wissen die wenigsten.

„Versäumte Vorsorgeuntersuchungen, zu wenig investierte Zeit in die Pflege oder Zähneknirschen bilden dabei die häufigsten Gründe für stressbedingte Zahnerkrankungen“, weiß Dr. Lutz Spanka, Master of Science für Implantologie und Dentalchirurgie sowie Kieferorthopädie im ZahnZentrum NordWest in Hude.

Zahnpflege nicht vernachlässigen
Insbesondere in stressigen Phasen versuchen viele Menschen Zeit bei der Zahnpflege zu sparen. Sie verkürzen diese oder lassen sie manchmal sogar ganz ausfallen. Dabei ist es genau in solchen Situationen wichtig, sich trotzdem gründlich um die Zähne zu kümmern. „Viele Menschen essen beispielsweise zucker- und fettreicher, wenn die Zeit zum Kochen von gesunden Mahlzeiten fehlt. Diese Ernährung bildet die perfekte Basis für die Entstehung von Karies – insbesondere da Stress zusätzlich den Speichelfluss reduziert, der normalerweise Säuren im Mundraum neutralisiert und sogar den Zahnschmelz stärkt“, erklärt Dr. Spanka. Bei länger anhaltendem Stress wird zudem das Immunsystem geschwächt, was den gesamten Körper anfälliger für bakterielle Infekte macht. Eine leichte Zahnfleischentzündung kann sich deshalb schnell zu einer chronischen Parodontitis entwickeln und langfristig auch zu Zahnausfall führen. „Egal wie wenig Zeit der Alltag einem lässt, die Mundhygiene sollte nie vernachlässigt werden“, mahnt Dr. Spanka.

Knirschen rechtzeitig erkennen
Bei fast jedem fünften Deutschen macht sich der Alltagsstress auf eine weitere Weise bemerkbar: Sie knirschen nachts mit den Zähnen, in Fachkreisen auch Bruxismus genannt. Dieses stressbedingte Phänomen führt zum Abrieb des schützenden Schmelzes und macht die Zähne dadurch anfälliger für Karies. Beim Zusammenpressen der Zähne kann ein Druck von bis zu 480 Kilogramm pro Quadratzentimeter entstehen, der in vielen Fällen zu Rissen und Beschädigungen an der Zahnsubstanz führt. „Viele Menschen wissen gar nicht, dass sie nachts mit den Zähnen knirschen. Morgendliche Kiefer- oder Kopfschmerzen sowie Knackgeräusche des Kiefers stellen häufig erste Hinweise dar. Zahnärzte erkennen das Problem in der Regel an abgeriebenen Kauflächen oder einer stark ausgeprägten Kiefermuskulatur“, erklärt Dr. Spanka. Schnelle Hilfe bei Zähneknirschen bietet eine Aufbiss-Schiene, die Mediziner individuell an das Gebiss anpassen. Um ihre Zähne vor dem Abrieb und Druck zu schützen, tragen Patienten diese Schiene in der Nacht. Darauf aufbauend empfehlen sich weitere Maßnahmen wie Massagen oder Krankengymnastik, die die Kiefermuskulatur und den Nacken entspannen. „Besonders wichtig ist allerdings nicht nur die Linderung der Symptome, sondern auch die Suche nach den psychischen Ursachen. Betroffene sollten sich deshalb unbedingt beraten lassen, wie sie ihren Stresspegel dauerhaft senken können“, rät Dr. Spanka.

Weitere Informationen unter www.zzhu.de