Seit 25 Jahren fünfstellige Postleitzahlen
Warum haben Sie vor 25 Jahren neue, fünfstellige Postleitzahlen eingeführt?
Stefan Heß: Das hatte im Wesentlichen zwei Gründe. Zum einen ging es uns darum, die postalische Wiedervereinigung Deutschlands voran zu treiben. Daher mussten die beiden bestehenden Postleitzahlensysteme in Ost und West vereinheitlicht werden. Zum anderen ging es um das Thema „Qualität“. Wir haben Anfang der 1990er Jahre die Brief- und Paketlogistik in Deutschland auf völlig neue Füße gestellt. Wir haben damals 83 neue Brief- und 33 Paketzentren gebaut, um die Postbearbeitung wirtschaftlicher und schneller zu machen. Das ist ja auch gelungen, denn heute sind 93 Prozent aller Inlandsbriefe bereits am nächsten Tag beim Empfänger. 1992, mit den alten Postleitzahlen, lag diese Quote noch unter 80 Prozent.
Was hat denn die Wiedervereinigung mit den Postleitzahlen zu tun?
Heß: Die Wiedervereinigung Deutschlands war der Startschuss für die Neustrukturierung des Postleitzahlensystems. Bis 1993 hatten über 800 Städte in Ost- und Westdeutschland die gleichen Postleitzahlen. Diese Doppelungen gab es auch bei uns in der Region: Zum Beispiel hatten Frankfurt und Suhl beide die „6000“, Darmstadt und Meiningen beide die „6100“, Wiesbaden hatte zusammen mit Bad Salzungen die „6200“ und Mainz und Gera teilten sich die „6500“. Im schlimmsten Fall hätte es also passieren können, dass Post für Frankfurt in Suhl gelandet wäre oder umgekehrt. Von 1990 bis 1993 arbeiteten wir deshalb mit den Kürzeln „O“ für „Ost“ und „W“ für „West“ vor den Postleitzahlen. Diese Übergangslösung konnte dann mit der Einführung der fünfstelligen Postleitzahlen am 1. Juli 1993 entfallen.
Warum wurden die Briefe durch die neuen Postleitzahlen schneller?
Heß: Das liegt daran, dass wir mit Hilfe der fünfstelligen Postleitzahlen die Sendungen schneller dorthin steuern können, wo sie hin sollen. Und dies liegt wiederum an der besonderen Systematik der Zahlen. Die ersten beiden Ziffern zeigen bereits die Zielregion der Sendung an. Wir nennen das die Leitregion. Und die Ziffern drei bis fünf verraten uns, ob es sich um eine normale Hausanschrift, eine Postfachadresse, einen Großkunden oder um eine Packstation handelt.
Sie haben sich die Umstellung damals 400 Millionen DM kosten lassen. Eine stolze Summe?
Heß: Das ist richtig. Doch das war gut angelegtes Geld. Mindestens aus zwei Gründen: Erstens galt es damals eine wirklich historische Leistung zu vollbringen. Wiedervereinigungen zweier Staaten sind auch postalisch sehr selten. Zweitens können wir Briefe heute schneller und zuverlässiger sortieren und transportieren als zuvor.
Wie viele Postleitzahlen gibt es heute in Deutschland? Und wer vergibt überhaupt Postleitzahlen?
Heß: Zurzeit sind in Deutschland 28.278 verschiedene Postleitzahlen vergeben, davon 8.181 für Orte, 16.137 für Postfächer, 3.095 für Großkunden und 865 für sogenannte Aktions-Postleitzahlen. Sämtliche Zahlen werden ausschließlich durch uns vergeben. Bei Änderungen von Postleitzahlen, zum Beispiel infolge von Gemeindegebietsreformen, beteiligen wir die betroffenen Gemeinden im Sinne einer einvernehmlichen Lösung.
Welches waren denn die größten Herausforderungen bei der Umstellung?
Heß: Die gesamte Umstellung war eine Herkulesaufgabe. Schon das zur Einführung der Postleitzahlen verteilte Nachschlagewerk war ein Rekord. Es wurde 40 Millionen Mal gedruckt – auf 38.000 Tonnen Papier! Außerdem musste die Briefsortiertechnik angepasst und Mitarbeiter entsprechend geschult werden. Rund 60 Millionen Privatkunden „im schreibfähigen Alter“, etwa drei Millionen Geschäftskunden, unseren Mitarbeitern sowie den Firmen und Postdiensten im Ausland musste der Stichtag 1. Juli 1993 vermittelt werden. Das haben wir dank einer umfassenden Werbe- und Informationskampagne geschafft: Am 1. Juli trugen bereits 57 Prozent aller Briefe die neuen Postleitzahlen, nach einer Woche 78 Prozent und nach zwei Wochen lagen bereits weit über 90 Prozent aller Briefe am Tag nach der Einlieferung beim Empfänger.
Besonderheiten
Die höchste Postleitzahl mit 99998 besitzt die Gemeinde Körner im Unstrut-Hainich-Kreis (Thüringen). Am 9. September 1999 Punkt neun Uhr setzte die Gemeinde zusammen mit der Deutschen Post sogar noch einen drauf: Die Postleitzahl 99999 wurde bis zum Jahresende eingeführt (und ist aktuell nicht mehr aktiv!). Am besagten 9.9.1999 konnte sich die Gemeinde Körner vor Philateliefreunden kaum retten. Rund 10.000 Gäste reisten aus ganz Deutschland und sogar aus Frankreich an, um sich diesen einmaligen Sonderstempel mit insgesamt zehn Neunen zu sichern. Die Idee rührte noch aus DDR-Zeiten: Da gab es am 8.8.1988 in 88 Zittau eine ähnliche Aktion.
Die niedrigste Zustell-Postleitzahl ist die 01067 und liegt mitten in der Dresdner City.
230 Orte in Deutschland haben mehr als eine PLZ.
NRW hat die meisten, Saarland die wenigsten aktiven Postleitzahlen.
„Schnapszahlen-PLZ“: 22222 in Hamburg und 33333 in Gütersloh.
Die Leitregion-Ziffern 05 und 11 wurden zunächst nicht genutzt (die „11“ wurde dann aber im Zuge des Regierungsumzugs für die Bundeseinrichtungen vergeben, z.B. „11011“ für Deutscher Bundestag).
Mit der Bräutigamseiche, Dodauer Forst in Eutin, ist unter der PLZ 23701 sogar ein einzelner Baum per Post erreichbar.
In Frankfurt gibt es Gebäude mit eigener Postleitzahl: z. B. Opernturm (60306), Messeturm (60308) oder Squaire (60600).
Auch für die Feldpostleitstelle in Pfungstadt gibt es eine eigene Postleitzahl, die für alle Feldpostsendungen gilt: 64298.