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Letzte Aktualisierung: 19.04.2024

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Steckt das Coronavirus die regionale Wirtschaft an?

IHK-Blitzumfrage: Unternehmen erwarten Lieferengpässe und Umsatzeinbußen

von Tobias Quoika

(18.02.2020) Umfassende Reisebeschränkungen, geschlossene Firmenniederlassungen, eingeschränkte Geschäfte – das Coronavirus beeinträchtigt zunehmend auch deutsche Unternehmen.

Welche wirtschaftlichen Konsequenzen das für die Firmen im Rhein-Main-Gebiet hat, zeigt eine Blitzumfrage der Industrie- und Handelskammern im Rhein-Main-Gebiet mit 160 beteiligten Unternehmen, darunter auch Mitgliedsbetriebe der IHK Wiesbaden. Insgesamt rechnen 46 Prozent von ihnen mit Lieferengpässen und 51 Prozent mit Umsatzeinbußen.

Ihre Geschäftsbeziehungen mit China sehen 46 Prozent der Unternehmen konkret beeinträchtigt. Betroffen ist die Zusammenarbeit mit Abnehmern und Lieferanten ebenso wie mit Niederlassungen oder Produktionsstätten in China, weil das Coronavirus das Land praktisch lahmgelegt habe. Dazu kommen gut 30 Prozent, die derzeit noch keine detaillierte Aussage treffen können, welche Auswirkungen die Lage in China für ihr Unternehmen haben wird. 20 Prozent der Unternehmen haben reagiert und ihre Liefersituation verändert. Ein Grund ist, dass bereits 41 Prozent Rückfragen dazu erhalten haben. Weitere 11 Prozent erwarten Nachfragen.

Die Liefersituation macht sich auch bei Christopher Haas, Geschäftsführer der Haas & Co. Magnettechnik GmbH in Wiesbaden, bemerkbar: Das mittelständische Familienunternehmen produziert und vertreibt unter anderem Magnetfolien und technische Magnete sowie magnetische Sonderanfertigungen. Die Rohstoffe stammen zum Großteil aus asiatischen Ländern, wo sie abgebaut und zu Vorprodukten weiterverarbeitet werden. „Am Anfang sind wir bei unseren Partnern in China nur von einer zusätzlichen Woche ‚Zwangsurlaub‘ ausgegangen, jetzt werden die Nachrichten immer diffuser", sagt Haas. „Daher ist es für uns derzeit nicht leicht, die Lage einzuschätzen: Nach Auskunft eines Partners wird wieder gearbeitet, in einer anderen Provinz dagegen nicht.“ Hinzu komme die Transportsituation, die nach dem chinesischen Neujahrsfest ohnehin immer angespannt sei.
 
56 Prozent der befragten Firmen haben bereits ihre Geschäftsreisen nach China ausgesetzt. Ebenso wird erwartet, dass Messen mit starker chinesischer Beteiligung weltweit beeinträchtigt werden. Die Unternehmen sehen auch darin mittel- bis langfristige Auswirkungen auf ihr China-Geschäft. Trotz der hohen wirtschaftlichen Betroffenheit der Unternehmen zeigt das IHK-Stimmungsbild, nur neun Prozent der Unternehmen bewerten die von China getroffenen Maßnahmen als überzogen.

China ist für die deutsche Wirtschaft seit 2016 der wichtigste Handelspartner. Das deutsch-chinesische Handelsvolumen beträgt rund 200 Milliarden Euro pro Jahr.

Die Ergebnisse der IHK-Blitzumfrage und weitere Hinweise sind abrufbar unter www.ihk-wiesbaden.de/coronavirus