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Letzte Aktualisierung: 25.04.2024

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Sprache. Macht. Gerechtigkeit. Wer darf wie reden?

von Adolf Albus

(28.10.2021) Gender-Sternchen und Binnen-I, Vermeidung von als diskriminierend empfundenen Begriffen – für die einen ist all dies ein Muss auf dem Weg zu einer gerechteren Gesellschaft, für die anderen ein unnötiger Eingriff an der falschen Stelle. Welche Rolle die Sprache im Zusammenleben spielt und inwieweit sprachpflegerische Eingriffe zulässig oder gar notwendig sind, darum geht es bei der 50. Ausgabe der Römerberggespräche.

Inwiefern muss das Geschlecht im Sprachgebrauch stets explizit gemacht werden und auf welche Weise? Um kaum etwas wird derzeit so leidenschaftlich gestritten wie über Gender-Sternchen, Binnen-I und Co. Gerechtigkeitsempfinden steht dabei gegen Sprachgefühl. Die einen wollen inklusiver und diskriminierungsfreier sprechen, die anderen fühlen sich zu phonetischen Verrenkungen genötigt. Hier wird die Sprache als Hort historischer und gesellschaftlicher Ungerechtigkeiten begriffen, dort fühlen sich Menschen durch immer neue Sprachnormen bevormundet und überfordert. Gender-Sprache gilt ihrerseits mancherorts als Herrschaftssprache eines gebildeten Milieus, an dem nicht alle teilhaben. Non-binäre und Trans-Menschen verbinden mit der Gender-Sprache die Hoffnung auf mehr gesellschaftliche Sichtbarkeit, während bei den Kritikern von einer „Sprachdiktatur“ die Rede ist. Eine einvernehmliche Lösung in diesem Konflikt erscheint schwierig.

Worum geht es eigentlich – und wer bestimmt, wie wir reden sollen? Diesen Fragen gehen die 50. Römerberggespräche nach unter dem Titel „Sprache. Macht. Gerechtigkeit. Wer darf wie reden?“

am Samstag, 6. November 2021

im Chagall Saal des Schauspiel Frankfurt

nach. Aus dem geistes- und sozialwissenschaftlichen Forschungsverbund „Normative Ordnungen“ der Goethe-Universität nehmen die Juristin Prof. Dr. Dr. h.c. Ute Sacksofsky, M.P.A. (Harvard) sowie der Sprachphilosoph Prof. em. Dr. Martin Seel teil. Sacksofsky diskutiert mit der Philosophin Prof. Dr. Gudrun Perko (Fachhochschule Potsdam) über „Sprache und Gerechtigkeit“, Seel wird den Abschlussvortrag „Macht und Gegenmacht der Sprache“ halten. Außerdem sind an der Jubiläumsausgabe der Römerberggespräche beteiligt: der Soziologe Prof. Dr. Aladin El-Mafaalani (Universität Osnabrück), der wissenschaftliche Direktor des Leibniz-Insituts für deutsche Sprache Prof. Dr. Henning Lobin, der Politikwissenschaftler Prof. em. Dr. Peter Graf von Kielmansegg, der Journalist Thomas Thiel (Frankfurter Allgemeine Zeitung), die Schriftstellerin Nele Pollatschek, der Sprachwissenschaftler Univ.-Prof. Dr. phil. Anatol Stefanowitsch (FU Berlin), die nichtbinäre Dramatikerin und Autorin Sasha Marianna Salzmann und die Soziologin Prof. Dr. Paula-Irene Villa Braslavsky (Universität München). Moderiert wird die Veranstaltung von der Journalistin Hadija Haruna-Oelker und von Alf Mentzer, dem Leiter der Literaturredaktion von hr2-kultur.

Die Frankfurter Römerberggespräche bestehen seit 1973 in ununterbrochener Folge und sind eine feste Institution der Debattenkultur in Deutschland. Vorsitzender des Trägervereins Römerberggespräche e.V. ist Miloš Vec, Professor für Rechts- und Verfassungsgeschichte an der Universität Wien und seit 2013 assoziiertes Mitglied des Frankfurter Forschungsverbundes Normative Ordnungen.