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Letzte Aktualisierung: 28.03.2024

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Stärkung von Teilhabe und Selbstwert im Alter

Sozialdezernentin Voitl freut sich über neues Permakultur-Gartenprojekt im Pflegeheim

von Ilse Romahn

(08.02.2023) Eigenes Gemüse anbauen, mehr draußen sein, mit der Nachbarschaft ungezwungen in Kontakt kommen und gemeinsam die Ernte zubereiten: In einem neuen Angebot des Frankfurter Programmes „Würde im Alter“ können Seniorinnen und Senioren eines Pflegeheims künftig gemeinsam mit Expertinnen und Experten sowie der Nachbarschaft ihren Garten gestalten.

Frankfurts Sozialdezernentin Elke Voitl (3. v. links) und der Vorstandsvorsitzende des Frankfurter Verbandes für Alten- und Behindertenhilfe e.V, Frédéric Lauscher, mit Vertreterinnen der GemüseheldInnen bei der Vorstellung der Pläne im Heinrich-Schleich-Haus
Foto: Stadt Frankfurt am Main, Foto: Bernd Georg
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In dem Projekt legen pflegebedürftige Menschen bei Interesse eine nachhaltige PermaKulturInsel im Garten des Heinrich-Schleich-Hauses in Fechenheim mit dem Verein GemüseheldInnen an und pflegen diese. Auch Nachbarinnen und Nachbarn des Heinrich-Schleich-Hauses des Frankfurter Verbandes sind eingeladen, sich ehrenamtlich für den Garten zu engagieren.
 
„Ich freue mich sehr, dass hier ein neuer Ort der Begegnung entsteht – von älteren Menschen mit den Bewohnern des Stadtviertels, aber auch mit der Natur“, sagt Sozialdezernentin Elke Voitl. Das Heinrich-Schleich-Haus öffne sich nach außen und biete seinen Bewohnerinnen und Bewohnern mit dem Gartenprojekt eine weitere erfüllende und sinnstiftende Tätigkeit an. „An diesem Beispiel zeigt sich, wie unser kommunales Programm ‚Würde im Alter‘ gezielt Maßnahmen für lebensältere Menschen in unserer Stadt fördert und von unseren Trägern für neue Wege genutzt wird. Ich bin allen Beteiligten für ihr Engagement sehr dankbar“, sagt die Sozialdezernentin.
 
Ab Mitte Februar soll mit ersten Vorarbeiten die bisher schlichte Rasenfläche in ein blühendes und ertragreiches Idyll für Menschen und Tiere umgewandelt werden. Der Plan des „Fechenheimer Pflegegärtchens“ sieht unter anderem Gemüsebeete, ein Insektenhotel, mehrere Komposte, Obstbäume, einen Kräutergarten, einen Käferkeller und ein Feuchtbiotop vor. Für Menschen, die vielleicht nicht mehr tatkräftig mit anpacken können oder wollen, entsteht ein Sitzbereich, von dem aus sich die Natur genießen und das Treiben beobachten lassen kann.  
 
„Mit diesem Projekt beschreiten wir als Frankfurter Verband wieder neue und innovative Wege, um pflegebedürftigen Menschen mehr Selbstbestimmung und mehr Möglichkeiten der eigenständigen Gestaltung des Lebens zu eröffnen“, sagt dessen Vorstandsvorsitzender Frédéric Lauscher. „Wenn gleichzeitig noch der Klimaschutz gefördert und die Stadt lebenswerter gestaltet wird, ist dies ein zusätzlicher Gewinn. Das Projekt zeigt, dass man trotz Pflegebedürftigkeit sinnvoll, sinnstiftend und mit Freude aktiv das Leben gestalten kann, für sich selbst, mit Anderen und für Andere“, sagt Lauscher.
 
Zwei Permakultur-Expertinnen der GemüseheldInnen, Maren Zimmermann und Lea Fleur Sorgler, begleiten das Projekt mit zwei Teilzeitstellen. „Wir finden es wichtig, dass die unterschiedlichen Generationen zusammenkommen, sich austauschen, zusammenwachsen. Und dafür könnte es keinen besseren Ort geben als einen Permakultur-Garten! Das Projekt hat für uns Modell-Charakter“, sagt Laura Setzer, eine der Gründerinnen der GemüseheldInnen. Auch Zimmermann freut sich riesig über das neue Projekt: „Wir möchten einen Ort voller Lebendigkeit, Aktivität, Austausch und Innehalten schaffen, wo man gemeinsam frisches und gesundes Gemüse ernten kann. Wir sind sehr dankbar, dass das Sozialdezernat die Kooperation der GemüseheldInnen mit dem Frankfurter Verband möglich gemacht hat.“
 
Die GemüseheldInnen setzen sich seit 2019 in Frankfurt für eine regionale, nachhaltige und biologische Landwirtschaft im Stadtraum ein. Was als Projekt von zwei Frauen in einem Garten begann, ist inzwischen eine Bewegung geworden: Heute bewirtschaften mehr als 300 aktive Gärtnerinnen und Gärtner 21 Gärten an unterschiedlichen Standorten in Frankfurt. Das Prinzip der Permakultur ist ein umfassendes Konzept für die Gestaltung menschlicher Systeme nach dem Vorbild der Natur. Im Gartenbau sowie der Landwirtschaft bedeutet Permakultur, dass auf Agrarchemikalien und schwere Maschinen verzichtet und stattdessen auf sorgfältige menschliche Handarbeit und ein fundiertes Wissen über die Vorgänge in der Natur und im Garten gesetzt wird. (ffm)