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Letzte Aktualisierung: 25.04.2024

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Seit 40 Jahren erobern Schüler die Bühne

von Ilse Romahn

(30.06.2022) Am Montag, 4. Juli, heißt es für 20 Frankfurter Schultheatergruppen wieder „Bühne frei“. Mit einer großen Eröffnungsfeier, bei der alle Gruppen einen kurzen Ausschnitt aus ihrem Stück vorstellen, starten die 40. Frankfurter Schultheater Tage im Gallus Theater.

Bis Freitag, 8. Juli, zeigen Schülerinnen und Schüler von der zweiten bis zur zwölften Klasse einem breiteren öffentlichen Publikum ihre Inszenierung und erhalten die Möglichkeit, in einen gemeinsamen Austausch darüber zu treten.
 
Seit vier Jahrzehnten bietet das vom Dezernat für Bildung, Immobilien und Neues Bauen der Stadt Frankfurt geförderte Festival Schülerinnen und Schülern den Rahmen, durch die gemeinsame Theaterarbeit in der Gruppe über sich hinauszuwachsen und durch den Austausch darüber ein zunehmendes kulturelles Verständnis sowie Wertschätzung für andere Gruppen zu entwickeln. „Theaterspiel fördert die Auseinandersetzung mit sich selbst und mit unserer Gesellschaft,“ sagt Bildungsdezernentin Sylvia Weber. „Es ist eine Ausdrucksmöglichkeit völlig unabhängig von Herkunft und sozialem Hintergrund und deshalb so wertvoll, wenn es um kulturelle Teilhabe und die Ausbildung individueller Kompetenzen geht.“
 
Bei den Schultheater Tagen geht es nicht um einen Wettbewerb um das beste Stück oder die talentiertesten Spielerinnen und Spieler. Im Vordergrund steht bei der Entwicklung der Stücke das Zusammenspiel, die Ensembleleistung gleichberechtigter Spielerinnen und Spieler. Entsprechend wird auch keine Gruppe zur Siegerin gekürt, sondern die Einzigartigkeit und die Besonderheit der jeweiligen Gruppe herausgestellt.
 
An diesem Konzept hat sich über die Jahre wenig geändert. Bereits 1982, als das Schauspiel Frankfurt diese Festivalidee von Berlin und Hamburg übernahm, ging es darum, voneinander zu lernen, sich gegenseitig zu inspirieren. Gewechselt hat jedoch mehrfach die Spielstätte: Von 1983 bis 1992 fanden die Schultheater Tage im Theater am Turm statt, von 1993 bis 1996 waren sie Gast im Bockenheimer Depot. Danach hat sie Dieter Buroch von 1997 bis 2015 im Künstlerhaus Mousonturm beherbergt. Nach zwei Gastspielen im Schultheater Studio 2012 und 2016 haben die FSTT in den letzten Jahren im Gallus Theater eine ideale Spielstätte gefunden.
 
Aktuell ist das Festival so geplant, dass sich jeweils zwei Partnergruppen schon während der Probenphase gegenseitig besuchen und die Theaterarbeit der anderen Gruppe kennenlernen. Bei den Schultheater Tagen schauen sich die Schülerinnen und Schüler die jeweilige Aufführung der anderen Gruppe an und moderieren das Nachgespräch.

Auch in diesem Jahr gibt es wieder ein vielfältiges Programm, darunter viele Eigenproduktionen, die sich mit den Themen Gruppenzwang, Diversität, Identität oder Zusammenhalt in der Gruppe beschäftigen. Zu sehen sind auch mehrere Tanz-(Theater-)Performances und Inszenierungen mit Tanzelementen wie etwa Goethes „Faust“ eines DS-Kurses der Tony-Sender-Oberstufe.
 
Ein besonderes Projekt ist „Was geht mich der 8. Mai an“. Für einen digitalen Stadtplan sowie eine interaktive App, die ab November im Historischen Museum genutzt werden kann, haben Schülerinnen und Schüler von fünf Oberstufenkursen verschiedener Frankfurter Schulen einminütige Videobeiträge zu den Themen Verfolgung, Widerstand und jüdisches Leben in der Zeit von 1933 bis 1945 erstellt. Die Theaterpädagogin Judith Senger, die das Projekt entwickelt hat und leitet, stellt Ausschnitte aus den Beiträgen und die beteiligten Schülerinnen und Schüler in einer Dokumentation vor, die bei den Schultheater Tagen ihre Premiere haben wird.
 
Damit die Mitwirkenden sich viele Stücke anschauen können, haben sie freien Eintritt zu allen Aufführungen. Karten können über das Gallus Theater reserviert werden. Einige Aufführungen sind bereits ausgebucht. (ffm)