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Letzte Aktualisierung: 19.04.2024

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Stadträtin Weber gedenkt der Opfer des rassistischen Brandanschlags in Solingen

von Ilse Romahn

(29.05.2020) Am 29. Mai 1993 geschah in Solingen ein rassistischer Brandanschlag von Neonazis auf ein Zweifamilienhaus in Solingen. Fünf Menschen starben, weitere 17 wurden verletzt, zum Teil für ihr Leben lang.

Unter den Opfern war die damals neunjährige Hülya Genç, ein Schulkind. Nach ihr heißt in Frankfurt der Hülya-Platz. Integrationsdezernentin Weber: „Ich bin stolz auf unseren Hülya-Platz. Er ist eine Initiative aus der Mitte Frankfurts und ein sichtbarerer Bezugspunkt dafür, dass unsere Stadt eine Stadt ohne Rassismus sein soll. Es ist der erste Platz in der Bundesrepublik, der an muslimische Opfer rassistischer Gewalt erinnert. Für mich ist der Hülya-Tag ein wichtiges Datum in unserem Frankfurter Kalender: ein Tag des Gedenkens – auch daran, dass wie viel wir noch zu tun haben auf dem Weg zu einer Gesellschaft ohne Diskriminierung und Rassismus.“

Weber wird sich an der Gedenkveranstaltung am Freitag, 29. Mai, ab 17 Uhr, auf dem Hülya-Platz beteiligen und am Mahnmal Blumen ablegen. „Wir wollen nicht vergessen, was Anfang der 1990er Jahre passiert ist in einer Welle rassistischer Gewalt. Die Namen Hoyerswerda, Rostock-Lichtenhagen, Mölln und Solingen stehen für Ausschreitungen und Mordanschläge gegen Menschen, die bei uns Asyl suchten oder eine neue Heimat gefunden hatten“, sagte Weber.

„Wir müssen uns dies in Erinnerung rufen, wenn wir an die vielen weiteren Akte rassistischer Gewalt denken, die seitdem passiert sind - zuletzt in Hanau, in unserer Nähe. Wir wollen auch nicht vergessen, wie die damalige Bundesregierung 1993 mitteilte, sie wolle nicht in einen ‚Beileidstourismus“ verfallen und einen Besuch am Ort des Verbrechens unterließ‘, sagte die Dezernentin. „Die Nacht, in der Hülya Genç ermordet wurde, war seinerzeit ein schrecklicher Höhepunkt einer Welle rechtsextremer Gewalt in den Jahren nach der Wiedervereinigung. Doch wie viele schreckliche Höhepunkte sind dem inzwischen gefolgt! Diesem Mordanschlag, an den wir heute erinnern, war eine aggressive und emotional aufgeladene Debatte in Medien und Politik um Fragen von Flucht und Asyl vorausgegangen. Das war vor 27 Jahren – als hätten wir seitdem kaum etwas daraus gelernt.“

Lernen könnten wir noch heute von der bewundernswerten Haltung der Familie Genç, sagte die Integrationsdezernentin. „Mir bleiben die Worte von Johannes Rau in Erinnerung, der als Bundespräsident zehn Jahre später sagte: ‚Da war kein Hass, kein Abschied, sondern stets der Ruf nach Versöhnung zwischen den Menschen und den Völkern. Das ist das positive Signal nach der schrecklichen Tat.‘ Es liegt an uns, solche positiven Signale selbst zu Taten werden zu lassen“, sagte die Integrationsdezernentin. (ffm)