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Letzte Aktualisierung: 19.04.2024

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Sommerbau, gemeinsames Projekt Künstlerhaus Mousonturm und Frankfurt LAB

von Gabriele Müller

(11.05.2021) Als gemeinsames Projekt wollen Künstlerhaus Mousonturm und Frankfurt LAB in den kommenden Monaten ein temporäres Freilicht-Logentheater für ca. 200-300 Besucher nach einem Entwurf des Architekturkollektivs raumlaborberlin (Benjamin Foerster-Baldenius, Florian Stirnemann) im Kaiserleiviertel zwischen Frankfurt und Offenbach errichten.

Damit folgt dem im Sommer 2020 entstandenen Bau im Mousonturm im zweiten Jahr der Pandemie ein weiterer spektakulärer, möglichst „coronagerechter“ Theaterraum, mit dem der seit vielen Monaten völlig zum Erliegen gekommene Kulturbetrieb im Sommer 2021 open air wieder aufgenommen werden kann, und in dem sich das aufgrund der pandemiebedingten Einschränkungen auch auf absehbare Zeit noch bestenfalls defizitäre Erleben von Theater in eine besonderen Raumerfahrung, ein neues Gemeinschaftserlebnis und ein hoffentlich unvergessliches Theaterereignis verwandeln lässt.

Der Sommerbau soll voraussichtlich von Juli bis Oktober 2021 über 3 Monate von den LAB-Partnern Künstlerhaus Mousonturm, Ensemble Modern und Dresden Frankfurt Dance Company sowie vielen weiteren Kooperationspartnern aus der freien Szene ebenso wie von anderen städtischen Institutionen bespielt werden. Der Sommerbau kann damit erstmals wieder größere Publikumsveranstaltungen in verschiedenen künstlerischen Disziplinen ermöglichen, ebenso wie öffentliche Auftritte von Künstlern aus und in Hessen und Arbeitsaufträge für selbstständige Veranstaltungstechniker. Er ist zur Förderung vorgesehen im Rahmen des Programms „Ins Freie!“ durch das Hessische Ministerium für Wissenschaft und Kunst sowie im Rahmen des Programms #TakePlace durch den Fonds Darstellende Künste mit NEUSTART KULTUR-Mitteln der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien.

Hessens Kunst- und Kulturministerin Angela Dorn dazu: "Theater, Musik, Tanz, Kunst - das geht in diesem Sommer am ehesten unter freiem Himmel, dem angesichts der Pandemie sichersten Ort. Der SOMMERBAU von Mousonturm und Frankfurt LAB verkörpert vorbildlich, was wir uns im hessischen Kulturpaket II mit unserem Förderprogramm "Ins Freie!" vorgenommen haben: Open-Air-Bühnen schaffen, auf denen unterschiedliche Ensembles und Initiativen auftreten können. Auf einen großartigen Kultursommer!"

„Seit über einem Jahr ist die Kultur erfinderisch, stellt sich flexibel immer wieder neuen Herausforderungen. Ebenso viel Kreativität sollte auch die Politik in der Suche nach individuellen Lösungen und alternativen Formaten für die Kultur beweisen. Die Ungeduld wächst bei den Künstlerinnen und Künstlern genauso wie bei uns Besucherinnen und Besuchern: Wir möchten uns wiedersehen und gemeinsam Kunst erleben. Dafür brauchen wir öffentliche Räume, für deren Bespielung durch die lokale Freie Szene in den Sommermonaten auch ich, gemeinsam mit dem Mousonturm als städtische GmbH, Mittel beantragt habe. In einer gemeinsamen Initiative mit dem Mousonturm ist nun dieser erste großartige Aufschlag in Form des „Sommerbaus“ gelungen. Das ist ein schönes Zeichen für die gesamte Metropolregion, dafür danke ich Matthias Pees ganz herzlich.“ Ina Hartwig, Kulturdezernentin Stadt Frankfurt am Main.

Der Sommerbau, eine Konstruktion aus Stahlgerüsten und Holz in Form eines vierstöckigen Hexagons, bietet auf 3 Etagen und fünf seiner sechs Seiten in ca. 100 überdachten, vorn und hinten gut durchlüfteten Zweierlogen bis zu 200 Zuschauern Platz. Die sechste Seite wird zum bespielbaren Bühnentor für Auftritte in die zentrale, sechseckige Spielfläche in der Mitte des Baus, die einen Durchmesser von mehr als 25 Meter aufweisen wird und insbesondere auch Tanz- und Gesangsdarbietungen unter Einhaltung der Mindestabstände ermöglicht. Je nach Bedarf und Vortragsart kann diese Fläche ggf. auch flexibel teilbestuhlt werden, zum Beispiel für Konzerte, für die dann insgesamt bis zu 300 Plätze angeboten werden können.

