Das Online-Gesellschaftsmagazin aus Frankfurt am Main

Letzte Aktualisierung: 04.10.2024

Werbung
Werbung

Sorge um Versorgung von Diabetespatienten

90.000 Unterschriften an Gesundheitsminister übergeben

von Christina Seddig

(18.09.2024) Mit einer Petition hatte der Bundesverband niedergelassener Diabetologen e.V. (BVND) in den vergangenen Wochen die Politik aufgefordert, Nachbesserungen am Gesundheitsversorgungsstärkungsgesetz (GVSG) vorzunehmen. Die Auswirkungen des Gesetzes auf die Versorgung von chronisch erkrankten Menschen waren im derzeitigen Entwurf schlichtweg nicht mitbedacht worden. Jetzt übergaben Diabetologen gemeinsam mit ihren Patienten beim Bundesministerium für Gesundheit (BMG) über 90.000 Unterschriften und forderten entschlossen die Politik zum Handeln auf.

„Wir sind heute hier, um auf die Bedürfnisse von chronisch Erkrankten und uns Ärzten, die diese versorgen, aufmerksam machen. Der derzeitige Entwurf des GVSG bedroht die Existenz vieler diabetologischer Schwerpunktpraxen und damit ganz unmittelbar die künftige Versorgung von chronisch und schwer an Diabetes erkrankten Menschen“, so Dr. Iris Dötsch, stellvertretende BVND-Vorsitzende. „Die Problematik hat man inzwischen auch im BMG erkannt. Wir fordern nun die Politik auf, das Gesetz im parlamentarischen Verfahren entsprechend nachzubessern. Entsprechende konkrete Vorschläge dafür liegen auf dem Tisch!“

Die Deutsche Diabetes Gesellschaft e.V. (DDG) teilt diese Einschätzung uneingeschränkt: „Die Zukunft der diabetologischen Schwerpunktpraxen, die mit ihren strukturellen, organisatorischen und personellen Voraussetzungen eine umfassende Expertise bei der Versorgung von Menschen mit Diabetes aufweisen, ist mit dem aktuellen Entwurf des GVSG in akuter existenzieller Gefahr. Inzwischen leben mehr als neun Millionen Menschen in Deutschland mit Diabetes. Jährlich erkranken ca. 500.000 Menschen neu. Es ist inakzeptabel, dass die Politik die medizinische Versorgung dieser Menschen aufs Spiel setzt, weil die erforderliche leitliniengerechte Behandlungsintensität und -qualität nicht mehr vergütet werden kann. Wir appellieren an die Abgeordneten des Deutschen Bundestages, das Gesetz anzupassen und die Bedürfnisse von Menschen mit Diabetes endlich ernst zu nehmen“, erläutert Dr. med. Tobias Wiesner, DDG Vorstandsmitglied und niedergelassener Diabetologe.

Auch diabetesDE - Deutsche Diabetes-Hilfe sorgt sich um die künftige Versorgung von Diabetespatienten: „Vor zwei Wochen hatten wir ein Treffen mit 40 engagierten Menschen mit Diabetes, die sich entsetzt zeigten über die bisherige Version des GVSG. Sie fordern mehr Respekt für ihr tägliches Diabetes-Management und die engmaschige Versorgung in den Diabetes-Praxen“, sagt Nicole Mattig-Fabian, Geschäfts-führerin von diabetesDE – Deutsche Diabetes-Hilfe. 

Für kritisch befunden werden insbesondere die geplante Umstellung von Quartalspauschalen auf Jahrespauschalen für die Versorgung von chronisch erkrankten Menschen sowie die im Gesetzesentwurf vorgesehenen Kriterien unter welchen die Vorhaltepauschalen gestaffelt ausgezahlt werden.