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Letzte Aktualisierung: 24.04.2024

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St. Leonhard: Im Glanze Heiliger Stätten

Dauerausstellung im Archäologischen Museum

von Ilse Romahn

(17.05.2021) Zwei mittelalterliche Kirchen im Westen der einstigen Frankfurter Altstadt, gut 100 m voneinander entfernt und eng miteinander verbunden: die Kirche des ehemaligen Karmeliterklosters (um 1250 bis 1803), heute Hauptstandort des Archäologischen Museums Frankfurt, und St. Leonhard, die älteste erhaltene Kirche der Frankfurter Innenstadt.

Titel der Begleitbroschüre „Im Glanze Heiliger Stätten. St. Leonhard in Frankfurt am Main“
Foto: Archäologisches Museum Frankfurt
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Die beiden benachbarten Sakralbauten verbindet mehr als nur die räumliche Nähe und ihre Baugeschichte, die bis in das 13. Jahrhundert zurückreicht. Nach Auflösung des Klosters im Jahr 1803 wurden Teile seines Inventars nach St. Leonhard überführt. Die Pfarrgemeinde nutzt bis heute das liturgische Gerät, zwei Beichtstühle sowie das Kirchengestühl aus der Karmeliterkirche.

Durch das Denkmalamt der Stadt Frankfurt konnten in den Jahren 1927–1928 und 2009–2017 die mittelalterliche Ausstattung und einzigartige Funde innerhalb der Leonhardskirche wiederentdeckt werden. Die dabei zum Vorschein gekommenen Objekte gelangten als archäologische Bodenfunde ins Archäologische Museum Frankfurt, wo sie inventarisiert und größtenteils auch konserviert und restauriert wurden. Im Zuge der Ausgrabungen kamen herausragende Beispiele spätmittelalterlicher Plastiken im Verfüllschutt des frühen 19. Jahrhunderts zum Vorschein, und zwar in der Südapsis die Tonscherben einer Beweinungsgruppe, im Chorbereich ein Atzmann und in der Heiliggrabkapelle Teile einer Ölberggruppe sowie Architektur- und Skulpturenfragmente eines Heiligen Grabes.

Die aktuelle Ausstellung „Im Glanze Heiliger Stätten. St. Leonhard in Frankfurt am Main“ widmet sich der Kirche insbesondere vor dem geschichtlichen Hintergrund der Kreuzzüge und des Pilgerwesens sowie der Lage Frankfurts als Station an den Jakobswegen und den Pilgerwegen nach Jerusalem. Außerdem wird der Einbindung der Stadt in diese internationalen Netzwerke des Mittelalters Aufmerksamkeit zuteil.

So bezog sich die der Gründung der heutigen St. Leonhardskirche zugrunde liegende Schenkung König Friedrichs II. im Jahr 1219 auf eine „Kapelle zu Ehren der Heiligen Gottesmutter und Jungfrau Maria und des seligen Märtyrers Georg“. Georg war Schutzpatron der Kreuzfahrer.

Die Bildnisse des heiligen Jakobus des Älteren und zweier Pilger mit Bundhaube, Stab, Tasche und Muschel im Tympanon eines der romanischen Portale verdeutlichen, dass das Gotteshaus nicht nur für die Bürger Frankfurts, sondern auch für Pilger bestimmt war, die auf der Wallfahrt zum Grab des Apostels nach Santiago de Compostela oder zum Heiligen Grab nach Jerusalem in der Leonhardskirche Station machten. Zudem lassen sich am Bau architektonische Bezüge zur Grabeskirche im Heiligen Land erkennen.

Die Ausstellung schlägt damit nicht nur Brücken zurück bis ins Frankfurt des 13. Jahrhunderts, sondern bettet St. Leonhard darüber hinaus durch die Themen „Kreuzzüge“, „Pilgerfahrten“ und „Passionsfrömmigkeit“ ein in die internationalen Geflechte des Mittelalters von Nord- über Südeuropa bis in den
Mittelmeerraum hinein.

Die Ausstellung der Funde aus St. Leonhard in der Annenkapelle des ehemaligen Karmeliterklosters stellt einen ersten Baustein im Rahmen der geplanten Neukonzeption der Dauerausstellung des Archäologischen Museums Frankfurt dar, in welche die Archäologie des Mittelalters und der Neuzeit integriert werden soll. Damit sollen zukünftig wichtige Abschnitte der Frankfurter Stadtgeschichte thematisiert werden, die bisher in der Dauerausstellung des Archäologischen Museums nicht vertreten waren.

Darüber hinaus unterstreicht die für die Ausstellung zum wiederholten Male praktizierte enge Zusammenarbeit der beiden heute im ehemaligen Klosterareal untergebrachten Institutionen, des Archäologischen Museums und des Instituts für Stadtgeschichte, die Bedeutung des Karmeliterklosters als Ort,
an dem die Geschichte Frankfurts dokumentiert, erforscht und vermittelt wird.

Die Begleitbroschüre „Im Glanze Heiliger Stätten. St. Leonhard in Frankfurt am Main“ (ISBN 978-3-88270-511-9) ist für 8,50 € im Museumsshop erhältlich.

Die Ausstellungseröffnung fand unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt. Die Reden wurden aufgezeichnet und sind auf der Homepage oder im Youtube-Kanal abrufbar. Es sprachen Kulturdezernentin Dr. Ina Hartwig, Stadtdekan Dr. Johannes zu Eltz, Leitender Direktor Dr. Wolfgang David, Kuratorin Dr. Verena Smit.

www.archaeologisches-museum.frankfurt.de