In seiner runden, offenen Form erinnert der Sommerbau an ikonische Theaterräume wie Shakespeares Globe Theatre oder an ein kleines Kolosseum. raumlaborberlin will damit für die Zuschauer auch open air unter Einhaltung von Hygienekonzepten einen Ort für größtmögliche Nähe, echten Austausch und ein einmaliges Kunsterlebnis schaffen.

Neben der baulichen Trennung der Logen kommen die im Mousonturm und Frankfurt LAB erfolgreich erprobten Hygienekonzepte zum Einsatz. Sie sehen die sitzplatzgenaue Datenerfassung der Besucher des Sommerbaus vor, außerdem spezielle Einlassverfahren und Publikumslenkungen samt künstlerischem Begleit- und Vermittlungsprogramm, die den Besucherstrom entzerren und Gruppenbildungen verhindern. Bis dahin ggf. einsatzbereite tagesaktuelle Corona-Testkonzepte per App können bei Ticketkauf und Einlasskontrolle eingebunden werden. Auch für die auftretenden Künstler kommen die in Mousonturm und Frankfurt LAB entwickelten Hygienekonzepte zum Einsatz, die zuletzt etwa regelmäßige Tests von Künstlern, Technikern und Mitarbeitern, Quarantänezeiten für aus dem Ausland einreisende Künstlern und Gruppen sowie unter Beteiligung von Sicherheitsbeauftragten erarbeitete Inszenierungs-konzepte beinhalteten.

Nach intensiver Suche wurde ein Grundstück im Kaiserleiviertel direkt an der Stadtgrenze zwischen Offenbach und Frankfurt als idealer Veranstaltungsort ausgemacht: er kann über mehrere Monate ununterbrochen genutzt werden, ist ebenerdig und tragfähig, befindet sich in zentraler Lage mit guter Anbindung an den Mainuferweg und den ÖPNV, jedoch in noch ausreichender Distanz zu Anwohnern. Die OFB Projektentwicklung GmbH gab als Eigentümerin des Grundstücks ihre Zusage für die Errichtung des temporären SOMMERBAUS an dieser Stelle und unterstützt damit das Vorhaben maßgeblich.

„Ich freue mich sehr, dass dieses im absolut positiven Sinne ambitionierte Projekt hier bei uns in Offenbach seine Heimat finden soll und trotz der Pandemie die Chance auf ein Stück sommerliches Kulturleben für die beiden Nachbarstädte und die unmittelbare Region eröffnet“, so Dr. Felix Schwenke, Kulturdezernent und Oberbürgermeister der Stadt Offenbach.

Klaus Kirchberger, Vorsitzender der Geschäftsführung bei der OFB Projektentwicklung, sagt: „Die Corona-Pandemie setzt dem gesamten Kunst- und Kulturbereich seit fast einem Jahr stark zu. Jeder von uns merkt, wie sehr kulturelle Attraktionen im eigenen Leben fehlen. Wir freuen uns sehr, den SOMMERBAU auf unserem Grundstück begrüßen zu können, und damit regionale Kunst- und Kulturprojekte zu unterstützen.“

Durch die Vermittlung der Offenbacher Ämter für Kulturmanagement und Wirtschaftsförderung zustande gekommen, aber auch tatkräftig durch das Frankfurter Kulturdezernat unterstützt, kann der SOMMERBAU auch an die mittlerweile zahlreichen künstlerischen Kooperationsprojekte des Mousonturms in Offenbach und mit Offenbacher Künstler sowie an die guten Kooperationserfahrungen zwischen verschiedenen Frankfurter und Offenbacher Kulturinitiativen und -Institutionen anknüpfen – und vielleicht auch schon einen kleinen Vorgeschmack geben auf die Zusammenarbeit beider Städte für die Ausrichtung des Festivals „Theater der Welt“ 2023.

Sollten alle notwendigen Planungen, Genehmigungsverfahren und Aufbauten rechtzeitig abgeschlossen werden können, soll im Sommerbau ab Mitte Juli (mit dem Beginn der hessischen Sommerferien) ein vielfältiges Programm verwirklicht und die Freilichtbühne täglich für Aufbauten, Proben oder Aufführungen genutzt werden. Hessische Ensembles werden mit ihren größtenteils erst in der Pandemie entstandenen Projekten zentrale Akteuren sein. Eine detaillierte Programmplanung soll Anfang Juni vorgestellt werden.

Das Sommerbau-Programm soll der Vielfalt der in der Region wohnenden Menschen entsprechen und sich möglichst vielen öffnen. Mit dem im Mousonturm bereits bewährten solidarischen Preissystem, das auch im Sommerbau für die meisten Veranstaltungen angeboten werden soll, können Zuschauer selbst entscheiden, welchen Preis sie bezahlen können und möchten.