Shabana Maliki war Gastrednerin bei der Einbürgerungsfeier im Römer
„Frankfurt ist für mich wie ein Garten voller Vielfalt. Die Stadt ist von Jahr zu Jahr noch bunter geworden“, beschreibt Shabana Maliki ihren Eindruck von der Mainmetropole von heute. Die gebürtige Afghanin hält die Festrede bei der Einbürgerungsfeier in der Paulskirche am Donnerstag, 28. März.

Foto: Stadt Frankfurt / Rainer Rüffer
Aus ihrer persönlichen Erfahrung weiß sie um die Schwierigkeiten, die jeder Anfang in einem fremden Land mit sich bringt und ist glücklich darüber, den neuen Staatsbürgern etwas mit auf den Weg geben zu können.
Um die Jahrtausendwende ist sie aus dem Kriegsland Afghanistan nach Deutschland geflohen: „Für mich gab es hier die reale Chance, mich in Freiheit und Sicherheit weiterzuentwickeln und meine Träume und Wünsche von einer gerechten Welt zu verwirklichen“, erinnert sich Maliki im Gespräch. „Anfangs hat man sehr viel mit sich zu tun, man muss die Sprache lernen, man will neue Kontakte knüpfen und sich an das System gewöhnen. Erst, wenn diese Hürden gemeistert sind, kann man sich seiner Umwelt öffnen und das Land mit all seinen Vorzügen auch genießen. Dann geht viel mehr als manche sich vielleicht vorstellen können.“
Das beweist ihr beruflicher Lebensweg: Nachdem sie ihren Schulabschluss nachgeholt und eine Ausbildung zur Krankenpflegerin abgeschlossen hat, besteht Maliki die Fachhochschulreife. Gleich im Anschluss daran beendet sie sowohl Bachelor- als auch Masterstudium mit dem Schwerpunkt Gesundheitsmanagement. Immer bestrebt sich weiterzuentwickeln, noch mehr zu lernen, strebt sie aktuell die Promotion als nächstes großes Ziel an.
Während ihres Studiums wuchs auch das Bewusstsein dafür, wie groß der Bedarf für die Pflege älterer Menschen mit Migrationshintergrund ist. „Früher spielte sich die häusliche Pflege mehr im Umfeld der Familie ab. Das hat sich verändert. Viele Menschen mit Migrationshintergrund würden sich freuen, wenn sie besser über externe Pflegeangebote informiert würden“, skizziert Maliki die Situation.
Neben vielen anderen sozialen, ehrenamtlichen Engagements unter anderem als Mitbegründerin der bundesweiten Initiative „Bildung ohne Grenzen“ leitet die Gastrednerin der Einbürgerungsfeier 2019 seit letztem Jahr das Pilotprojekt CARE-Guides. Dessen Ziel ist es, Pflegelotsen auszubilden, die je nach fremdsprachlicher Kompetenz und kulturellem Hintergrund in einer bestimmten ausländischen Community eingesetzt werden und so Kontakt und Austausch erleichtern.
Sich selbst aktiv einzubringen und mitzugestalten, sei ganz entscheidend, damit die Integration vollständig gelingen könne, sagt Maliki. Insbesondere in den Bereichen Kommunikation und Bildung setzt sie sich mit ihren Projekten für den Abbau von Vorurteilen und Diskriminierung ein. Als Mutter sieht sie sich dabei auch privat in einer Vorbildfunktion: „Ich habe mich sehr früh im Schulelternbeirat und später im Stadtelternbeirat eingebracht. Für die nachfolgenden Generationen ist es einfach ein tolles Signal, wenn die Eltern bereits Teil des gesellschaftlichen Lebens sind.“
In Frankfurt mit seinem internationalen Flair, so erzählt sie, sei es für Menschen mit fremdländischer Herkunft besonders leicht Anschluss zu finden. Die Stadt war ihre erste und bisher einzige Station in Deutschland und ist längst zur Heimat geworden. „Ich habe mich hier immer wohlgefühlt und würde in dieser faszinierenden Stadt gerne noch mehr erreichen“, blickt sie voller Zuversicht auf die Träume, die sie sich bisher noch nicht erfüllen konnte.
Wenn man der Deutschen mit afghanischen Wurzeln zuhört, den Glauben und die Überzeugung in ihren Worten spürt, wird schnell klar, warum sie von Sozialdezernentin Daniela Birkenfeld gefragt wurde, vor den vielen neu eingebürgerten Frankfurterinnen und Frankfurtern zu sprechen. Ihr Motto „Die Erde ist nur ein Land und alle Menschen sind ihre Bürger. Mit Freude können wir mehr Freunde finden“, macht Mut, die Einbürgerung als Beginn einer großartigen Geschichte zu verstehen.